"Nichts desto trotz sehen wir aber einige Schwierigkeiten darin, QuadCore-Prozessoren massiv im Markt durchzusetzen: Erstens einmal gibt es bei den DualCore-Modellen die höheren Taktfrequenzen zu kaufen und zweitens haben diese inzwischen einen erheblichen Preisvorteil. Unter dieser Ausgangslage einem Mediamarkt- oder Aldi-Käufer klar zu machen, das QuadCore-Modell zu nehmen, dürfte nicht ganz einfach sein. Und ausgerechnet die "Early Adopters" werden Intel hierbei weniger den Gefallen tun und zum QuadCore-Prozessor greifen, weil in dieser typischen Multiplikatoren-Gruppe eher weniger nach Äußerlichkeiten gekauft wird, sondern man durch den Kauf eines solchen Prozessors natürlich auch entsprechend mehr Leistung erhalten will ...
... Genau das können die QuadCore-Modelle derzeit aber noch nicht bieten, weil diese auf vielerlei Software-Feldern in typische MultiProzessor-Limitationen hereinlaufen. Ein gutes Beispiel hierfür sind die nur rudimentär auf DualCore-Prozessoren optimierten Spiele: Hierbei wird zumeist eine Teilaufgabe des Spiels (Gamewelt, K.I., Physik, Sound) auf den zweiten Core ausgelagert, idealerweise die am stärksten den Prozessor belastendste Teilaufgabe. Hierdurch ist immer schon eine gewisse Performancesteigerung zu erreichen, welche zwar meist meilenweit vom mittels DualCore-Modellen theoretisch machbaren 100 Prozent Performancegewinn entfernt ist - aber immerhin. Bei QuadCore-Modellen wird dieses Optimierungs-Formel aber immer schwieriger durchzusetzen, denn je stärker man die Teilaufgaben auf die einzelnen Cores schiebt, um so stärker limitiert die jeweils prozessorlastigste der einzelnen Teilaufgaben ...
... Ein einfaches Beispiel hierzu: Beansprucht Teilaufgabe 1 auf einem SingleCore-Modell 70 Prozent der Prozessorzeit und drei andere Teilaufgaben jeweils 10 Prozent, so kann man mittels eines DualCore-Prozessors, wo ein Core exklusiv an Teilaufgabe 1 herumrechnet, theoretisch 43 Prozent mehr Performance erzielen. Der Wechsel auf ein QuadCore-Modell würde in diesem Beispiel jedoch keinen weiteren Performancegewinn erbringen, denn es ist wirklich egal, ob die Teilaufgaben 2 bis 4 jeweils ihren eigenen Core bekommen, limitieren würde weiterhin die prozessorlastigste Teilaufgabe 1. Hier hilft das Aufteilen einzelner Aufgabengebiete auf die einzelnen Cores nicht mehr, sondern die einzelnen Teilaufgaben müssen so programmiert werden, daß sie für sich selber auf mehrere Core aufgeteilt werden können (multithreaded). Dies erfordert jedoch eine wirklich andere Art der Programmierung, was wohl eher eine Sache von einigen Jahren sein dürfte und kaum demnächst übers Knie gebrochen wird ...
... Sinnvoll ist dies wohl nur bei neuen Softwareprojekten - und da gerade im Spielebereich viele Fortsetzungen softwaretechnisch doch zumeist recht viel von ihren Vorgängerprogrammen mitnehmen, verschiebt sich die Einführung von multithreaded geschriebenen Spielen noch weiter nach hinten. Damit aber wird das Thema QuadCore im einzigen Softwarebereich, welcher noch wirkliche Performanceanforderungen an heutige Home-PCs stellt, noch für einige Zeit uninteressant bleiben. Vermutlich dürften AMD und Intel die QuadCore-Modelle längst über attraktive Preise und die (künstliche) Beschneidung des DualCore-Portfolios im Markt durchgedrückt haben, bevor die Spieleprogrammierer endlich nachziehen und entsprechend angepasste Software ausliefern. Für den bewußt kaufenden Bürger bedeutet dies, daß man QuadCore-Modelle im Auge behalten kann, derzeit und gerade bei der in der nächsten Zeit zu erwartenden QuadCore-Werbeoffensive jedoch nicht in Kaufhektik zu geraten beraucht - und sich besser mit schneller getakteten DualCore-Modellen zum günstigen Preis eindeckt."