Ylem schrieb:
Mir war das viel zu viel FC Bayern Deutschland. Ein oder zwei Konter (eienr führte zum 2:1) hat man schnell durchgespielt und da wurds gefährlich, in den meisten Fällen nimmt irgendeienr in zentraler Position das Tempo raus und spielt den Rückpass und dann zuckeln die von links nach rechts und wieder zurück..
Ylem schrieb:
Man muss ja nun auch nicht gleich ins offene Messer rennen. Da gibts schon eine Grauzone. Und ob das gestern nun öfter Khedira oder Schweinsteiger oder gar beide abwechselnd waren, ist egal: Es ist exakt das, was Bayern macht. Tempo im Mittelfeld verschleudern und dann nach vorne gurken und hoffen, dass ein Ball zu Gomez durchdringt.
Das ist so ein Blödsinn. Kaum spielt eine Mannschaft abwartend oder auch nur einen Querpass, heißt es gleich "Die spielen wie der FC Bayern!". Aber nicht jede abwartende Spielweise entspricht der Spielweise der Bayern. Das ist unterste Stammtisch-Expertise. Die Bayern spielen ganz anders als die Nationalmannschaft. Bei den Bayern geht es von der Innenverteidigung über die Mittelfeld-Zentrale, dem Spieler hinter der Spitze und die Außen immer nach dem Prinzip "Zwei Schritte vor, einer zurück!" - also anspielen, prallen lassen, übernächste Station, prallen lassen - bis auf den Flügeln eine Eins gegen eins-Situation geschaffen wurde und der Außenspieler bis zur Grundlinie bzw. in den Strafraum gehen kann. Das Spiel der Nationalmannschaft ist - Überraschung! - sehr viel näher dran am Spiel des BVB und spanischer Mannschaften, mit starken Spiel gegen Ball und Gegner und konsequentem, vertikalem Spiel, wenn die Lücke da ist.
Einziges Problem: Die Nationalmannschaft spielt hier gegen Verteidiger von internationalem oder gar Weltklasseformat (ok, nicht gerade im Falle der Niederlande). Nicht dass ich behaupten will, dass in der Offensive alles gut funktioniert hat - Özil's Fuß scheint irgendwie verstellt zu sein, Müller braucht zu viel Zeit und Raum gegen tiefstehende Gegner, Podolski hat zu wenige Mittel gegen solche Gegner - aber gegen solche Defensiv-Reihen fährt man nicht wie das heiße Messer durch die Butter.
Es gibt zwei Gründe, warum die Mannschaft die Kontersituationen nicht konsequent durchgespielt hat:
1. Es stand Unentschieden, und ein Fehler in der Vorwärtsbewegung, gerade bei einem Konter, hätte den Rückstand bedeuten können, der die Mannschaft aus dem Turnier wirft. Es wäre einfach bescheuert gewesen, in diesem Moment das Visier zu öffnen.
2. Es gab einfach keine Kontersituationen! Die Dänen haben sich in eine Fünfer-Kette zurück gezogen und waren bemüht, den Deutschen keine Räume zu geben, um auf den entscheidenden Konter zu warten oder spät im Spiel Standards zu erzwingen. Und die Deutschen haben ihrerseits den Ball, den man ihnen überlassen hat, und das Spiel kontrolliert, und zwar richtig gut. Die Kontersituationen gab es erst, als die Dänen langsam aufmachen mussten, und dann wurden sie gleich gnadenlos ausgekontert.
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Die Deutschen haben gestern nur einen Fehler gemacht: Sie haben das Spiel nicht frühzeitig auf 2-0 gestellt. Die Chancen waren da, aber es fehlte an der Präzision im Abschluss. So wurde es zu einem Nerven- und vor allem einen Geduldsspiel in der zweiten Halbzeit, dass die Mannschaft aber - bis auf eine Situation nach der Halbzeit - hervorragend gelöst hat. Ich empfehle in solchen Fälle gerne, die Wiederholungen der Spiele anzuschauen (auf dem übertragenden Sender, in der Mediathek des übertragenden Senders oder auf EuroSport). Ohne die Anspannung der Live-Situation deutet man vieles anders, vor allem sachlicher. Dann stellt man in der Rückschau auch fest, dass die makellose Bilanz nach der Vorrunde nicht glücklich - mit Ausnahme der letzten Minuten gegen Portugal -, sondern souverän zu Stande gekommen ist.
Dennoch war nicht alles in Ordnung. Gegen die Portugiesen lief Offensiv so gut wie nichts und hinten heraus hätte man die Ordnung nicht verlieren dürfen. Gegen die Niederlande hat man über weite Strecken brillant gespielt, sich dann aber das Leben selber schwer gemacht (ohne aber dass die Niederlande noch einmal zwingend werden konnten). Und gegen die Dänen hätte man das Spiel frühzeitig eintüten müssen.
Für das Spiel gegen Griechenland wird Klose hoffentlich wieder fit sein. Nichts gegen Gomez, aber egal wie sehr er sich bemüht - und gestern hat er sich bemüht wie selten -, er hat einfach nicht die Qualitäten im Spiel mit seinen Kollegen wie Klose. Mit Klose bekommt das deutsche Offensivspiel eine andere Qualität. Das hat sich schon in seinen Einwechslungen angedeutet.
Außerdem muss auf einem Flügel ein Spieler her, der den Ball auf engstem Raum und auch in Bedrängnis überlegen verarbeiten kann. Sowohl Podolski als auch Müller lösen ihre taktischen Aufgaben mit Bravour, aber gerade gestern wurde deutlich, dass Müller einfach nicht die Qualität am Ball hat, die man gegen tiefstehende Gegner braucht. Podolski hat gestern ein recht ordentliches Spiel gemacht, auch weil seine Kollegen mal die Nähe zu ihm gesucht haben. Seine Rolle ist die das Außenbahnflitzers, der das Spiel breit machen und in die Tiefe explodieren kann. Schürrle hat gestern gezeigt, warum er kein dauerhafte Alternative ist: Er zieht als Rechtsfuß nach Innen. Dadurch wird das Spiel im Zentrum und auf Rechts zu eng, denn auch Lahm zieht als Rechtsfuß nach Innen und kann den Flügel nicht überlaufen. Wir brauchen einen Linksfuß auf dem linken Flügel. Daher würde im Moment eher Müller durch einen Spieler ersetzen, der Stark am Ball und im Kombinationsspiel ist. Und Özil muss mal seinen Fuß justieren. Er macht seine Sache gut, versemmelt aber immer wieder den letzten Pass.