Seesen1 schrieb:
...
Schade das es ab 1992 keine weiterentwicklung mehr gab, ...
Das hatte vor allem zwei (eventuell drei) Gründe.
Zum Einen hat das Commodore-Managment es immer wieder geschafft, alle Entwickler ihrer Top-Produkte zu vergraulen. Das zieht sich als "Commodore-Fluch" von den Entwicklern der 6502-CPU (womit auch die Entwicklung eines commodoreeigenen 16Bit-Nachfolgers gestorben war) über die Väter des PET, des VIC-20, des C64 und letztlich auch bis zu den "eingekauften" Amiga-Entwicklern.
Die wenigen verbliebenen oder zwischenzeitlich neu dazugekommenen Commodore-Entwickler mussten dann jedes mal wieder bei Null anfangen und das Rad neu erfinden, bzw. sprichwörtlich Reverse Engeneering an den eigenen Produkten betreiben.
Es ist übrigens bemerkenswert, dass bei diesem Milliarden-Unternehmen auch zu den besten Zeiten nie mehr als eine Handvoll oder höchstens ein Dutzend Entwickler mit den eigentlichen Kern-Produkten wie C64 oder Amiga beschäftigt waren.
Der zweite Grund für die fehlenden Nachfolger lag in der hoch spezialisierten Hardware, die die Homecomputer ursprünglich überhaupt erst so überlegen gemacht hat. Es war dadurch praktisch unmöglich, einen zur der, der Hardware auf den Leib programmierten, Software kompatiblen und gleichzeitig deutlich weiterentwickelten Nachfolger zu bauen.
Entweder kam dabei sowas merkwürdiges heraus wie der C128, der praktisch drei zueinander inkompatible Computer in einem Gehäuse war und von den meisten nur als teurer C64 genutzt wurde, oder sowas wie die verschiedenen Amiga-Modelle, die sich fast nur in mehr oder weniger üppiger Ausstattung unterschieden.
Bei den aus einfachen, marktüblichen Standardkomponenten zusammengeschusterten IBM-kompatiblen PCs klappte das Kunststück, die Hardware weiterzuentwickeln und trotzdem zur alten Software kompatibel zu bleiben, viel besser.
Außerdem hilft es wohl auch sehr bei der Weiterentwicklung, wenn ein Computer ein "freies" System ist. Also nicht unbedingt "frei" im Sinne von Open Source, sondern dass beliebige Hersteller kompatible Systeme aus frei am Markt erhältlichen Standardkomponenten (vom Chipsatz bis zum Betriebsystem) selbst zusammenstellen können. So hat sich der PC durch die starke Konkurrenz im Bereich der "Kompatiblen" sehr viel schneller weiterentwickelt, als die propritären Geräte der Systemhersteller wie Commodore, Atari oder auch Apple.
Bei aller Liebe zu den genialen Produkten von Commodore und Co., aber letztlich können wir wohl froh sein, dass die seelenlosen IBM-kompatiblen das Rennen gemacht haben. Commodore war ein genauso "verdongelnder" Systemhersteller wie der letzte überlebene Systemhersteller Apple es bis heute ist. Einen freien Markt voller miteinander konkurrierender "Commodore-Kompatibler" hätte es jedenfalls niemals geben können.
Eine Welt, in der ein einziger Systemhersteller den Computermarkt beherrscht, wäre noch übler gewesen, als das Quasi-Monopol "Wintel".
