mc_ace schrieb:
Aber nicht alle in der Fachpresse sind der Meinung, dass es ein Meisterwerk ist und manche sind im Nachgang auch etwas zurückgerudert.
Es gibt unter Künstlern einen Ausspruch der sinngemäß folgendes besagt: Kannst du nichts, werde Kritiker.
Wir haben ja schon festgestellt, dass Kritiken eben nichts Objektives sind, sondern eben etwas Subjektives und genau so können Kritiker selbst auch einem "Hype" erliegen. Nur die wenigsten Menschen haben wirklich die Größe sich auch selbst einzugestehen, wenn sie einem Hype auferlegen sind und selbst die wenigen, die diese Fähigkeit haben, können sowas meist erst nach Monaten oder Jahren.
Wenn man nun die Fachpresse nimmt, dann ist das Bild zu Cyberpunk aber auch nicht so "Einstimmig" wie manche es gerne sehen wollen. Gibt ja auch die ganzen 60er, 70er und 80er:
https://www.metacritic.com/game/pc/cyberpunk-2077/critic-reviews
Vielen hier tun immer so, als wären die Kritiker bei GameStar und Co Übermenschen, die nicht von ihren eigenen Geschmäckern und Erwartungen aber eben auch Sympathien getrieben werden, aber genau das ist der Fall.
Und wie du auch andeutet: Manche der Kritiker, die im Dezember noch von einem Meisterwerk sprachen, rudern nun auch zum Teil zurück und das nicht nur wegen der technischen Probleme, sondern weil ein wenig die Ernüchterung einsetzt.
Und da sind wir halt beim nächsten Punkt: Ich kenne im Bereich der neuen StarWars-Filme genug Fans, mit denen ich mich nach dem Erscheinen der Filme wunderbar streiten konnte, weil ich von Anfang an zu den Filmen einen eher sehr nüchternen Blick hatte.
Yeah StarWars und
yeah … StarWars … waren bei mir da immer Hand in Hand. Manche haben die Filme dann direkt nach dem ersten Mal sehen als die Offenbarung hingestellt. Jetzt ein paar Monate und Jahre später? Plötzlich sind die ärgsten Verteidiger der Filme nun auf einem Kurs eingeschwenkt, den ich schon zur Veröffentlichung hatte.
mc_ace schrieb:
Erhält man erst einmal von den Fachgremien ein Prädikat, dann hat dies weltweit eine Bedeutung.
Genauso wie manche Kunstwerke (Bilder, Musik, Filme) Meisterwerke sind, dementsprechend auch beworben oder mit Preisen überschüttet wurden, aber eben nicht jeden Geschmack treffen.
Das Problem an Prädikaten von Fachgremien ist immer, dass sie immer nur ein Teil der Gesellschaft abbilden und gerne manchmal auch dann "politische" Überlegungen mit in diese Entscheidungen hinein spielen.
Sehe ich mir zum Beispiel gerne mal die Litetarutnobelpreise an, aber auch zum Beispiel die Buchpreise der deutschen Buchmesse und Co, dann werden da oftmals Werke gewürdigt, die in ihrer Form nicht schlecht sind - sonst hätten sie es dahin ja nicht geschafft - gleichzeitig sind aber gerade heute retrospektiv betrachtet viele dieser "Meisterwerke" heute alles andere als wirklich Meisterwerke, während andere massiv unterschätzte Titel, die auch zu ihrer Zeit von Kritikern teilweise geächtet waren, heute wirklich als Meisterwerke gelten, weil die Bedeutung für die Literatur erst heute wirklich spürbar sind.
Ob Cyberpunk 2077 - ähnlich wie The Witcher 3 - wirklich ein Meisterwerk der Videospielgeschichte ist, werden wir erst in ein paar Jahren wirklich beurteilen können und auch da muss man sagen: Es ist eigentlich vollkommen unerheblich, ob die Kritiker jetzt alle übereinstimmen würden, dass das Spiel ein Meilenstein ist oder alle genau das Gegenteil sagen würden, das entscheidet jetzt eher die Zeit.
Kann gut sein, dass wir nächstes oder übernächstes Jahr alle sagen: Cyberwas? Joar, war gut bewertet, aber ja … Nettes Spiel. Genau so könnte es aber genauso anders aussehen: Cyberpunk? Ach, das Spiel, das anfangs die paar Bugs hatten, aber dank des Spiels ist das Storytelling viel besser geworden und wenn ein Spiel da so gut wie Cyberpunk ist, dann ist das eine Auszeichnung.
Deswegen bin ich da auch mit der Superlative "Meisterwerk" immer vorsichtig.