xexex schrieb:
…
Profitiert von diesem Kauf hat vor allem ATI. Nvidia hat die proprietären Glide API nicht weiter fortgeführt. Die Spiele unterstützten fortan DirectX und OpenGL und man war nicht mehr an einen Grafikkartenhersteller gebunden.
Ehm,
nein …
nVidia hätte überhaupt nicht die Marktposition besessen, den Standard sinnvoll weiter zu führen, geschweige denn sich gegen Silicon Graphics (SGI; OpenGL) oder ATi zu behaupten, welche zu diesem Zeitpunkt das Gros des Marktes inne hatten mit Mitbewerben wie S3, Matrox, VideoLogic, LSI oder andere Vertreter. ATi hatte sich die Jahre zuvor im CAD-/CAM-/CAE- und Industrie-Sektor ein solides Standbein erarbeitet, während nVidia erfolglos versuchte in den automotiven Sektor zu kommen.
Industriestandard OpenGL - Performance in Spielen mit Glide
SGI war seit Jahren mit OpenGL insbesondere in der Industrie breit aufgestellt und hatte bereits mit OpenGL eine durchaus beachtliche Marktdurchdringung erreicht – und ATi-Karten waren ohnehin OpenGL-konform und unterstützten es. Es hätte somit folgerichtig geheißen nVidia (Glide) versus [Rest der Industrie der Grafik-Branche].
Das hätte und
hat 3Dfx stemmen und sich jahrelang gegen den Markt behaupten können, nVidia hätte niemals diesem Erbe gerecht werden können und hätte eine signifikante Marktdurchdringung mit Glide beibehalten können – insbesondere im Hinblick auf DirectX. Hätten sie es doch versucht, wäre OpenGL recht sicher aus dem Wettkampf als einziger Sieger hervor gegangen, da erstens DirectX sofort wieder ad acta gelegt worden wäre und Glide hätte sich nicht weiter behaupten können.
Es ging nicht um Glide als API an sich wie es sich augenscheinlich darstellte. Offensichtlich hat Du mal wieder geflissentlich den Absatz überlesen,
warum nVidia seinerzeit 3Dfx aufkaufte. Da ging es nämlich vornehmlich hinter vorgehaltener Hand darum, einen Konkurrenten a) auszuschalten und letztendlich
für immer zu beseitigen und sich währenddessen b) die überaus gefährlichen und für nVidia zu diesem Zeitpunkt lebensbedrohlichen Konsequenzen aufgrund der Niederlage im Patentstreit abzuwenden.
Pest & Cholera
Vor allen Dingen hätte nVidia nur die Wahl gehabt zwischen
entweder Pepsi
oder Cola;
- Hätten sie Glide mit aller Macht in den Markt zwingen wollen, hätten sie ihre bis dahin mühsam im Schatten der Konkurrenz erarbeitete Kompetenz in Richtung OpenGL aufgeben müssen und man hätte sich nicht mit Microsoft anbiedern können um als Bückling des großen Bruders DirectX zu forcieren.
- Dadurch daß man 3Dfx ausgeschaltet und link beseitigt hat, hat man a) überhaupt die Kapazitäten und Manpower gehabt, um auf die Schnittmenge DirectX entwickeln zu können – wofür b) 3Dfx‘ Technologie für nVidia mangels eigener Entwicklungen unabdingbar war, c) konnte gefahrlos das widerrechtlich angeeignete Know-how anderer benutzen, ohne schließlich d) Gefahr zu laufen, für diesen hinterhältigen Trick irgendwelche Konsequenzen fürchten zu müssen.
Aller Anfang ist schwer …
nVidia war in fundamentale Patentstreitigkeiten mit 3Dfx verwickelt, in denen ihnen offensichtlich
wahrheitsgemäß nachgewiesen wurde, elementare Patente über Grafikroutinen & -Berechnungen seitens 3Dfx nicht nur unbeabsichtigt zu verletzen sondern sie wissentlich in ihren GPUs zu verwenden, ohne diese lizenziert zu haben. 3Dfx hat erwähnte Streitigkeiten erst
wenige Wochen zuvor für sich entscheiden und in Folge ein Verkaufs-Verbot verhängen lassen können. Dieses Patentverletzungsverfahren war anhängig seit spätestens September '98, also bereits bis dato fast zwei Jahre.
Mit diesem Verkaufs-Verbot der ja plötzlich architektonisch konkurrenzfähigen Karten der Serien
Riva und
TNT (mit unzulässig verwendeter Technologie von 3Dfx) wäre mitunter der gesamte Ansatz von nVidia im Grafikkarten-Sektor überhaupt Fuß zu fassen kapital und in letzter Instanz gescheitert. Alternativ hätten die Lizenzzahlungen nVidia sehr wahrscheinlich im extremen Maße zugesetzt und sie nicht nur geld-technisch sondern auch technologisch weit und um Jahre zurückgeworfen, da sie in Folge wieder selber eigene Techniken hätten entwickeln und zur Marktreife bringen müssen.
Ein Flop Namens N.U.R.B.S.
Ihre Eigenentwicklungen wie die NV-1 mit ihrem obligatorisch inkompatiblen
NURBS-Vorstoß (Non-uniform rational B-Splines) waren zuvor schlicht und ergreifend nicht nur Ladenhüter, sondern mit Erscheinen von DirectX nahezu zu Elektro-Schrott verkommen, da inkompatibel.
Leistungsmäßig war die NV1 ohnehin „unter Ferner liefen“, am Markt bestenfalls unbeachtet und wurde zum fulminanten Flop, da sie selbst von einer S3
ViRGE oder Rendition's
Vérité V1000 in den Schatten gestellt wurde, während der Audio-Part nicht nur halbherzig umgesetzt war sondern auch unter der allgemein minderwertigen Qualität der Karte insgesamt litt. Bedingt durch diesen Misserfolg war die Marke Nvidia bis '97/'98 nahezu un·be·kannt.
Winkelzug par excellence
Dadurch, daß nVidia sich durch den nicht nur gerichtlich bestätigten sondern auch faktischen Technologie-Diebstahl ziemlich bedrohlichen Konsequenzen gegenüber sah, mußte man schnell handeln und ist im ganzen Silicon Valley hausieren gegangen, um mitleiderregend um Geld zu bettlen, damit man 3Dfx in einer feindlichen Übernahme hinterrücks den Dolchstoß versetzen konnte – jetzt, wo sie kapital schwach sich nicht nur mit der Produktion der neuen Voodoo-Karten verhoben hatten.
Nicht ohne Grund gab es einen ziemlichen Aufschrei gegenüber nVidia aus der (Enthusiat-) Gemeinde, weil man wußte, nVidia hätte diese Auseinandersetzung rechtlich und finanziell
niemals überlebt und daß es nur darum ging, 3Dfx zu beseitigen. Viele haben diesen erbarmungslosen Tritt Richtung 3Dfx bis heute nicht vergessen und die Klagen darüber sind noch weit bis in die Mitte der '00 Jahre allerorten zu hören gewesen.
Für ebenfalls Viele die das damals™ miterlebt haben, hat der Markt dadurch daß nVidia mit diesen Manöver durchgekommen ist und sich von Microsoft dafür sogar als Steigbügelhalter hat mißbrauchen lassen um DirectX zu forcieren, schlicht die Unschuld verloren. Zuvor herrschte weitestgehend ein kooperativer Wettkampf auf technologischer Ebene – mit nVidia wurde Betrug, Verlogenheit & Heimtücke salonfähig.
Kriegsprofiteur nVidia
Stattdessen haben die Geldgeber dafür gesorgt, daß nVidia damals in der Lage war, einen Konkurrenten auszuschalten, der nicht nur a) kapitalstärker und mehr wert war, als sie selber, sondern auch b) technologisch führend und man somit zwar unter ächzender Schuldenlast aber retrospektiv c) zum Schnäppchenpreis an wahnsinniges Know-how und Patente kam – welche man sich ja zuvor höchstselbst widerrechtlich angeeignet hatte, wofür die Konsequenzen unmittelbar bevorstanden.
… und die Moral von der Geschicht?
Skrupel hat man, oder nicht!
In diesem Sinne
Smartcom