Der Industrie geht es doch, so wie ich das sehe, um die Tatsache, dass digitale Produkte nicht verschleißen, also für immer verfügbar sind. Im vergleich zu Physischen Produkten, welche nach einer bestimmten Zeit verfallen, hat der Kunde den Vorteil, dass er es (theoretisch) unendlich lange nutzen kann.
Genau da entsteht die Unverhältnismäßigkeit bei Erträgen für solche Güter. Während also physische Güter mit erworbenem Know-how immer wieder neu produziert werden müssen (Da Güter verschleißen und ersetzt werden) und beim Verkauf dann Gewinnmargen abwerfen, wird ein digitales Gut nur einmal Produziert und kann unendlich mal vervielfältigt werden. Dabei unterliegt die digitale Form keinem Verschleiß.
Daraus ergibt sich (WICHTIG, nur im theoretischen Modell und ausschließlich Digital!) dass z. B. ein und dasselbe Spiel (vorausgesetzt, ein einziges mal gekauft) von jedem Menschen auf der Welt (durch z. B. Gebrauchthandel) ohne Qualitätseinbuße nacheinander gespielt werden kann. Jeder Mensch hat trotzdem die qualitativ gleiche Ausgangsbasis. Es ist unendlich und die Qualität der Software wird nach dem fertigstellen und hundertmaliger Nutzung nicht schlechter werden. Unfair, wenn es nur einmal bezahlt wurde.
Während es sich bei bspw. einem Auto gegenteilig verhält. Wenn 5000 Menschen nacheinander mit dem selben Auto ihre Freude haben wollen, bleibt nichts von dem Auto übrig. Es ist endlich und muss dann neu produziert werden und genau an dem Punkt kann der Produzent eine Gewinnmarge verlangen. (oder er produziert eben nichts).
Soweit zur Theorie, welche bekanntlich weit von der Praxis entfernt ist.
In der Praxis haben wir nicht ausschließlich Digitale Güter, sondern auch digitalen Inhalt auf Physischen Gütern. In dem Fall verhält es sich wie mit dem Auto. Ausnahme, ich kann zwar eine Image auf dem PC erstellen, brennen und verkaufen, Original ist das dann aber nicht.
Im Beispiel mit dem Spiel (auch Software) gibt es auch digital eine Alterung. Es verschleißt auf anderem Wege. Der Support wird mit der Zeit eingeschränkt, die Kompatibilität zu Betriebssystemen nimmt ab, das Interesse sinkt usw., es ist also mit der Zeit irgendwie doch weniger Wert und wird durch etwas anderes ersetzt.
Bei Musik gibt es diese Art Verschleiß zwar nicht, das selbe Lied kann man auch in 50 Jahren noch mögen und gerne anhören, Musik wird aber in der Regel spontan und nach Laune gehört (Spiele natürlich auch) und man entscheidet, ob man es dauerhaft haben möchte. Wenn ja, behält man es meist. Ich bin also nicht bereit, Musik die ich gut finde zu kaufen, ein paar mal zu hören, zu verkaufen und falls ich dann Lust auf diese Musik bekomme, sie nochmal zu kaufen usw. Also behalte ich diese Musik. Bei vielen Spielen ist es nicht anders. Der Unterschied ist, dass Spiele generell eine Erfahrung bieten, welche Endlich ist. Viele Spieler spielen häufig das Spiel durch, zweimal, dreimal und haben danach keinen Anreiz mehr. Es wird verkauft und ein neues wird beschafft.
Wir können also sehen, dass digitale Güter in der Realität insgesamt doch irgendeinem Verschleiß unterliegen. Die Unverhältnismäßigkeit der Erträgen zw. Digital und Physisch ist bei näherer Betrachtung nicht annähernd so groß wie in der Theorie.
Meiner Meinung nach ist es absurd, für Digitale Medien einen besonderen Status zu erzwingen und extra kassieren zu wollen. Das Problem der Raubkopierer kompensiert man damit nicht.
Raubkopien ist ein Thema für sich und würde hier absolut den Rahmen sprengen.