@ SheepShaver
Ich bleibe dabei, dass du die Linke mit den echten sozialistischen bzw. kommunitischen Parteien verwechselst, die es daneben auch noch gibt. (Aber glücklicherweise, wie die Rechtsradikalen, weit davon entfernt es in den Bundestag zu schaffen.)
Die Linke ist inhaltlich nichts anderes als der ehemalige linke Flügel, der der SPD seit Schröder abhanden gekommen ist. Würden die Linken und die SPD sich "wiedervereinigen", dann hätten wir wieder die alte SPD vor Schröders "Neuer Mitte" und Agenda2010. Kein kommunistisches Monstrum, sondern die "vollständige" SPD, mit der z.B. die alte FDP früher mal problemlos koaliert hat und die wohl besten Regierungen bildete, die Deutschland jemals hatte.
Warum ist eine vollständige SPD so ein furchtbarer Gedanke? Warum soll die SPD nicht das gesamte demokratische linke Spektrum abdecken können, so wie es die Union mit dem rechten tut? Rechts neben denen ist ja auch kein Platz mehr für eine weitere demokratische Partei.
Das ist übrigens auch ganz klar so gewollt und wurde von Strauß seinerzeit offiziell als Ziel proklamiert:
"Rechts von der CSU darf es keine demokratisch legitimierte Partei geben".
Und von wegen "böse SED" und deren Erbe bei den Linken. CDU und FDP haben die systemtreuen Blockparteien damals gleich komplett integriert. Inklusive beinharten Ex-Kommunisten, die noch Wochen vor der Wende an den
"festen Klassenstandpunk" appelierten und Parteigenossen mit illustrer Stasi-Vergangenheit (z.B. Lothar de Maizière, Deckname Czerni, Cousin unseres Verteidigungsministers), von denen man sich niemals distanziert hat.
Was ist besser? Ex-Kommunisten, die sich nach der Wende opportunistisch um 180° gedreht und weiter Karriere gemacht haben, oder welche, die zumindest zu der Vergangenheit stehen und den linken Positionen treu bleiben (sie aber demokratisierten)?
Ich habe jedenfalls ganz und gar kein gutes Gefühl bei den Blockflöten-Wendehälsen. Wenn die einfach so reibungslos von einem diktatorischen Regime auf ein demokratisches Umschwenken konnten, dann geht das bei passenden Umständen bestimmt genauso gut auch umgekehrt.
Zum Thema FDP:
Den Niedergang der FDP sehe ich darin, dass sie wie gesagt inzwischen eben nur noch für "Freiheit" in Sinne von unbeschränkter Freiheit für die Wirtschaft stehen, nicht mehr für eine freiheitliche Gesellschaft. Indem sie sich "alternativlos" an die Union gekettet haben, haben sie sich dann endgültig überflüssig gemacht, denn wer eine CDU-Regierung will (speziell mit Merkel als Kanzlerin), der wählt direkt die Union. Nicht dieses merkwürdige gelbe Anhängsel.
Die FDP hat (wie die SPD nach Schröder) alle Warnsignale übersehen/ignoriert und es versäumt sich rechtzeitig grundlegend zu reformieren und zu alten Werten zurückzufinden.
Dabei gabs schon vorher reichlich Warnschüsse (1998 war die FDP auch schon fast draußen und in den letzten Jahren flog man aus nahezu allen Landtagen), nur wurden die zwischendurch durch das vorübergehende Hoch in den Wahlergebnissen überdeckt, das sich als Reaktion auf die allgemein verhasste Große Koalition einstellte. Das war aber wie gesagt eigentlich keine Bestätigung der neo-liberalen Linie der FDP, sondern einfach nur eine Klatsche der Wähler gegen die beiden "Volksparteien". Irgendwo mussten die Stimmen hin und sie verteilten sich halt gleichermaßen auf die drei kleinen Parteien (und die "Sonstigen").
Dass die Union dabei ebenfalls abgewatscht wurde und 2009 das schlechteste Ergebnis seit 1949 hinlegte, wurde nur durch die noch viel dramatischeren Verluste der SPD überdeckt. Und darurch, dass die FDP so stark wurde, dass es für Schwarz-Gelb reichte.
Deswegen verstehe ich auch nicht, warum in den Medien immer wieder behauptet wird, die Deutschen würden eine Große Koalition mehrheitlich begrüßen. Von wegen "Stabilität". Die Deutschen
hassen die Große Koalition und strafen sie jedes mal ab!
Wenn die SPD sich wieder darauf einlässt, wird sie ihr eigenes Todesurteil unterschreiben. Die Union kann es sich leisten wieder ein paar Wähler zu verlieren. Die SPD aber nochmal so abgestraft wird wie 2009 (-11%), dann findet sie sich bei den nächsten Bundestagswahlen weit hinter Grünen und Linken wieder und darf dann darum zittern, ob sie es in Zukunft überhaupt nochmal ins Parlament schaffen oder ob sie der FDP in die Vergessenheit folgen.