Wer eine Pizzaria neben einer bereits etablierten Konkurenz-Pizzaria aufmacht wird wahrscheinlich auch keinen Erfolg haben.
Der richtige Standort muss halt gut gewählt sein.
Unsinn!
Wenn die Qualität, das Marketing und die Alleinstellungsmerkmale stimmen, können sogar beide Pizzerien nebeneinander erfolgreich sein. Das klappt nur dann nicht, wenn die eine Pizzeria ihre Mitarbeiter nach Ertragslage bezahlen darf, die andere aber zu übermäßigen Lohnzahlungen gesetzlich verpflichtet wird. Womit dieselbe Pizza bei der einen Pizzeria 8 €, bei der daneben aber 14 € kostet.
Folgt man Deiner Ansicht, können wir alle Städte und Dörfer entlang der östlichen Grenzen mit Planierraupen dem Erdboden gleichmachen. Denn mein Beispiel gilt ja nicht nur für Frisörbetriebe. In Polen oder Tschechien ist nahezu alles bedeutend günstiger als bei uns. Dort arbeiten die Menschen auch für bedeutend weniger Geld.
Und vorallem, warum soll sich einer der 40 Stunden/Woche arbeitet noch mit dem Arbeitsamt rumschlagen müssen, nur weil sein Betrieb unwirtschaftlich ist? Eher sollte der Betrieb sich um eine staatliche Förderung bemühen und nicht der Arbeitnehmer.
Es ist Aufgabe des Arbeitgebers entsprechend zu wirtschaften, das er Gewinn macht. Das darf er nicht auf dem Rücken der Arbeitnehmer ausbaden.
Irrglaube. Der Arbeitgeber bezahlt ja nicht so wenig, weil er selbst dadurch besser Riesengewinne einstreichen kann. Sondern weil die Produktivität des einzelnen nicht mehr hergibt. Besonders im Niedriglohnsektor trifft das zu. Dort arbeiten überwiegend Geringqualifizierte. Die Unternehmen stehen zudem zumeist in internationalem Wettbewerb. Das bedeutet, ihre Konkurrenz besteht aus Unternehmen zB in China, die nicht einmal 2 € / Stunde zahlen.
Wenn Du diesen Unternehmen nun vorwirfst, dass sie nur aufgrund der Subventionierung existieren können, musst Du bedenken, was es bedeuten würde, wenn Du alle diese Unternehmen dichtmachen würdest: Alle diejenigen, die höher qualifiziert sind, müssten die Kosten der dann arbeitslosen Geringqualifizierten abfangen. Also mehr von ihrem Lohn weggeben. Ich sehe da ein Gerechtigkeitsproblem: Bist Du fleißig in Deiner schulischen und betrieblichen Ausbildung, qualifizierst Du Dich, lebst in dieser Zeit mit absolutem Minimum, darfst Du im Anschluss für all jene bezahlen (viel bezahlen!), die darauf keine Lust hatten. Und hältst Du Dich an die Linken, müssen diese ja noch viel mehr bekommen als bisher, um ihnen ein würdiges Leben zu ermöglichen.
Im Ergebnis: Nutznießer dieser Politik sind diejenigen, die lieber leben als zu arbeiten (in der Ausbildung als auch im Berufsleben), Verlierer sind die, die sich anstrengen. Da läuft was schief, oder?
Und wenn Du nun auf mein obiges Argument
Der Arbeitgeber bezahlt ja nicht so wenig, weil er selbst dadurch besser Riesengewinne einstreichen kann. erwiderst, das würde er doch tun, dann kannst Du ja meinem Modell aus
Post 638 bedenkenlos zustimmen. Denn dann würde der Arbeitnehmer ja genau davon profitieren.
Dein Modell hat auch einen gewaltigen Haken, nämlich fehlende Sicherheit. Das Unternehmen macht auf einmal weniger Gewinn und alle Arbeitnehmer verdienen weniger. Schon können sie ihren laufenden Kredit fürs Auto nicht mehr bezahlen, oder die Miete, usw.
Grundfalsch.
Kredite orientieren sich am Grundgehalt, nicht an Sonderzahlungen. Sie werden nur bewilligt, wenn das Grundgehalt zur Finanzierung ausreicht. Auch die Arbeitnehmer müssten sich an dem, was sie an Grundgehalt verdienen, ausrichten (und würden dies auch tun). Was sie darüber hinaus verdienen wäre ein für ein Jahr währender Bonus, mit dem Luxusanschaffungen oder anderweitige Rücklagen gebildet werden können. Du hast somit den Grundgehalt meines Modells oder aber die Bedingungen von Kreditgewährungen in der Bankenlandschaft nicht vollends begriffen.
Ich bin immer wieder erstaunt das es manche gut finden, wie Unternehmen auf Kosten der Steuerzahler ihren Gewinn einfahren.
Gut finde ich das nicht. Sondern ich halte es für zwingend notwendig. Das bedeutet nicht, dass ich dadurch in Jubel ausbreche.
Ich halte es für zwingend notwendig, dass auch und gerade für Geringqualifizierte ausreichend Jobs zur Verfügung stehen. Jobs, die die Produktivität besagter Bevölkerungsgruppen berücksichtigen, sowohl in den Anforderungen, als auch auch in der Bezahlung. Diese Jobs müssen sich immer noch rechnen, sonst gäbe es sie nicht mehr.
Ich hatte eingangs (Post 1) erwähnt, dass ein hiesiges Logistikunternehmen dichtgemacht und nach Polen verlagert wurde, bei dem ich als Student seinerzeit 6 € / Stunde verdient hatte. Es war nicht so, dass das Unternehmen (Textillogistik) einfach nach Polen abgewandert wäre, weil es dort bessere Gewinne erwirtschaften konnte. Es war vielmehr so, dass das Unternehmen hier in Bremerhaven insolvent war und geschlossen hat. Es hat den Vollbeschäftigten (nur Geringqualifizierte) etwa 8 € / Stunde gezahlt. Im internationalen Wettbewerb war es aber zu teuer. Nun übernahm ein polnisches Unternehmen diese Dienstleistung.
Wir dürfen um keinen Preis zulassen, dass eine Verlagerung "niederer" Tätigkeiten ins Ausland erfolgt, denn wir brauchen diese Jobs. Wir haben auch hier eine schiere Masse an Geringqualifizierten. Wir dürfen uns nicht zu schade sein, diese in unserem Land durchführen zu lassen. Und wir müssen uns mit den Preisen im Ausland messen können. Wir dürfen nicht zulassen, dass Jobs, die im Ausland aufgrund eines schlechteren Sozialsystems und aufgrund schlechterer Lohnquoten viel billiger angeboten werden, dorthin abwandern. Wir müssen mit Subventionen dagegenwirken. Soviele wie möglich dieser Jobs hierbehalten. Den hierzulande lebenden Menschen damit eine Perspektive bieten. Sie nicht im Stich lassen. DAS ist soziale Politik, keine Mindestlohnforderungen, die es diesen Menschen noch schwerer macht, ihre Jobs zu halten, oder die allen anderen Steuerzahlern noch größere Anstrengungen abverlangt, um die Subventionen zu zahlen.
Eines sollte jedem von uns überdies klar sein:
Unser Sozialstaat muss abgebaut werden oder zumindest nicht erweitert werden. In Zukunft wird es uns schlechter gehen als bisher.
Und der Grund dafür ist ganz einfach, und muss volkswirtschaftlich betrachtet werden:
Es gibt weltweit nur einen Kuchen, der verteilt werden kann (Weltwirtschaftsprodukt).
Je mehr Länder der zweiten und dritten Welt (Entwicklungsländer und die, die diesen Status bereits überwunden haben) wachsen, je mehr sie ihren Wohlstand dem unserigen angleichen, desto größere Stücke des weltweiten Kuchens beanspruchen sie logischerweise für sich. Und logischerweise wird unser Stück des Kuchens dadurch schrumpfen. In Zukunft werden die heutigen Industrieländer auf der Verliererstrasse stehen. Die jetzigen Entwicklungsländer auf der Gewinnerstrasse. Unser Zenit ist bereits überschritten, ab jetzt heißt es kleinere Brötchen zu backen. Sehr schön sieht man das an dem aufstrebenden China, das gerade auf seinem Zenit ist. Noch schafft es dort der Staat (der kommunistische Staat), die Bevölkerung klein zu halten. Schlechte Löhne, schlechte Arbeitsbedingungen, keine Freiheit. Der Staat dort wird sich nicht mehr sehr lange halten. Bedenkt meine Worte und wartet die nächsten 20, 30 Jahre ab. Dann werdet Ihr ein anderes China erleben.
Onkelhitman schrieb:
Der Druck ist unnötig, weil es nicht soviele Arbeitsstellen gibt. Du kannst die anderen 2,5 Millionen Arbeitslosen noch so prügeln, wenn es keine Stellen gibt, die sie ausüben KÖNNEN, dann können sie sich auch bewerben bis die Finger schwarz von Druckertinte sind.
Deine Einschätzung ist falsch.
Es gibt noch genug Arbeitsstellen, wenn die Bedingungen stimmen. Und es gibt genug Arbeitsstellen, die getauscht werden können und nach deren Tausch es sogar verlangt (unproduktive AN gegen produktive AN). Du solltest Dir die Arbeitsmoral im Durchschnitt mal anschauen: "Was denn, ich soll 30 Minuten länger arbeiten, ohne jeden Ausgleich? Ohne mich!" Und in Wirklichkeit wurden 8 Raucherpausen eingelegt und über eine Stunde mit den Kollegen geklönt.
Es sind nicht deine Kosten. Es sind die Kosten aller Steuerzahler.
Und damit sind es meine, vielmehr unsere Kosten.
Na dann bitte. Kündige und reinige Toiletten für 1000€ brutto und suche anderweitig einen Job. Je nachdem WAS du gelernt hast, WIEVIEL du gelernt hast, und WELCHE Jobs es überhaupt noch gibt als freie Stelle bekommst du einfach keine. Meinst du 3 Millionen Arbeitslose sitzen zu hause weil sie keinen Bock haben? "Ohne, nicht schon wieder so ein Job. Ne du, da bleib ich lieber zu hause." Wenn dem so wäre würden die 8 Millionen in Niedriglohnjobs ebenfalls zu hause bleiben.
Das ist Dein Totschlagargument, nicht wahr? Du glaubst anscheinend, ich würde meine 4000 € brutto mit nach Hause nehmen und könnte somit ohnehin nicht mitreden.
Du wirst mich nicht dazu bekommen, Dir mein exaktes Einkommen zu nennen, nur soviel: Ich arbeite (freiwillig zugunsten meines eigenen Unternehmens) knapp über Hartz-4-Niveau. Und das 60 - 70 h / Woche statt 40 h. Glaubs mir oder glaubs mir nicht. Ich könnte mir - das gebe ich zu - auch viel mehr auszahlen. Doch das würde mein Unternehmen gefährden, und dazu bin ich nicht bereit. Als erstes kommt das Unternehmen und meine MA, dann komme ich.
Und Du sagst es ja selbst: Viele Niedriglöhner wollen ihren Job. Sie sind froh, eine Beschäftigung zu haben, nicht nutzlos zu sein. Sie tragen einen erheblichen Beitrag zu unserer Gesellschaft bei. Wir dürfen sie nicht durch perfide Mindestlohnforderungen im Stich lassen, so dass sie ihren Job verlieren.
Um dir das Problem nochmal näher zu bringen: Ein Niedriglohnjob braucht keinen ZWANG. Er braucht ANREIZE.
Er braucht sowohl Zwang als auch Anreize. Zwang ist aber elementarer. Eine Einstellung à la "nö, das mache ich nicht" ist nicht akzeptabel, ist nicht diskutabel.
Jeder von uns hat die Pflicht, die Gesellschaft nach Kräften zu entlasten. Jeder von uns muss wissen, dass Sozialleistungen nicht aus reiner Herzensgüte und für jede Dauer gewährt werden, sondern eine Überbrückungsleistung sind. Jeder von uns hat die Pflicht, der Gesellschaft auch etwas zurückzugeben. Das bedeutet auch, in Arbeitsverhältnissen zu verweilen, die mir nicht unbedingt absolut passen. Ich kann mich immer anderweitig bewerben, kann andere Arbeitsverhältnisse anstreben. Ich darf aber zu keinem Zeitpunkt glauben, die Gesellschaft sei für mich verantwortlich. Die Gesellschaft zahlt für mich ein Überbrückungsgeld. Kein ich-suche-nach-dem-Job-der-mich-befriedigt-Geld. Meinem Wunschjob hinterherzugehen, ist schon meine Aufgabe. Und solange ich den nicht gefunden habe, habe ich alles anzunehmen, was mir geboten wird.
Natürlich sollte der Rentenanspruch entsprechend der Erwerbstätigkeit neu und anders berechnet werden. Da will ich Dir gar nicht widersprechen. Doch Du musst einsehen, dass dies allein als "Anreiz" nicht ausreicht. Wir brauchen auch einen gewissen Zwang, Jobangebote anzunehmen.
Im Übrigen wäre ich erfreut, wenn Du auch Stellung zu meiner These ( gesetzlich festgesetzte Gewinnbeteiligung) in
Beitrag 638 nehmen würdest. Dieses Modell ist eine Gegenkonstruktion zum bisherigen Mindestohnmodell, welches sowohl Arbeitnehmern als auch Arbeitgebern einen gewissen Abschätzungsspielraum ermöglicht und amS zu präferieren wäre.
MfG;
Dominion.
EDIT:
Sry, es ist leider nur ein Teil meiner Einlassungen hier erschienen. Beim Einloggen hatte ich vergessen, das Häkchen bei "eingeloggt bleiben" zu setzen. Offenbar hatte ich nicht meinen gesamten Post kopiert, tut mir leid. Es fehlen wichtige Teile.