franzerich schrieb:
Alles was über dem Kernel ist, ist der Eigenbrötler-Dschungel (oder auch GNU/Linux genannt bzw. die Linux-Distributionen). Dort gibt es keine Gesetze, keine Standards, keine Kompromisse. Jeder darf tun und lassen was er will. Da der Displayserver (Xorg/Wayland/Mir) ebenfalls über dem Kernel ist, gilt das auch dafür. Wem die Eigenbrötlerei nicht passt, soll sich eine andere Distribution suchen oder seine eigene forken... so die Philosophie.
Dann ist der Displayserver aber ein schlechtes Beispiel. Wenn nicht Xorg über Jahrzehnte De-facto-Standard war, was dann? Das Problem der Distributionsfragmentierung lässt sich doch im Wesentlichen auf die Paketsysteme herunterbrechen. Software muss für verschiedene Distributionen mehrmals gepackt werden.
Auch der Begriff GNU/Linux steht für Linux mit einem einen klar umrissenen Teil des Userlands. Nur handelt es sich dabei größtenteils um Kommandozeilenprogramme, an denen sowieso kein Ottonormalnutzer Interesse hat.
franzerich schrieb:
Du meinst, da würden die Distributionen noch weiter zerfallen - jap, das werden sie. Neben den bereits existierenden drölfzighundert Distributionen werden es dann drölfzighundert+drölfzehn.
Dieser Distributionsdschungel von dem du redest ist größtenteils nichts anderes als eine Spielwiese für Distributionsentwickler. Die meisten Distributionen mit den ganzen exotischen Namen spielen doch überhaupt keine Rolle. Hier könnte man doch höchstens anbringen, dass die experimentierfreudigen Distributionsarchitekten ihre Neugier zügeln sollten, um sich handwerklich an gestandenen Distros zu beteiligen. Ich plädiere dafür ihnen ihren Spieltrieb zu lassen.
Man kann sich an der Vielzahl
enstehender Linuxdistributionen aufreiben oder einfach 99% davon ignorieren. Die gestandenen Distributionen heißen dann Debian, Ubuntu, Red Hat, Suse und Arch (±2). Von denen gibt es dann noch beliebtere Derivate wie Mint oder Manjaro. Das ist immer noch viel aber sicher kleiner "drölfzighundert".
Zudem sollte man sich schon Fragen: Will eine neue Distro alles über den Haufen werfen, oder möchten die Entwickler ein andere Desktopenviroment in den Fokus stellen? Logisch - wenngleich das schon höher gelegenes Userland ist - hier treffen wir wieder die selben Probleme an. Aber auch hier würde ich wieder meinen: Die tonangebenden DEs sind entweder GTK oder Qt-basiert: Gnome und KDE vorneweg und dann noch ein paar leichtere alternativen wie XFCE. (Fenstermanager sind schon kein Mainstream mehr.)
franzerich schrieb:
Und trotzdem ist MIR nur ein weiteres Unkraut im schon bestehenden, dichten Unkrautfeld der Distributionen. Die sind alle am Eigenbröteln. Seit Jahrzehnten. Und dort liegt das Grundproblem.
Es gibt da z.B. einen klaren Trend: Systemd entwickelt sich derzeit zu einem Standard. Das erklärte Ziel ist es Distributionen einheitlicher zu gestalten. Die Furcht vor einer "Systemdisierung" exisitert natürlich auch - so entstehen aus Protest systemdfreie Alternativen. Nur stehen diese wieder wieder Abseits der gestandenen Distros.
franzerich schrieb:
Anstatt dass die Leute versuchen würden eine bestehende Distribution mit einem guten Tool zu verbessern, wird oft geforkt und damit Zeit und Energie verschwendet eine komplette Distributionen zu warten, anstatt sich nur auf das Tool zu konzentrieren.
Sicher sind ungebündelte Kräfte und doppelte Entwicklungen ein Problem in der Linuxwelt. Doch zum einen lässt sich das nur im begrenzten Maße lösen, denn du kannst freiwilligen Entwicklern vielleicht von anderen Philosophien überzeugen aber selten ihre Interessen ändern. Zum anderen hat das auch eine positive Seite: Die Ideen mancher dieser Rebellen sind gar nicht schlecht. Wäre z.B. nicht Arch-Linux entstanden, weil sich die Entwickler z.B. Debian angeschlossen hätten, würde mir persönlich heute definitiv etwas fehlen.
Zudem ist Gnome als Beispiel nicht mein Fall - hat aber durchaus seine Daseinsberechtigung.