AW: Defekte Grafikkarten GESUND STRESSEN!
Nabend zusammen,
ich möchte hier mal einen kurzen Erfahrungsbericht für alle abliefern, deren Karten und onboard-Lösungen (meist Laptops) immerhin noch halbwegs kenntlichen Pixelbrei (häufig grün oder neongrün) abliefern. In einem solchen Fall lässt sich meist noch der abgesicherte Modus oder allgemein ein OS ausführen, welches nur einen Standard-VGA-Treiber lädt. So also auch meine Problematik: Sony VIAO FE31M (Kaufjahr 2006) mit integrierter Go 7600, Win7 Pro 64bit liefert seit einigen Wochen oben beschriebene Grafikfehler, ein normaler Windowsstart war zwar noch möglich, endete aber im blackscreen. Anfangs hatte ich die Vermutung, dass es sich um ein thermisches Problem handeln könnte, sodass ich das Gerät erstmal komplett zerlegt, penibel gereinigt und die Kühlung mit Arctic Silver 5 versehen habe. Das brachte im Endeffekt zwar eine deutliche Absenkung der CPU-Temperatur um etwa 15° im Mittel, das ursprüngliche Grafikfehlerproblem bestand jedoch weiterhin (wie befürchtet). Wer in den Weiten des Internet dann ein bisschen sucht, kommt schnell zu dem Schluss, dass es sich bei einer solchen Symptomatik mit hoher Wahrscheinlichkeit um die Lötstellenproblematik handelt. Sucht man nach deutschsprachigen Treffern, landet man hier! Nachdem ich mir also einige dutzend Beiträge und die Anleitung durchgelesen habe, kam eines ganz deutlich heraus: es gibt zwar Richtwerte bezüglich der Temperatur und Backzeit, jedoch kann man einige Dinge falschmachen. Der Fön erwärmt nicht nur den gewünschten Bereich und liefert keine konstante Temperatur, im Ofen hält sich zwar die Temperatur, jedoch können unter Umständen Plastikteile in Mitleidenschaft gezogen werden und man muss zudem im Laptopfall das gesamte Board ausbauen (nur wenige Modelle bieten MXM-Module). Die gesundheitsschädlichen Dämpfe kommen auch noch dazu, wenn man es mit dem "Backen" übertreibt - sehr unschöner Nebeneffekt.
Bevor man also zu diesem letzten Mittel greift, bietet sich deshalb folgender Ansatz an: "stress testing". Der Grund liegt auf der Hand - wir wollen Temperaturen erreichen, die eine Art Gefügerekristallisation in den Lötverbindungen hervorrufen und dies scheint, meiner Erfahrung nach, allein durch Softwareeinsatz tatsächlich möglich zu sein.
Für diese Aufgabe eignen sich die üblichen Verdächtigen: prime95, orthos für CPU und furmark bzw. kombustor für die GPU - alles auch hier im Downloadbereich zu finden.
Da sich das ganze Prozedere im laufenden Betrieb abspielt, sollte man zusätzlich die Möglichkeit nutzen, die Temperatursensoren während des stress testing per Software auszulesen und zu beobachten - dafür bieten sich diverse Programme an, ich habe folgende verwendet: RealTemp und SpeedFan (läuft auch im abgesicherten Modus).
Voraussetzungen für das "stress testing":
- Grafikkarte liefert immerhin noch Bild (bunter Pixelbrei)
- Desktop oder Laptop lassen das Laden eines OS zu, bei Windows der safe mode
- benannte tools sollten installiert sein
Nun also zur Anleitung, die bei mir zum Erfolg geführt hat:
1. Booten des safe mode
2. SpeedFan starten zur Temperaturüberwachung
3. stress test beginnen - bei prime95 "in-place large FFTs" für starke Erhitzung wählen, denn das wollen wir erreichen
4. Nun muss man Geduld haben, wie auch beim Backen im Backofen, denn es dauert, bis die Temperaturen den scheinbar kritischen Bereich erreichen. In meinem Fall habe ich die CPU-Temperaturen der beiden Kerne beobachtet und künstlich nachgeholfen, um schneller an diese Temperaturschwelle heranzukommen: so habe ich den Laptop auf ein Kissen gelegt, um der Kühlung, die in diesem Fall gegen das Vorhaben arbeitet, das "Atmen" zu erschweren.
5. Ab etwa 95° kann man dann ganz simpel mal mit der Maus auf den Desktop klicken und dann F5 zum refresh drücken, um zu sehen, ob die Grafikfehler verschwinden, denn dann wird die Bildausgabe quasi neu geladen. So ließ sich bei mir überprüfen, ab welcher Temperatur diese Veränderung eintrat. Sie lag bei mir bei um die 100°.
5.1 Wer Probleme hat, überhaupt in diese Temperaturregion vorzustossen, kann zusätzlich orthos im Modus "small FFTs" laufen lassen, um der CPU und somit auch der Laptopkühlung einzuheizen, die direkt per heatpipe mit der GPU verbunden ist.
6. Wenn die Grafikfehler "erfolgreich" beseitigt zu sein scheinen, lässt man die stress tests einfach weiterlaufen und startet adhoc neu. Der Grund dafür ist, dass zwischen Beendigung des Belastungstests und dem Starten von Windows im "Normalmodus" nicht viel Zeit vergehen sollte, in der die Kühlung gegen die gerade erzielte oder noch ablaufende Rekristallisation anarbeiten kann.
7. Nach hoffentlich erfolgreichem Windows-boot startet man quasi so schnell wie möglich erneut prime oder orthos, um das Temperaturniveau hoch zu halten - das verschafft einem Zeit für folgendes: GPU stress test. Dieser lässt sich im safe mode von Windows nicht ausführen, da nur ein Standard-Treiber geladen wird. Nun ist dies jedoch möglich und man kann direkt durch die GPU Verlustwärme generieren, was bis dato die CPU übernommen hatte, um quasi das Laden des korrekten Grafikkartentreibers und den Windows-boot ohne blackscreen zu ermöglichen.
8. Starten von SpeedFan etc. zur Temperaturüberwachung und nun lässt sich dank des geladenen Treibers auch der Sensor der GPU auslesen und beobachten.
9. Nun furmark oder kombustor starten, dort "GPU burn-in" wählen und somit gezielt dort die Hitze aufbringen, wo sie wirken soll. Ich habe den stress test für etwa eine Stunde laufen lassen, wobei die Temperatur von 64° im Idle auf max. 87° bei Last anstieg.
10. Beenden der Prozedur und herunterfahren bzw System erkalten lassen und Resultat auf Dauerhaftigkeit prüfen.
Bei mir führte das Vorgehen zum Erfolg, jedoch birgt diese Methode genauso wie der Ofen Risiken: allem voran sind die bei mir erreichten, aber scheinbar benötigten 100° CPU-Temperatur, absolute Obergrenze. Im ungünstigen Fall kann der Core2 Schaden nehmen oder hopps gehen. Allerdings hat man, wenn man hier im Thread gelandet ist, meist eh nicht mehr viel Hardware zu verlieren und ist entsprechend risikobereiter. Für mich stehen eigentlich zwei entscheidende Vorteile im Raum:
1. Schafft man es bis zum GPU stress test, kann man ganz gezielt die GPU "behandeln", im Ofen erzeugt man eher einen "Flächenbrand".
2. Man spart sich zunächst mal giftige Ausdünstungen und Gase, bei ausbleibendem Erfolg kann man dann immernoch richtig "Backen".
Da ich selbst erstmal pessimistisch an die Sache rangegangen bin, habe ich leider keine Bilder zur Dokumentation des Vorher-Nachher-Effekts gemacht. Allerdings findet sich hier ein ebenfalls betroffener VAIO-Besitzer, dessen System die gleichen Symptome wie meines hatte und der dazu ein Bild hochgeladen hat:
Klick
Hoffentlich hilfts einigen Verzweifelten, vor allem Laptopbesitzern, da hier der Austausch der Graka einer Neuanschaffung gleich kommt. Ob diese "Reparatur" von Bestand ist, werde ich nun die kommenden Tage beobachten und gegebenenfalls berichten. Natürlich zum Schluss der Hinweis, dass das Vorgehen außerhalb jeglicher empfohlenen Spezifikationen liegt und weitere Hardware-Schäden hierbei kalkuliertes Risiko sind.
stop finning!
greetz Sharki