A415 schrieb:
Mir konnte leider bisher noch niemand plausibel mit Fakten erklären, wie wir denn unseren Strom z. B. im Winter speichern wollen wenn keine fossilen Kraftwerke mehr am Netz sind? Wo sind die Speichertechnologien, welche das für mehrere Monate klar machen? Jetzt noch aus Kohle, Gas und letztlich auch aus Atomkraft auszusteigen halte ich diplomatisch formuliert für "äußerst gewagt"...
Von "Jetzt" und "Sofort" ist aus meiner Sicht auch nicht die Rede. Es müssen aber die richtigen Weichen gestellt werden. Das wird ein Prozess bzw. ein Trend sein, der sich über die nächsten 20-30 Jahren fortsetzen wird. EE sind langfristig einfach unschlagbar günstig und zugleich unabdingbar (Klimawandel).
Ich sehe die Zukunft des Energiemarktes wesentlich vernetzter und dezentraler.
Energiestabilität durch Diversität und Masse. Die meisten Haushalte werden ihren eigenen Strom selber produzieren. Einige davon auch speichern. Solarparks im Süden Europas, Afrika, und Asien. Windenergie aus dem Norden. Wasserstoff oder Methanol als Zwischenprodukt (Speicher/Transport). Die Batterietechnologie
steht auch nicht still und wird nicht auf Ewig auf Lithium oder ausschließlich seltenen Erden basieren.
Irgendwo in Europa oder auf der Welt wird der Wind weiter blasen, die Sonne scheinen oder das Wasser fließen. Und wenn der Bedarf gedeckt ist, und das wird er, kann sämtlicher Überfluss als potentielle Energie gespeichert- und bei Bedarf wieder abgerufen werden kann.
A415 schrieb:
Den höheren Strompreis müssen wir als Gesellschaft halt irgendwann einer breiten Bevölkerungsschicht erklären, welche halt kein Elektroauto und keine PV Anlage auf dem selbstgenutzten Wohneigentum hat.
Wie bereits geschrieben ist der Strompreis nicht so hoch weil die EE so teuer sind, der Strom ist so teuer weil das teuerste Kraftwerk (Gas) auch den Preis für alle anderen Kraftwerke vorgibt. Die Kosten für die eigene Solaranlage liegen bei 10-13 Cent die Klowattstunde (bei großen Anlagen liegen wir im einstelligen Bereich). Nun kannst du dir die Differenz gerne ausrechnen. Der hohe Strompreis ist ein deutsches Phänomen und nicht der eigentlichen Sache geschuldet.
A415 schrieb:
Wie wollen wir inzwischen einen nicht unerheblichen Teil der Menschen den Strom finanzierbar machen?
Indem wir aufhören fossile Energien zu subventionieren, dem Markt die Freiheit lassen den günstigsten Strom zu produzieren und selber zu wirtschaften.
A415 schrieb:
Und was passiert im Winter ohne Wind und Sonne?
Wie gesagt, die weltweite Energieversorgung wird wesentlich dezentraler und globaler werden. Das Ziel wird zudem nicht sein, den Status Quo an Energie zu produzieren, sondern (weit) darüber hinaus.
Geographisch sind gewisse Regionen in der Produktion von erneuerbaren Energien wesentlich effizienter. Entsprechend werden solche "hotspots" ihren Überschuss überwiegend exportieren, entweder als Strom oder als gespeicherte potentielle Energie. Durch die schiere Anzahl möglicher Exporteure entsteht eine stabile dezentrale Versorgung, unabhängig von wenigen einzelnen Anbietern oder regionalen Faktoren.
Also anstelle des russischen Gases wird es beispielsweise der europäische Süden sein, der uns mit günstigem PV-Strom versorgt. Wir hingegen könnten durch unsere nördliche Lage und Zugang zur Küste durch die potentiell hohe Windenergie profitieren und (international) zu mehr Energiestabilität beitragen. Energie wird es ab einem gewissen Punkt im Überfluss geben. Das daraus entstehende Potential ist unendlich.
A415 schrieb:
Ich befürchte hier haben viele die Rechnung ohne den Wirt gemacht...
Möglich, aber ohne Rechnung gibt es auch bald keinen Wirt mehr.
ModellbahnerTT schrieb:
Was uns bei der Energiewende in Deutschland leider nichts bringt.
Wenn Saudi Arabien den günstigsten Strom der Welt produziert, dann wird es immer auch Abnehmer geben. Im deutschen Fall wäre es grüner Wasserstoff. Saudi Arabien ist ja nicht der einzige Profiteur von Solarstrom. Unser europäischer Süden hat auch extrem viel Potential.
ModellbahnerTT schrieb:
Das glaube ich nicht da man mit geringen Maßnahmen in Deutschland so viel Energie gewinnen kann das man keine Importe braucht.
Das mag sein. Am Ende bestimmt Angebot und Nachfrage. In Italien kann beispielsweise wesentlich günstiger Solarstrom produziert und exportiert werden, als in Deutschland überhaupt produziert werden kann.
Wer weis schon, wie unser Energienetzwerk und unsere (europäische) "Energieallianz" in 30 Jahren tatsächlich ausschaut, und wer wo wie günstig produzieren kann.