Was Putin möchte war lange Zeit unklar und sicherlich hat sich sein Fokus im Laufe der Jahre auch geändert.
Mittlerweile ergeben sich jedoch ein paar deutliche Ansätze:
1) Putin möchte Russland wieder zu einem Staat machen, der zumindest von Russen (im Inland, aber auch im Ausland, also auch z. B. Deutschland!) als stark und mächtig empfunden wird.
2) Putin nutzt dazu außenpolitische Chancen, wie sie sich in der Ukraine zur Annektierung der Krim ergaben - diese Chancen müssen aber nicht wasserdicht sein, wie der zumindest bisher gescheiterte Landzugang zur Krim in der Ukraine zeigt.
3) Putin möchte gleichzeitig Staaten bestrafen, die sich von Russland abwenden (siehe Ukraine, zum Teil aber auch Weißrussland und die anderen Anrainerstaaten), er belohnt aber auch die Staaten, die für Russland perspektivisch wichtig sind (zum Beispiel Syrien und Kuba).
4) Um 1) nicht nur zu erreichen, sondern um Russland tatsächlich zu einem starken Staat zu machen, gibt es zwei Wege:
a) Russland wird selbst stark und mächtig, das ist begrenzt nur für das Militär möglich.
b) Russland wird stärker, weil andere schwächer werden.
Auf b) setzt russische Propaganda im Ausland ein (z. B. RussiaToday), aber eben auch direkte und indirekte Attacken (diplomatisch oder auch durch nachrichtendienstliche Erkenntnisse), genauso wie das Finanzieren von nationalen Parteien in Europa (gesichert: Front National; äußerst wahrscheinlich: AfD, Brexit-Movement, FPÖ)
Das klappt ja auch ziemlich gut. Russland muss die Leute nicht von russischen Ansichten überzeugen, es reicht aus, wenn die Menschen hinreichend verunsichert sind. Die vielen verschiedenen Theorien des offiziellen Russlands zum Abschuss von MH17 haben dies wunderbar gezeigt: Die Öffentlichkeit soll einfach nur die Wahrheit in Frage stellen - und damit die eigenen Medien und Regierungen.
Schlimm ist 5) Russland greift aktiv in die Innenpolitik anderer Staaten ein, und zwar öffentlich. Das prominenteste Beispiel ist hierfür der "Fall Lisa" - Lawrow hat sich bis heute nicht für seine beleidigenden Lügen entschuldigt, viele Russlanddeutsche sind noch heute der Meinung, dass es den "Fall Lisa" tatsächlich so gab, wie ihn Russland dargestellt hat. Und das ist erschreckend.