Also ich bin full time hauptberuflicher Vinyl-Cutter, ich lebe davon und da kommt natürlich auch einiges Zuammen an LPs ich kann die mittlerweile sehr hohe Zahl eigentlich selbst nicht fassen. Damit einher geht natürlich auch eine eher technisch/physikalisch orientierte Herangehensweise an das Medium, die bei einigen Vinyl-Fans schon etwas die "Magie" zerstört, wenn ich zu viel von der Realität in der Branche erzähle, in der es in erster Linie um Wirtschaftlichkeit geht. Und Magie zerstören möchte ich eigentlich nicht so unbedingt, deshalb "versuche" ich mich meist zurück zu halten.
Ich bin auch nicht stolz auf alle Schnitte, gerade meine ersten, da habe ich schon eine Entwicklung hinter mir (und natürlich auch noch vor mir). Auch sind viele Produkte dabei, die einfach mit den zur Verfügung stehenden Mitteln und ohne weitere Investitionsbereitschaft nicht besser umsetzbar waren, und entgegen aller Hinweise und Warnungen trotzdem einfach durchgezogen werden mussten...verkauft sich schon, so lange da eine bekannte Person o.ä. auf dem Cover ist. Nur den Ärger der Fans (berechtigt wie nicht berechtigt) bekommen wir dann bei Discogs ab. Da fragt dann niemand, ob es am Zeitdruck oder am Sparzwang lag, dass die Pladde nur so meh geworden ist. Zu meinem Schutz und zum Schutz meiner Kollegen versuche ich deshalb nicht so viel "privates" preiszugeben. Es gab mal einen regerechten Discogs Shitstorm gegen einen meiner Kollegen. Zum Glück liest der da aber nicht mit
Ein anderes Beispiel: Ich habe bei einer bekannten Künstlerin aus den USA mal 45rpm für die neue LP empfohlen, Riesen-Auflage. Die Spielzeiten haben die 45rpm noch gerade so zugelassen, die Abstastbarkeit wurde drastisch verbessert, es musste dadurch fast nichts bearbeitet deesst werden, Transienten, Räumlichkeit, alles ziemlich 1:1 und deutlich besser ggü. den 33rpm Testcuts. Die überzogenen S-Laute des Masters konnten auch auf schlechteren Systemen noch zerrfrei abgestastet werden. Aus internen Kreisen gab es ein Mega Gutes Feedback zum Klang der Platte. Als das ganze Ding dann in 45rpm gepresst war häuften sich die Beschwerden und Reklamationen der Käufer: Es leiert und klingt, als würde ein Mann singen. Auf den Etis war keine RPM abgedruckt. Diese Menschen haben die 45er Platte in 33 gehört!! Eine spätere Auflage der Künstelrin wurde DESHALB(!) wieder in 33rpm bestellt, "man dürfe es der Käuferschicht nicht so schwer machen". Natürlich klang die 33er LP dann nicht mehr so bombig, was sich wiederum ausführlich bei Discogs lesen ließ.
Ich lese hier so gerne mit und freue mich hart, wenn sich wieder über einen Vinyl-Neuzugang oder über alte Platten gefreut wird, vor allem wenn es eine ist, an die ich mich noch sehr gut erinnern kann, wie die oben erwähnte Volbeat-Scheibe (Das Produkt hat wirklich Spaß gemacht, Türen zu und laut und ab)! Auch darüber wie vernünftig und sinnhaft sich hier mit dem Equipement auseinander gesetzt wird freue ich mich. Wenn es doch nur überall so zugehen würde...