Giesbert_PK schrieb:
"Für einen geplanten Einsatz gegen Handelsschiffe spricht weiterhin der vorgesehene Einbau von Torpedorohren, welche auf Großkampfschiffen der damaligen Zeit aufgrund der hohen Feuerentfernungen taktisch überflüssig geworden und nicht mehr anzutreffen waren".
Genau.
Man muss bedenken, für welchen Zweck die deutschen Kriegsschiffe zu der Zeit ausgelegt wurden.
Eine große Entscheidungsschlacht gegen die weit überlegene Royal Navy stand nach dem verlorenen 1. Weltkrieg nicht mehr zur Debatte.
Also gab es zwei Ziele:
1. Es mit anderen, zweitklassigen Flotten aufzunehmen (speziell mit den Franzosen), für den Fall, dass Großbritannien neutral bleibt.
2. Handelskrieg für den Fall, dass Großbritannien als Gegner mit dabei ist.
Die Auslegung auf Handelskrieg erklärt einige Besonderheiten der deutschen Kriegsschiffe aus der Zwischenkriegszeit. Nicht nur die Torpedos, sondern z.B. auch die großflächige Panzerung, als andere Nationen schon länger auf All or Nothing umgestellt hatten. Ein Handelsstörer muss nach einem Gefecht mit den zu erwartenden, kleineren Geleitschiffen (Zerstörern und Kreuzern) möglichst noch voll einsatzfähig bleiben und seine Mission wochen- oder monatelang fortführen können.
Ein Schlachtschiff z.B. der britischen oder amerikanischen Flotte war hingegen darauf ausgelegt, direkt nach der Seeschlacht erstmal wieder ins Dock zu gehen, damit die Schäden in den ungepanzerten Bereichen wieder geflickt werden können.
Ein anderes, kurioses Ergebnis der Handelskrieg-Strategie der Deutschen ist auch die Graf Zeppelin. Auch die war so ausgelegt, dass sie bei Bedarf eigenständig Kreuzerkrieg führen konnte. Deswegen die verhältnismäßig starke Bewaffnung und Panzerung. Sie sollte es selbst mit leichten Kreuzern und Zerstörern aufnehmen können, auch ohne ihre Flieger.
Wie sich herausstellte, waren allerdings U-Boote sehr viel besser für Handelskrieg geeignet, als alle Überwasserschiffe. Deswegen war Hitlers Entscheidung, nach den ersten größeren Niederlagen alle deutschen Großkampfschiffe zu verschrotten, eigentlich goldrichtig. (Die Sache wurde dann aber nach Protest der Admiräle etwas abgeschwächt und die Schiffe statt dessen als potentielle Bedrohung in Stellung gehalten, um britische Kräfte zu binden.)
tb4ever schrieb:
Ich glaub hier sind meistens immer die starren Torpedowerfer im Rumpf des Schiffes gemeint.
Solche starren Torpedowerfer in Schlachtschiffen kamen aber schon in den 20ern aus der Mode. Halt wegen der großen Gefechtsentfernungen in Seeschlachten.
Die deutschen WW2-Großkampfschiffe hatten ihre Torpedos nicht um gegen anderen Schlachtschiffe zu kämpfen, sondern schnell und unkompliziert Frachtschiffe zu erledigen.