ZeusTheGod schrieb:
Aber im Auto wird man nicht nass. Die Scooter sollen ja nicht die Fahrräder ersetzen, sondern Leute dazu bringen weniger mit dem eigenen Kfz zu fahren. Somit ist es hinfällig.
Das ist das was viele Leute immer predigen. War es wirklich der ausschlaggebende Grund?
Es war wohl auch ein entscheidender Grund, den beginnenden Wildwuchs an elektrischen Minigefährten auf deutschen Straßen gesetzlich zu regulieren, unabhängig davon, wie man das am Ende finden mag. (Wobei grundsätzlich Kritik an E-Scootern immer eine sehr unangenehm unschöne Art der politischen Meinungsäußerung beinhaltet, wo Benehmen nicht immer zählt.)
Für mich stellen E-Scooter (bzw. eKF) eine neue Fahrzeuggattung dar, zusätzlich zu Fahrrad/Tretroller, Auto, und ÖPNV. Und wie alle Fahrzeuggattungen haben diese Vor- und Nachteile. Die Umwelt schützen kann ein E-Scooter sowieso nur, wenn er dank seiner enormen Transportabilität in Verbindung mit idealerweise schienengebundenen ÖPNV genutzt wird, damit die Leute eben das Auto stehen lassen.
ZeusTheGod schrieb:
Bei schlechtem Wetter in voller Regenmontur 20+ Minuten in den Öffis zu hocken um dann auf den letzten 3 km mit dem Scooter nicht nass zu werden, ist auch nicht jedermanns Sache
Wobei man die volle Regenmontur auch auf dem Fahrrad und ggf. gar zu Fuß braucht (gut, Regenschirme regeln
) - das betrifft alle Fahrzeuge, die dem Fahrer keinen Wetterschutz bieten können.
Gerade in den Vororten von Großstädten oder ländlicheren Regionen (lacht ruhig
) sehe ich dagegen sogar Potenzial. In einigen Landstrichen gibt es gut ausgebaute Radwege außerorts, und gerade dort kann der E-Scooter durch die konstante Geschwindigkeit von 20 km/h kräfteschonend eine hohe Durchnschnittsgeschwindigkeit (= kurze Fahrzeit) erreichen. 5 km schafft man dann problemlos in 15.20 min, je nach Strecke. Ein etwaiger verfügbarer Bus ist da mitunter sogar langsamer, insbesondere wenn der Fahrplan nicht zum gewünschten (Bahn)Anschluss passt.
Gerade bei höheren Temperaturen oder Steigungen ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Nicht jeder möchte verschwitzt im Büro ankommen, oder hat die Möglichkeit, auf der Arbeit zu duschen. Das Füllen der "last mile" ist für mich der entscheidende Vorteil des E-Scooters. Mal 5 km zum Ziel ohne ÖPNV fahren? Kein Problem! Bei extremen Temperaturen entspannt ankommen, ebenfalls kein Problem.
ZeusTheGod schrieb:
Die Leihscooter haben in meinen Augen noch weniger Einsatzzwecke.
Die Leihscooter sind in der Tat ziemlicher Schwachsinn. Sauteuer, alles andere als ökologisch (nächtliche Aufladung, Herstellung, geringe Lebensdauer!), und dank der verbotenen Zonen nicht einmal sinnvoll im Pendlerverkehr nutzbar, selbst wenn man es unbedingt wollte.
Das sind Spaßgefährte, und die Einführung der Leih-Scooter hätte vielleicht weniger überstürzt und vor allem dosierter erfolgen müssen. Andererseits sind die Dinger beliebt wie sonst was, was einige Anbieter zu Preissteigerungen veranlasst hat. Irgendwas scheinen die Anbieter also verdammt richtig zu machen.
Leider brechen viele Außenstehende die Nachteile von E-Scooter auf sämtliche Modelle runter, also Leihangebote und Privatfahrzeuge. Dabei sind die Unterschiede zwischen den Free floating-Angeboten und einem privaten E-Scooter schon deutlich: kein Aufwand für Aufladung, kein im Wege rumstehen, kein Vandalismus (in Gewässer schmeißen oder ähnliches), meist angemessenere Fahrweise weil man sein eigenes Versicherungskennzeichen mit sich führt (= Selbstkontrolle). Aber das wird bis dato nie in etwaige Betrachtungen, Medienberichte, "Expertenmeinungen" oder Studien zu den Auswirkungen dieser neuen Fahrzeuggattung wirklich mit einbezogen.