Die gewollte Krise - Gründe und Auswirkungen des Sozialabbaus

Schau mal, wenn du jeden dazu zwingst, jede noch so schlechte Stelle anzunehmen, obwohl es 1. nicht genug davon gibt, selbst prekär Beschäftigung
und Menschen bei Ablehnung bestrafst, nimmst du ihnen die Möglichkeit, um einen Lohn zu verhandeln und förderst dadurch Niedriglöhne und Lohndumping.
Was daraus wurde sieht man doch nun, Deutschland hat den grössten Niedriglohnsektor Europas.
Das Motto dabei heisst, sozial ist, was Arbeit schafft. Man sollte doch froh sein, dass es überhaupt Fimren gibt, die Menschen beschäftigen, Steuern zahlen, aber nein. Doch gibt das Gesetz Eigentum verpflichtet und sollte der Allgemeinheit zu gute kommen, in diesem Fall auch durch Steuern.

TnTDynamite,

erlaube mir die Frage: Wie du zB das Problem der Zeitarbeit lösen würdest.

Helios, ich glaube was die Probleme in unserer Gesellschaft angeht, sind wir uns weitestgehend einig, nur beim Lösungsansatz sind wir sehr unterschiedlicher Meinung. Daher glaube ich, weiterhin Probleme aufzuzählen im Stile von "Gegenargumenten" bringt hier nichts.

Würdest du zB Zeitarbeit generell verbieten oder einfach gleicher Lohn für gleiche Arbeit?
 
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Es gibt Regelungen und Gegenmaßnahmen für die meisten erwähnten Probleme. Die Theorie klingt in meinen Ohren gut, alleine in der Praxis scheitert es an zu wenig Kontrollen und zu vielen Lücken, durch die der Arbeitgeber schlüpfen kann. Da wird getrickst bis zum Erbrechen. Küchenhilfen werden so oft wie erlaubt auf ein halbes Jahr befristet eingestellt und danach stellt man die exakt gleichen Leute wieder über eine "Service-Firma" ein. So ein Vorgehen müsste konsequent gemeldet und bestraft werden. Leiharbeit sollte nur noch in Branchen erlaubt sein, wo die benötigte Anzahl der Arbeiter wirklich stark schwankt und sie müsste auch stärker auf einen bestimmten Anteil der Gesamt-Belegschaft begrenzt sein. Auch hier, müsste man konsequenter die Trickserei bestrafen. Z.B. kauft man eine kleine Firma im Osten auf, beschäftigt die neuen Arbeiter dann bei denen und hat noch den zusätzlichen Vorteil den Ost-Tarif zahlen zu können. Die Betriebe sind teilweise zu solchen Vorgehensweisen gezwungen, da man sonst nicht mehr konkurrenzfähig ist. Wenn ein großer am Markt in einer Branche damit anfängt, müssen die anderen nachziehen. Daher muss da von staatlicher Seite ein Riegel vorgeschoben werden. Genauso bei den Umständen bei den Discountern und allgemein im Einzelhandel.
Durch diese Zerpflückung der Belegschaft in Leiharbeiter und befristet angestellte, lähmt man auch effektiv das Bestreben sich in Gewerkschaften zu organisieren, die das eigentlich immer geeignete Mittel darstellten, um zu verhindern zu jedem Lohn arbeiten zu müssen.

Der Grundkonflikt bei alle dem - und die Frage zur gewollten Krise - ist nämlich ob diese zurecht gewollt ist, durch unsere Politik und durch die Wirtschaftsbosse. Ob diese notwendig ist, um die Arbeitskräfte zu einem für die deutsche Wirtschaft verträglichen Niveau bezahlbar zu machen. Nach deren Empfinden. Ich schließe mich ja Nossis Verdacht an, dass dies alles bewusst geschieht, was man aber natürlich dem Volk möglichst verheimlichen muss, um nicht doch plötzlich Aufstände auszulösen.
Man könnte es sich ja einfach machen und einfach überall einen Mindestlohn festlegen. Die einzige Sache die dem entgegensteht, ist das bestehen Deutschlands, oder weitergedacht Europas, am Weltmarkt. Hinter alledem steht ja die langfristig befürchtete Schwächung unserer Weltmarktstellung, von Osten her. Beim Thema Währungsunion gibt man ja zu, dass dies der Grundgedanke ist, aus dem heraus der Euro eingeführt wurde und unbedingt erhalten werden muss.

Vielleicht ist unser Problem einfach, dass das Zusammenwachsen der Märkte und die Geschwindigkeit mit der sich die Dinge entwickeln, also auch die immer stärker werdende Konkurrenzsituation aller Teilnehmer des Weltmarktes, so an Komplexität gewonnen hat, dass selbst die klügsten Köpfe der Welt nicht mehr die Ursache und Wirkung verschiedener Elemente einschätzen können, und auch nicht mehr eine langfristige Planung auf die Reihe bekommen. Wir genießen die Vorteile der Globalisierung und werden nicht mehr Herr der Nachteile. Dass dies doch wieder gelingen könnte, wird durch gegenseitiges Misstrauen und Futterneid verhindert. Aber was nützt es jetzt zynisch zu werden, wie der Kollege im Demografiewandel-Thread und deshalb die halbe Menschheit ausrotten zu wollen? In meinen Augen sollte man sich darauf konzentrieren die Arbeit auf der ganzen Welt durch Technik und Bildung effektiver zu machen, damit der Wohlstand weltweit steigt und die Tragkraft der Erde möglichst hoch zu bekommen. Und dabei noch so ressourcen- und umweltschonend wie möglich vorgehen. Dann streitet man sich etwas weniger wegen der Umverteilung des Wohlstandes. Es wird nämlich umso unruhiger an den Grenzen von "Reich zu Arm", je größer das Gefälle wird. Den Reichen deshalb unendlich viel wegzunehmen, bringt in meinen Augen deutlich weniger, als die Armen reicher zu machen. Und dabei rede ich von Ländern und Kontinenten, nicht von Oberschicht und Unterschicht in den Industrienationen.

Das ist jetzt etwas weit hergeholt/ausgeholt, aber alles anderen, als das Problem an der Wurzel zu packen, führt nur dazu das wir uns im Kreis drehen, kleine Tröpfchen auf die kochenden Felsen zu spritzen und uns gegenseitig zerfleischen. Und die Neid-Problematik und der Kampf um die Umverteilung des Kapitals wird immer weitergehen, egal in welchem System, da der Mensch einfach nicht gerne sieht, dass der Nachbar mehr hat als man selbst. Nicht, wenn er sich mehr dafür anstrengt, aber schon gar nicht, wenn er gleich viel leistet, aber mehr hat wegen besserer Voraussetzungen.

Um nochmal ein Beispiel zu bemühen: Der reiche Nachbar hat 3 Kühe, ich nur eine. Jetzt können wir versuchen uns gegenseitig die Kühe zu wegzunehmen, bis ich am Ende nur noch von seiner Milch und seinem Käse lebe und dafür den ganzen Tag für ihn schufte, oder ich ihm eine Kuh mit Gewalt abgenommen habe und er sich damit anfreunden muss. Ohne Gewalt geht mit meine Kuh an ihn, denn Kapital hat ja bekanntlich eine gewisse Gravitation. Mit Gewalt (Rebellion, Kommunismus und einiges anderen, könnten die Gewalt darstellen, mit der ich dem Reichen die Kuh nehme), bin ich darauf angewiesen dem Nachbarn körperlich überlegen zu sein. Es kommt zu unnötigen Beschädigungen der Personen.
Ich fände es gut, wenn der Nachbar mir mitteilen würde wie er zu den 3 Kühen gekommen ist und mir mich in Viehzucht unterrichtet. Er leiht mir eine Kuh, damit ich das Züchten anfangen kann.

Dass das Musterbeispiel Afrika nicht so einfach zu Europa 2.0 wird, ist mir klar. Aber keiner hat gesagt, dass es einen einfachen Weg gibt. Aber wie gesagt, unterschiedliche Kapitalverteilung führt immer zu Ärger wenn das Gefälle zu groß wird. Und wir haben mit der Globalisierung, Demografiewandel in einigen reichen Ländern und anderen Dingen, einfach Faktoren, die die Umverteilung von Kapital von unten nach oben beschleunigen und fördern.

Also nachdem ich von euch Lösungsvorschläge verlangt habe und schon gemutmaßt wurde, wer hier wessen geistes Kind ist und welche Ideolgie und Zielsetzung hinter unseren Meinungen vorborgen liegt: Dann muss ich wohl antworten, dass ich der Überzeugung bin, dass das "Böse", was die Kapitalismus-Gegner beseitigen wollen, eigentlich keine Schwäche des Kapitalismus ist, sondern einfach ausdruck menschlicher Schwächen ist. Neid, Rücksichtslosigkeit und Kurzsichtigkeit. Ich behaupte, dass diese Probleme in anderen Staats- und Wirtschaftsformen langfristig gleich stark zum Ausdruck kämen. Einem Gleichgewicht kämen wir am nähsten, wenn wir den Ärmsten der Welt, auf das Niveau der deutschen Unterschicht von vor 10-15 Jahren bekämen. Ob dies durch technischen Fortschritt und weltweite Bildungsförderung zu erreichen sein könnte, egal wie fern diese Zukunft liegen mag, weiß ich nicht. Ich hoffe aber, dass man sich diesem Zustand so weit wie möglich annähern kann.
Das und nur das würde zu weniger Bengalos in deutschen Fußballstadien führen. ;)
 
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...Ich wollte nur wissen, welche der Parteien du angesprochen hattest.

Schön das wir uns über die Probleme einig sind, das ist recht selten hier ;) Der springende Punkt ist doch, dass wenn du einen Sozialstaat haben willst, musst du als Demokrat leider auch in Kauf nehmen, dass es Leute gibt, die diesen ausnutzen.

Als Konsequenz den Sozialstaat quasi abzuschaffen oder ihn so umzuformen wie man ihn aus Schweden um 1930 unter dem Begriff Volksheim kennt ist meiner Menung nach keine Option. Denn das wäre der erste Schritt in eine Ausgrenzung Asozialer, der nächste Schritt würde dann schon eine ganz andere Bevölkerunsggruppe treffen und schon enden wir in der Eugenik-Frage, an der wir vor einigen Jahren schon recht nahe waren, als man blinden Menschen die Leistungen kürzte. Der Aufschrei in der Bevökerung war übrigens recht gering, vermutlich haben sogar nur die wenigsten etwas davon mitbekommen.

Aber um auf deine Frage zurückzukommen: In der Tat macht es in der aktuellen Situation keinen Unterschied, wenn einige Leute nicht jeden Job annehmen wollen und einige sich ganz weigern einen anzunehmen. Die Leute die das tun, werden leicht von anderen Arbeitslosen ersetzt. Wir haben nun einemal einen massiven Überschuss an Niedriglohnarbeitern. Und es ist doch recht fraglich, warum man einen 60-jährigen Mann zum Straßenkehren schickt und er sich dabei das letzte bisschen Gesundheit ruiniert, während in einer privaten Weiterbildungsfirma 30 18-jährige ihren Facebookacc checken für 100€ pp am Tag.

Das es Niedriglohnarbeiter gibt dürfte zwar nicht direkt gewollt sein, es ist aber vermutlich ein immanenter Bestandteil des Kapitalismus an sich. Das jedoch in den letzten 20 Jahren in DE eine Politik betrieben wurde und wird, um diesen Leuten gar keine Chance mehr zu lassen ist gewollt und so ziemlich alle Volksparteien haben dabei munter mitgemacht. Das wurde allen als "Reformen" verkauft und der größte Erfolg war, dass selbst die Betroffenen diese Politik quasi forderten oder zumindeten nicht direkt abstraften. Erst als das Kind in den Brunnen gefallen ist, war es wohl so weit.

Nun plötzlich vollzieht zumindest die SPD eine Kehrtwende, zum einen sitzt wohl die Angst im Nacken, dass es einen Linksrutsch geben könnte und zum anderen ist die SPD kaum noch als Volkspartei zu bezeichnen. Und diese Kehrtwende scheint das beschriebene Dilemma zumindest abzulindern, wie die letzten Umfragen zeigen.

... Und wir haben mit der Globalisierung, Demografiewandel in einigen reichen Ländern und anderen Dingen, einfach Faktoren, die die Umverteilung von Kapital von unten nach oben beschleunigen und fördern.

Das ist ja alles richtig, aber die Konsequenz kann doch nicht sein, dass man diesen Prozess auch noch durch die politische Gesetzgebung beschleunigt, oder?
Wie soll es dann weitergehen, wenn China eines Tages auf demselben Qualitätsniveau wie wir produzieren? Vergleichbares hat es ja schon zwischen GB und dem Deutschen Reich gegeben (gerademal rund 130 Jahre her) und der damit verbundenen Einführung des "Made in Germany" Logos als negatives Branding. GB hatte verloren, weil es ebenso reagiert hat wie wir es heute tun: Schaffung einer Unterschicht mit dem Ziel billiger produzieren zu können. Die Folge war ein Qualitätsverlust der Produkte und zack lag Deutschland vorne, weil es genau umgekehrt zu GB in das Land investiert hat, Bildung und Arbeitsbedingungen verbessert hat etc.

Aber ich schweife ab.
 
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Gehören Renten nicht auch zum Sozialsystem (der Generationenvertrag, nicht Privatrenten)?

Helios co. schrieb:
Offensichtlich tun sie das, nur warum sind die Buh-Männer/Frauen ausschließlich die Arbeitslosen und H4-Empfänger, von denen die große Masse NICHTS dafür kann, dass sie keinen Job hat?

Weil Rente erarbeitet werden muss und H4 nicht? Arbeitslosengeld(1) muss übrigens auch erarbeitet werden.
 
Guter Punkt, dumm nur, dass man wenn man beispielsweise 20 Jahre lang in die Kassen eingezahlt hat, genauso arbeitslos werden kann. Was denkst du wie viele H4-Empfänger es gibt, die mit 55 gefeuert wurden und auch keine neue Einstellung mehr gefunden haben?

Automatisch gehen alle davon aus, dass H4-Empfänger faule halbwegs junge Menschen sind. Die Realität sieht aber leider so aus, dass eben viele ältere Menschen auf soziale Leistungen angewiesen sind und gerade diese auch noch abgestraft werden, obwohl sie nun einmal NICHTS dafür können, dass sie für den Arbeitsmarkt nicht mehr interessant sind.

Hier etwas zu lesen, dürfte vielleicht einpaar Augen öffnen:

http://www.focus.de/finanzen/news/arbeitsmarkt/studie-hartz-iv-empfaenger-sind-alles-andere-als-faul_aid_545490.html

Und was die aktuellen Rentner anbetrifft: Diese Leute haben von einer wirtschaftlich gesunden Zeit profitiert in der man sich keine Gedanken darüber gemacht hat, das man vielleicht Rücklagen für die Rentenzahlungen der Zukunft anlegen sollte.

D.h. sie profitieren von einem politischen Fehler ihrer Zeit für den die Leute heute jedoch bluten müssen und das nicht zu knapp. Ich möchte jetzt keinen Müll erzählen (daher bitte berichtigen wenn ich mich irre), aber so weit ich weiss fallen vom ganzen Haushalt ca. 80-100 Milliarden auf die Renten ab. Der Haushalt hat (ich glaube) einen Umfang von ca 300 Milliarden. Auf H4 und Arbeitslosengeld entfallen gerademal 30-40 Milliarden und betreffen dabei ca 8 Millionen Menschen. Die BW hat einen Etat von ca. 32 Milliarden. An Zinsen fallen ca. 40 Milliarden an und auf den Verkehr entfallen 25 Milliarden (mehr oder weniger).
 
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Meines Wissens werden 55-jährige und älter aber oft als nicht mehr vermittelbar eingestuft und erfahren seitens des Arbeitsamtes bei weitem nicht so einen Druck wie junge Menschen.


Edit
Für Arbeit und Soziales werden 126 Mrd. jährlich ausgegeben, davon 84 Mrd. Zuschuss zur Rente und 40 Mrd. für Hartz 4 etc. (Arbeitslosengeld I bezahlt ja die Bundesargentur für Arbeit aus ihrem Haushalt). Gesamtausgaben ca. 300 Mrd., Zinsausgaben 35 Mrd. Tendenz sinkend.

http://www.bundeshaushalt-info.de/startseite/#/ausgaben/einzelplan.html
 
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Meines Wissens werden 55-jährige und älter aber oft als nicht mehr vermittelbar eingestuft und erfahren seitens des Arbeitsamtes bei weitem nicht so einen Druck wie junge Menschen.

In wie weit ändert es etwas an dem Druck, der von der Bevölkerung ausgeht und den ich hier kristisiere? Die von mir genannten Zahlen stimmen ja dann im Wesentlichen oder habe ich dich falsch verstanden?
 
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Du meinst den Druck der Meinungsmache durch die Medien, oder welcher Nachbar übt Druck auf dich aus?
Ergänzung ()

Helios co. schrieb:
Guter Punkt, dumm nur, dass man wenn man beispielsweise 20 Jahre lang in die Kassen eingezahlt hat, genauso arbeitslos werden kann. Was denkst du wie viele H4-Empfänger es gibt, die mit 55 gefeuert wurden und auch keine neue Einstellung mehr gefunden haben?
Woher soll ich das wissen, diese Personengruppe steht für mich eh außen vor und hat für mich mit den klassischen H4-Empfänger nichts gemeinsam.
Wobei ein 55 jähriger schon etwas länger als 20 Jahre arbeitsfähig gewesen sein sollte.
 
Du meinst den Druck der Meinungsmache durch die Medien, oder welcher Nachbar übt Druck auf dich aus?

Faszinierend und so fängts an. Auf mich übt keiner Druck aus aber ich bin auch kein H4-Empfänger. Nur ausschließen, dass es schnell dazu kommen könnte, kann wohl kaum einer hier von uns. Die einzigen dieauf mich Druck ausüben sind meine Frau und mein Chef ;)

Bei dem was ich meine geht es nicht nur um die Medien (die haben ihre Fähnchen jetzt sogar um 180° gedreht), sondern tatsächlich um Leute die ständig und an jeder Ecke behaupten, diese Menschen seien Schmarotzer des Systems. Und derartige Aussagen gab es direkt oder indirekt zu Hauf auch in diesem Forum. Genau genommen war das die politische Begründung für die Einführung von H4, wenn du dich noch erinnern magst. Die passende Rede von Schröder ist leicht zu finden auf Youtube, wenn man sich die Mühe machen will.

Woher soll ich das wissen, diese Personengruppe steht für mich eh außen vor und hat für mich mit den klassischen H4-Empfänger nichts gemeinsam.

Achso, und wer ist für dich der "klassische H4-Empfänger"?

Wobei ein 55 jähriger schon etwas länger als 20 Jahre arbeitsfähig gewesen sein sollte.
Und jetzt? Mal abgesehen davon, dass das lediglich ein Beispiel war und ich nicht damit gerechnet habe, dass jemand ein theoretisches Konstrukt auch noch auf die praktische Ebene überführt, denk mal drüber nach, ob es einen Unterschied gibt zwischen "20 Jahren einzahlen" und "20 Jahren arbeitsfähig" zu sein.
 
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ohmotzky schrieb:
Du meinst den Druck der Meinungsmache durch die Medien, oder welcher Nachbar übt Druck auf dich aus?

Das ist kaum zu leugnen. Ein Beispiel:

Meine Frau ist derzeit zu Hause wegen unserem Kind(unter 1 Jahr).
Rein geldtechnisch muss sie eh nicht arbeiten, verdiene alleine deutlich mehr als 4 köpfige Familien in D im Schnitt haben, dazu kommt Kindergeld, Elterngeld usw

Trotzdem wird sie extrem von Vielen(Familie, Bekannte) unter Druck gesetzt wann sie denn nun weiter macht und wann sie endlich wieder arbeiten geht usw.

Das geht so weit, das sie sich nichtmal traut zu sagen, das wir eigentlich noch ein Kind wollen.


Und das ist eher noch ein harmloser Fall. Will gar nicht wissen wie das erst aussehen würde für mich, wenn ich die Arbeit mal verlieren würde.

Sicher, ich würde relativ leicht was Neues finden oder auch die Selbständigkeit wagen, aber allein dieser kurzfritige Übergang würde mir wohl schwer zu schaffen machen.Nicht wegen der Situation an sich, die kann ich zu 99% lösen, sondern eher die Art und Weise wie man behandelt wird.

Abgesehen davon hätte ich Angst von der Arge in irgenteinen Schrott Job gedrängt zu werden, weil sie mir sonst das ALG kürzen wollen.
Im Zweifel würde ich wohl drauf verzichten müssen, weil mit den miesen Jobs die die vermitteln ist jeder Lebenslauf so versaut das man danach eh nix vernünftiges mehr findet.
 
Helios co. schrieb:
Achso, und wer ist für dich der "klassische H4-Empfänger"?
Der durch eigene Faulheit ungebildete Schulabgänger ohne Abschluss und somit ohne Chance auf eine Lehrstelle.

Helios co. schrieb:
Und jetzt? Mal abgesehen davon, dass das lediglich ein Beispiel war und ich nicht damit gerechnet habe, dass jemand ein theoretisches Konstrukt auch noch auf die praktische Ebene überführt, denk mal drüber nach, ob es einen Unterschied gibt zwischen "20 Jahren einzahlen" und "20 Jahren arbeitsfähig" zu sein.
Im Zusammenhang mit 55 jährigen schon, die sind nämlich schon seit ca. 30 Jahren arbeitsfähig. :daumen:
 
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Der durch eigene Faulheit ungebildete Schulabgänger ohne Abschluss und somit ohne Chance auf eine Lehrstelle.

Und was glaubst du wie viele der aktuellen H4-Empfänger tatsächlich auf diese deine Beschreibung passen? Diese Jungs kriegen sogar noch einen Job, zumindest bei der DPD oder Amazon. Pakete schleppen kannst du auch ohne Schuldabschluss, zumindest wenn du jung genug bist.

Und indirekt zeigst du mit dem Finger auf das Problem: H4 trifft meisst die Leute, die nicht aus eigenem Verschulden in der Scheisse sitzen.

Im Zusammenhang mit 55 jährigen schon, die sind nämlich schon seit ca. 30 Jahren arbeitsfähig.

Genau genommen sogar schon seit 39 Jahren und wenn wir ins 18 Jh. schauen oder nach Afrika, dann sogar schon seit 43 Jahren ;)
 
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Bei der FAZ finden wir heute einen Artikel mit dem Titel "Gut, dass wir die Spanier haben". Zusammenfassend thematisiert dieser Artikel die positiven Effekte der "Krise" mit dem damit verbundenen Braindrain zu Gunsten für Deutschland verbunden ist und welchen Nutzen die Bundesrepublik daraus ziehen kann.

Die Frage die sich mir stellt ist, warum Deutschland an einem gezielten Braindrain aus diesen Ländern wie Spanien überhaupt ein Interesse hat? Wenn man sich die Langzeitwirkungen vorstellt, dass die Spitzenkräfte beispielsweise Spanien verlassen und Deutschland das gezielt forciert wie mit "Schawan wirbt um spanische Auszubildende" wird das doch wohl kaum Spanien wieder auf die Beine helfen?
Durch die erzwungene Sparpolitik von Merkel und Co. verstärkt sich nur der Eindruck, als ob die deutsche Wirtschaft dadurch noch weiter die Lohnkosten nach unten drücken möchte, wenn in den südlichen LÄndern der Sozialstaat, Rente etc. zusammengestrichen wird, wird Deutschland dadurch profitieren.
 
Helios co. schrieb:
Und indirekt zeigst du mit dem Finger auf das Problem: H4 trifft meisst die Leute, die nicht aus eigenem Verschulden in der Scheisse sitzen.
An der eigenen Faulheit ist man immer selber Schuld.
Junge sind/waren zu faul zum lernen und zum Job suchen.
Alte sind zu faul zum Job suchen oder umschulen.
Und ja es gibt sie die tatsächlich unverschuldet die dieser blöden Lage sind.
 
@conquerer,

das liest sich leicht wie eine Verschwörung, doch ist sicherlich was dran an der Geschichte. Deutschland geht es halt darum global konkurrenzfähig zu sein, dafür wird alles unternommen und dem alles untergeordnet. Der Exportüberschuss ist seit über 10 Jahren bei mehr als 1 Billion Euro. Gegenteilieg stagniert der Import und der Binnenmarkt. Es werden immer grössere Gewinne bei Firmen eingefahren und immer weniger profitieren die Mitarbeiter davon, bzw der Bürger. Wodurch aber entsteht diese enorme Konkurrenzfähigkeit, doch nicht nur weil wir so tolle und innovative Produkte herstellen oder Hightechprodukte. Nämlich auch deshalb weil wir einen riesigen Niedriglohnsektor schufen und bis heute erhalten haben.
Hier steht ein ganz guter Artikel zur Situation:

http://www.taz.de/Kolumne-Vom-Ueberleben-in-der-Krise/!105664/

" Südeuropa befindet sich mitten im Teufelskreis aus rückläufiger Nachfrage und steigender Arbeitslosigkeit. Dies ist vor allem eine Folge der Sparpolitik der letzten Jahre. Wenn die südeuropäischen Staaten an dieser Politik festhalten, ist auch kein Ende der Krise in Sicht.

Erstaunlich, dass dieser simple Zusammenhang in Deutschland nicht verstanden wird. Stattdessen wundert man sich hierzulande, dass die südeuropäischen Länder „trotz größter Sparanstrengungen“ ihre Etatziele regelmäßig verfehlen. Dass diese Ziele nicht trotz, sondern wegen des Sparens verfehlt werden, gerät im öffentlichen Diskurs oft völlig in den Hintergrund. "
 
Dazu auch:

Rund zwei Drittel der Bevölkerung wiesen 2007
kein oder nur ein sehr geringes individuelles Nettovermögen
(Geld- und Sachvermögen ohne Pkw
und Hausrat) auf. Im Gegensatz dazu verfügten
die reichsten zehn Prozent über einen Anteil
am Gesamtvermögen von mehr als 60 Prozent.
Gegenüber 2002 hat sich die Vermögenskonzentration
weiter verstärkt. Analysen zur individuellen
Vermögensmobilität weisen darauf hin, dass
sich – ähnlich wie beim Einkommen – an den
Rändern der Vermögensverteilung, das heißt bei
besonders reichen und besonders armen Personen
wenig verändert.

Quelle DIW

So lange bis nach Enteignung geschrien wird :heul:
 
Junge sind/waren zu faul zum lernen und zum Job suchen.
Alte sind zu faul zum Job suchen oder umschulen.
Und ja es gibt sie die tatsächlich unverschuldet die dieser blöden Lage sind.

Wenn es keine Arbeit gibt, dann ist es schlicht egal wie viel Mühe du dir gibst. Ich kenne diplomierte Mathematiker die über Jahre keinen Job gefunden haben oder sich als Aushilfslehrer über Wasser halten durften. Ich bin selbst über die Realschule zum Gymnasium und schließlich zum Studium gekommen. Als ich die Realschule als Jahrgangsbester abgeschlossen hatte, hatte ich keine Chance regional (50km Umkreis) eine Ausbildungsstelle zu finden.

Auch bringt es schlicht nichts alte Menschen nochmals umzuschulen, weil das Problem ihrer Arbeitslosigkeit ihr ALTER(!!!) ist und nicht ihre Profession! Bist du erstmal 55-60 hast du im Handwerk eigentlich kaum noch eine Chance - so ist leider die Realität und da bringt es dann auch nichts einen Metallarbeiter zu einem Tischler umzuschulen und 50 km weiter einen Tischler zu einem Metallarbeiter.

Sorry, so wie du das hier darstellst, aber vielleicht interpretiere ich deine Aussagen auch einfach nur falsch (das ist wohl das Problem eines solchen Forums), wirkt das auf mich als ob die meisten H4ler faul sind und selbst für ihre Lage verantwortlich sind. Das es inzwischen genug Studien gibt die dieser Meinung widersprechen ist dir aber schon bekannt oder? Zumal die eine oder andere Quelle diesbezüglich hier schon gepostet wurde.

Aber anders, was denkst du wie das Verhältnis ist zwischen den selbst verschuldeten und den nicht selbst verschuldeten H4-Empfängern? Vielleicht ist das einfach nur unser Problem, denn deine obige AUssage hätte ich persönlcih eher so formuliert:

Ja, die meisten können nichts für ihre Lage aber es gibt sie, die die einfach faul sind und kein Bock haben zu arbeiten

Aber vielleicht noch eine Frage: Woher kommt eigentlich der Glaube, dass mit einem guten Schulabschluss man auch immer Arbeit findet? Gehen wir doch mal davon aus, es gebe keine Hauptschüler und Realschüler mehr. Alle wären plötzlich ganz tolle und fleissige Schüler und hätten mehr oder weniger gute Abschlüsse. Glaubt hier jemand ernsthaft wir hätten in diesem Fall gravierend weniger Arbeitslose als das aktuell der Fall ist? Woher soll die Arbeit denn kommen? Es gäbe meiner Meinung nach einfach nur mehr Fluktuation auf allen Ebenen der Wirtschaft und der Auf- und Abstieg wäre leichter als es jetzt der Fall ist Das hätte aber keinen Einfluss auf die Arbeitslosenquote dafür aber auf das Gehaltsniveau denn das würde definitiv niedriger sein als es das aktuell der Fall ist. In anderen Worten, wir hätten eine gebildete aber ärmere Bevölkerung, denn die niedrigeren Löhne würden zwar den Export stützen dafür wäre der Binnenmarkt einfach tot und die Preise für Ressourcen würden einfach alles auffressen.
 
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Ja gut für deine Mathematiker hätte ich jetzt auch keine Angebote auf Lager. Aber was lernen die auch etwas mit schlechter Jobaussicht?

Der Glaube das ein guter Schulabschluss Ausbildungsplätze ermöglicht wird von den Betrieben verbreitet die Ausbildungsplätze anbieten. :evillol:
 
Jap, nur dumm, dass es für Physiker oder Medizintechniker (zumindest die,die nicht imConsultant Bereich arbeitenwollen) nicht so viel besser ausschaut und das in einem Land, das doch angeblich so viele Naturwissenschaftler sucht und braucht und die EU sogar extra eine Blue Card einführte, die dummerweise nur rund 140 Personen bis jetzt in Anspurch genommen haben. ;)

Der Glaube das ein guter Schulabschluss Ausbildungsplätze ermöglicht wird von den Betrieben verbreitet die Ausbildungsplätze anbieten

Du meinst die Betriebe,die sich freiwillig verpflichtet haben (keine) Ausbildungsplätze anzubieten? :evillol: Oder die Betriebe die ihren Azubis ganze 400-560€ Lohn anbieten, weil es genug Konkurrenz auf dem Markt gibt? Was würden diese Azubis nur ohne Eltern oder H4 machen? Aber ja,sie sind ja selbst verantwortlich für ihre Lage,denn sie machen ja freiwillig eine Ausbildung - die Deppen! Oder meinst du die Betriebe, die selbst bei qualifizierten Kräften alles nur erdenkliche unternehmen um deren Gehalt zu drücken und das auch schaffen, weil genug Fachkräfte vorhanden sind?
 
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Ich wollte den Thread mal wieder durch einen recht lesenswerten Artikel im "Freitag" beleben.
Es geht um die wahren Gründe für die Krise, die Umverteilung von unten nach oben, die Ausplünderung des Gemeinwesen, Sozialabbau und die Rechtfertigung dafür.

Ein Auszug:
Mit der Formel vom „Schuldenabbau“ suggerieren Politik und viele Medien einen Politikwechsel, wo doch nur die alte Politik der Umverteilung von unten nach oben fortgesetzt wird. Wer verschuldet ist, so heißt es, hat zuvor zu viel Geld ausgegeben, wahrscheinlich zu gut gelebt. Gespart wird nun jedoch vor allem da, wo es die breite, aber politisch wenig einflussreiche Masse trifft. Für die Preziosen der Hochkultur und die dort gezahlten Gagen findet sich immer wieder eine kleine, aber starke Lobby. Bei der Abwehr der Orchester- und Ensemble-Fusionen in Baden, Thüringen und vielen anderen Regionen Deutschlands ist das nicht der Fall. Während die Privathochschulen und -universitäten funktionieren, sind im öffentlichen Hochschulwesen die schlecht betreuten Studierenden und die Lehrkräfte auf ihren halben und befristeten Stellen gleichermaßen bemitleidenswert. Man spart an Schwimmbädern, Leihbibliotheken und Sozialleistungen – und erweckt den Eindruck, als wäre gerade hier das Geld versickert.

Diese Umverteilung von unten nach oben legitimiert ein bizarr wirkendes Gerede über „die Leistungsträger“, welche angeblich den „Unproduktiven“ die Existenz sichern. Als Quelle des Reichtums gilt nicht mehr die Aneignung des von den Lohnabhängigen erwirtschafteten Mehrwerts oder eben die Positionierung am oberen Ende der Beamtenbesoldungsleiter, sondern die persönlichen Vorzüge, die Individualität der Reichen. Diese geradezu mythisierte „Leistung“ der „Edlen“ rechtfertigt dann auch, dass Vorstände das dreihundertfache eines durchschnittlichen Arbeitnehmereinkommens ihres Unternehmens „verdienen“.
 
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