pilot.andy schrieb:
Wer kümmert sich ohne Staat um dich wenn du krank bist? Easy - deine Versicherung.
Wer bezahlt den Bau der Krankenhäuser und die Ausbildung der Ärzte und Pfleger? Wer tritt da überhaupt als Arbeitgeber auf und legt die Richtlinien/Standards fest? Und woher haben die Krankenversicherungen eigentlich ihr Geld?
pilot.andy schrieb:
Wer sorgt dafür dass deine Straßen oder dein Kiez sicher ist? Easy - deine Versicherung.
Wer nimmt Festnahmen vor, führt Prozesse und vollzieht Urteile? Klar, ne kleine Privatarmee wäre schon chic. Auch sehr praktisch, wenn der, der sich das leisten kann, damit auch seine Vorstellungen von Recht und Gesetz durchsetzen kann. Eine allgemeine Versicherung wäre natürlich der Heilsbringer. Blöd nur, wenn man ausgeraubt wird und gerade seine Versichertenkarte nicht dabei hat - oder sich nur den Basistarif leisten kann, der leider nicht vor Diebstahl und Einbruch schützt. Was passiert eigentlich, wenn ein Täter teurer versichert ist als sein Opfer? Gleichbehandlung oder Interessenskonflikt seitens der "Versicherung"?
pilot.andy schrieb:
Wer zahlt für deine Bildung oder die deiner Kinder? Easy - du selbst natürlich!
Schonmal das Schulgeld von Privatschulen gesehen? In welche Gesellschaft das langsam aber sicher führt, kann man sehr schön in Frankreich und England beobachten.
Weißt du, du hast zwei elementare Prinzipien nicht verstanden, die ich dir aber gerne erkläre:
1.: Jeder Mensch ist vor dem Staat gleichgestellt und genießt dieselben Rechte (gerade Sicherung von Grundbedürfnissen) und Pflichten, v.a. unabhängig von seinem Einkommen. Bei einer Versicherung ist das genau umgekehrt: wer mehr zahlt bekommt mehr und wer kein Geld hat, hat Pech gehabt und gehört nicht zum Club. Mache ich mich strafbar, wenn ich aus dem Haus gehe und die Straße benutze, ohne in den Fond für Infrastruktur eingezahlt zu haben? Muss ich in meinem eigenen Interesse meinen Nachbarn anzeigen, von dem ich weiß, dass er auch bestimmte Leistungen wie z.B. Infrastruktur in Anspruch nimmt und absichtlich keine Zahlung dafür leistet? Warum sollte ich überhaupt dafür zahlen, dass die Feuerwehr bereit steht, um im Notfall die Schule meiner Kinder zu löschen? Reicht doch, wenn sich ein Dummer findet, der die ganze Rechnung übernimmt.
Das gute am Staat ist, dass jeder an allem ein bisschen Teilhaber ist und so von nichts bestimmten ausgeschlossen werden kann.
2.: Eine Versicherung ist nicht zuletzt auch auf Profit ausgelegt. Das heißt im Klartext: bei soviel Gebühren wie möglich nur so wenig wie möglich auszahlen. Ein Staat funktioniert genau umgekehrt: den Menschen soviel Leistung wie machbar und sinnvoll ermöglichen, dafür aber (zumindest in der Theorie) so wenig Geld wie nötig einzunehmen. Und dann wäre da noch die Sache mit den Staatsschulden, mit denen für uns Sachen bezahlt werden, die aber vermutlich sowieso nicht zurückgezahlt werden müssen, sondern nur auf dem Papier vererbt werden. Eine Versicherung hätte es da bei ihrer Hausbank schon schwieriger.
Desweiteren ist die regulatorische Macht des Staates von entscheidender Bedeutung. Wenn private Firmen für Sicherheit sorgen sollen, wer will denn da wem vorschreiben, wann und gegen wen Waffeneinsatz erlaubt ist? Warum sollte ein Krankenhaus denn alte Menschen behandeln? Rechnet sich doch gar nicht.
Wenn man da dann doch lieber Vorschriften und Gesetze hätte, muss man auch für deren Entwicklung und Durchsetzung bezahlen. Nennt man dann Staat und Steuern.
Ein System der totalen Plutokratie, so wie du es forderst, kann gar nicht funktionieren, denn es bildet zwei privilegierte Randgruppen, meinetwegen mit Abstufungen, heraus: die Schwerreichen einerseits, die sich die Dienstleistung von einigen Mittellosen andererseits leisten können und diese über Wasser halten. Ohne eine ausgleichende Macht wie den Staat, der auch mittels Lohnsteuer einen sozialen Ausgleich schafft, wird es große Masse geben, die so gerade eben zum Sterben zu reich und zum Leben zu arm ist, trotzdem jedoch systemerhaltende Funktion durch Bereitstellung von Arbeitskraft erfüllt, allein schon aufgrund des Prinzips der Arbeitsteilung. Und dafür braucht es eben eine Gegenleistung, z.B. in Form von garantierter Versorgung der Grundbedürfnisse.