Deutschland, Land der Dachdecker und Witwen im Eigenheim. Anmerkung zur Struktur unserer politischen Debatten: Gesellschaft weiß, dass etwas getan werden muss, ob bei Demografie oder Klimaschutz. Da keine sinnvollen Einwände dagegen vorliegen, wird mit Härtefällen argumentiert. Vor 10 Jahren setzt Andrea Nahles Rente mit 63 durch, weil niemand auf den Vorhalt "Der Dachdecker, der seit seinem 16 Lebensjahr usw., kann doch nicht mehr aufs Dach" antworten kann, ohne herzlos zu erscheinen. Folge: Heute gehen 1/3 der Babyboomer mit 63 in Rente (Tendenz steigend). Effekte für Fachkräftemangel u Rentensystem brutal. Jetzt Heizungsdebatte: Einhaltung Klimaziele mit Ölheizung in ungedämmten Wohnungen unmöglich, weiß auch jeder. Aber Antwort auf den Satz: "Wie soll die Witwe in ihrem Häuschen usw" klingt herzlos. Folge: In 10-15 Jahren werden funktionierende Öl- und Gasheizungen rausgerissen werden müssen (zu horrenden Kosten) oder Staat subventioniert gegen eigenen CO2-Preis an (ebenfalls horrende Kosten und ordnungspolitisch absurd).
Um dem absehbaren Vorwurf der neoliberalen Kälte präventiv zu entkräften: Ja, klar, muss es selbstverständlich Lösungen für Dachdecker und Witwen geben! Außerdem wird welt zeitnah eine engagierte Sozialreportage über Dachdeckerwitwen veröffentlichen.