Liebe CB Redaktion,
eigentlich war ich nur gespannt auf einen Test des T540p. Aber daraus ist dann nicht ein Test, sondern ein "Duell" geworden. Leider war das mit Abstand einer der schlechtesten und auch sinnfreiesten Vergleichstests der letzten Zeit.
Offensichtlich sollte der Aufhänger ja sein, 15" Windows Notebooks mit einer Full-HD überschreitenden Auflösung gegenüber zu stellen. Der Asus UX51VZ wurde mit der fadenscheinigen Begründung außen vorgelassen, dass dessen CPU noch auf der Ivy Bridge Architektur basieren würde.
Spielt das bei den relative geringen Unterschieden zwischen Ivy Bridge und Haswell tatsächlich eine Rolle ? Auch der Dell und der Lenovo kommen mit unterschiedlichen CPUs daher. Der i7-3612QM aus dem Asus sollte eigentlich viel besser mit dem i7-4702HQ aus dem Dell vergleichbar sein. Beide kommen mit in etwa der gleichen TDP daher, während der i7-4700MQ des Lenovo mit einer deutlich höheren TDP daher kommt. Das Asus wäre mit dem Dell auch in anderen Disziplinen weitaus vergleichbarer gewesen, als das Lenovo.
Ergeht es nur mir so, dass ich das Gefühl habe, dass hier ein VW Passat mit einem Zweisitzer verglichen wird, nur weil beide zufällig auf den gleichen Reifen unterwegs sind und mit ähnlicher Motorleistung bestückt sind ? Auf welchem Einsatzzweck sollte denn der Fokus liegen, der einem Vergleichstest irgend einen Sinn gegeben hätte ? Zwar geht der Artikel darauf ein, dass beide Geräte offensichtlich nicht die gleiche Zielsetzung erfüllen sollen und wollen. Umso mehr verwundert trotz dieser Erkenntnis der Griff zum Äpfel/Birnen-Vergleich, nur weil beide auf Bäumen wachsen.
Alleine schon ob des hohen Preises werden sich beide Notebooks vorwiegend im beruflichen Einsatz wiederfinden. Das gilt zumindest für das Lenovo uneingeschränkt, das Dell kann auch den Zweck als hochpreise "Lifestyle"-Alternative zum MBPR bedienen.
Dass dem Dell der LAN-Anschluss fehlt, wäre bei einer klaren Zielsetzung des Vergleichstests für den professionellen Einsatz sicher weitaus negativer zu bewerten gewesen. Diese Disziplin beherrschen sogar etliche 13-14" Ultrabooks die ebenfalls unter 20mm Dicke bleiben.
Aber auch im Detail kann der Test nicht wirklich überzeugen, weil einige entscheidende Dinge überhaupt nicht beleuchtet wurden, während eher nebensächliche Aspekte wie die Spieleperformance unter die Lupe genommen wurden und in die Bewertung einfließen.
Kein Wort darüber, dass das Panel von Dell als "PPS" bezeichnet wird. Offensichtlich ist das kein herkömmliches IPS-Panel, denn die Blickwinkelabhängigkeit ist deutlich größer als bei einem IPS- oder PVA-Panel. Ein nicht ganz unerhebliches Kriterium bei der Bewertung eines Displays. Weiter fällt auf, dass die Messwerte bzgl. Homogonität und Farbraumabdeckung erheblich von den von Notebookcheck ermittelten Werten abweichen. Hier wurden durchwegs deutlich schlechtere Werte ermittelt. Das mag einer unterschiedlichen Messtechnik geschuldet sein, könnte aber auch ein Hinweis auf schwankende Fertigungsqualitäten sein.
Komplett unter den Tisch gefallen ist offensichtlich das Thema Lautstärke und Wärmeentwicklung. Was nützt dem interessierten Anwender ein sinnfreier Benchmarkwert zu unspielbaren Frameraten in Crysis 3 mit FHD und maximalen Details, wenn überhaupt nicht darauf eingegangen wird, wie laut es bei Belastung zugeht und ob unangenehme Temperaturen auf der Gehäuseoberseite entstehen ?
Die Beurteilung von Verarbeitungsqualität und der Qualität der Eingabegeräte ist immer dem subjektiven Empfinden und den Präferenzen der jeweiligen Testperson geschuldet. Trotzdem fällt auf, dass die Eingabegeräte des Dell andernorts deutlich schlechter als "fast perfekt" bewertet werden. Genau das, was CB am Lenovo bemängelt, wird andernorts am Dell kritisiert. Verwindungssteifheit hat zudem auch nicht zwingend etwas mit Stabilität zu tun.
Wirklich enttäuschend an dem Test sind aber die gezogenen Schlussfolgerungen aus den mehr oder minder ausagekräftigen Testergebnissen. Hier mal zwei exemplarische Auszüge:
Mit jeweils rund sieben Stunden lassen sich auf beiden Notebooks problemlos mehrere Filme in Reihe ansehen. An die Laufzeit der aktuellen Apple-Notebooks, insbesondere des MacBook Air, kommt aber keiner der Probanden heran.
Ob nun 7 oder 8 Stunden bei der Videowiedergabe ein nennenswerter Unterschied sind, sei mal dahingestellt, da wohl niemand auf die Idee kommt mit den Geräten einen kompletten Arbeitstag mit Videoberieselung im Akkubetrieb zu verbringen. Einen praxisnahen Verleichswert bleibt ihr aber aufgrund des Fehlens vergleichbarer Benchmarksoftware für Apple-Notebooks schuldig. Aus den Laufzeiten bei der Videowiedergabe lässt sich auch nicht unmittelbar auf die Laufzeiten im Office-Betrieb schließen, da bei der Videowiedergabe vornehmlich die iGP belastet wird, im Office Betrieb aber eher die CPU. Es lassen sich daher aus der 15% längeren Laufzeit des MacBook Pro bei der Videowiedergabe keine direkten Rückschlüsse auf den Officebetrieb ziehen.
Besonders befremdlich ist der Vergleich mit dem MacBook Air (13"). Hier werden dem Äpfel-/Birnen-Vergleich auch noch Kirschen hinzugefügt. Wurden eingangs im Artikel 13" Geräte mit QHD Auflösung noch als andere Kategorie eingestuft, wird hier nun der Vergleich gezogen. Etwas mehr Konsequenz wäre sicherlich angebracht.
Dank GeForce GT 750M sind auf dem XPS 15 Spiele wie Battlefield 3, GRID 2 und Torchlight II in Full-HD-Auflösung bei maximalen Details spielbar. Um sich über 25 Bildern pro Sekunde zu halten, muss aber auf Qualitätsverbesserer wie Kantenglättung oder anisotrope Filterung verzichtet werden.
Nennt ihr 25 FPS wirklich spielbar ? Und sind 71 FPS in Torchlight II auf dem Lenovo unspielbar ?
Dass die GT 740M mit 64Bit DDR3 nicht mit einer GT 750M mit 128 Bit GDDR5 mithalten kann, verwundert nicht wirklich. Allerdings dürfte sich der Abstand bei geringeren Details und gerade niedrigeren Auflösungen, bei denen man eh erst von "spielbar" sprechen kann, deutlich verringern, da der Leistungsunterschied der beiden GPUs zum größten Teil in der unterschiedlichen Speicherbandbreite zu suchen ist. Es verwundert überhaupt nicht, dass in Full-HD der Dell ca. doppelt so schnell ist wie der Lenovo und in Crysis 3 sogar fast 4-mal so schnell. Die Speicherbandbreite der GT 750M mit GDDR5 ist eben ca. 4-mal so hoch wie die der GT 740M, ansonsten sind die GPUs bis auf den geringfügig höheren Takt der GT 750M identisch. Crysis 3 limitiert bei den unsinnigen gewählten Einstellungen so gut wie auschließlich über die Speicherbandbreite.
Wobei wir bei einem generellen Ärgerniss von GPU-Benchmarks in Tests auf CB sind. Es spielt doch überhaupt keine Rolle, ob einer der gewählten Laptops bei den Einstellungen in Crysis 3 nun 12 oder nur 4 FPS schafft, unspielbar bleibt unspielbar.
Interessant wären Einstellungen, mit denen man auch tatsächlich flüssig spielen kann, 1366x768 mit niedrigen Einstellungen sollten auf beiden Rechnern flüssig laufen. Bei den Einstellungen wird der Dell nicht mehr 4-mal so schnell sein.
Das oftmals auf CB angeführte Argument der "Vergleichbarkeit" bei vollkommen praxisfernen Benchmarkeinstellungen kann hier auch nicht angeführt werden, da es kaum Tests auf CB mit Full-HD @ max Details aber ohne AA/AF gibt. Zudem wird es keinen potentiellen Anwender interessieren, "wie unspielbar" ein Spiel bei Einstellungen ist, die erst auf einer Desktop-GPU Sinn machen. Von Interesse wären da doch wohl eher realistische Einstellungen, die auch spielbar sind. Dass das prinzipiell geht, zeigen ja auch die Tests von Einsteiger-GPUs oder iGPs auf CB. Da testet ihr aus gutem Grund ja auch nicht mit Full-HD Auflösung @ max-Detail.
Leider hat so ein Test für mich keinen Wert, da die beiden Geräte überhaupt nicht vergleichbar sind und zum anderen vollkommen willkürliche, keinem speziellen Einsatzzweck zugeordnete Metriken verwendet wurden. Und "Allrounder" sind beide Geräte wahrlich nicht. Für eine von einander unabhängige Beurteilung der beiden Geräte taugt der Artikel leider auch nicht, da die Test etliche qualitative Mängel aufweist.
Da bin ich von CB eigentlich Besseres gewohnt und hoffe dass sich daran nicht grundlegend etwas geändert hat.