Energiewende in Deutschland - Geschwindigkeit - Kosten?

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Der Spiegel schreibt heute, dass die Regierung einen zweiten Stresstest beauftragt hat, um nochmal andere Szenarien einer möglichen Versorgungsknappheit durchzuspielen. Damit soll dann die AKW-Verlängerung nochmal neu bewertet werden.

Halte ich für eine gute und transparente Vorgehensweise und man kann sich dann auch nicht vorwerfen lassen, diese Option einfach aus ideologischen Gründen ausgeschlagen zu haben.

Interessant finde ich, dass die Union in dem Kontext nun beim Tempolimit Zugeständnisse machen will. Auf der einen Seite natürlich positiv, sich auch kompromissbereit zu zeigen. Auf der anderen Seite wohl aber auch eher Oppositions-Taktieren, um den alten Streit in der Ampel nochmal neu zu befeuern. Gerade ein temporäres Tempolimit löst ja weder das Versorungsproblem, noch reduziert es den CO2-Ausstoß langfristig.
 
Dennoch, da muss ich Idon Recht geben, es steht in den Quellen klar, dass die Brennstäbe zunächst nicht neu beschafft werden müssen um den Winterbetrieb aufrecht zu erhalten. Durch das "zusammenführen" der noch aktivsten Stäbe aus dem Bestand kann ein neuer Kern erstellt werden, der den Betrieb im Winter aufrecht erhält.

Lipovitans Zitat spricht aber in der Tat wiederum vom Endlager was im August 2023 voll ist und der Weiterbetrieb dann nur möglich ist, wenn man ein neues Lager findet oder das Zwischenlager (teilweise) räumt, völlig unabhängig von der Thematik der Neubeschaffung von Brennstäben oder Neuanordnung für den Winterbetrieb.
 
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Novar schrieb:
Nö.
In deinem zitierten Absatz gehts um das Zwischenlager.
Oh, stimmt.

Hab ich missverstanden. Aber im folgenden Absatz gibt das Gutachten Idons Aussage wieder.
Der Reaktorkern des aktuellen Betriebszyklus ist derart ausgelegt, dass am Ende des Betriebszyklus Reaktivitatsreserven bestehen, die einen Weiterbetrieb für ca. 80 Tage unter Einhaltung der sicherheitstechnischen Rahmenbedingungen ermöglichen. Hieraus wurde sich eine zusätzliche Stromerzeugung von ca. 2200 GWh ergeben. Unter Berücksichtigung und Einhaltung der sicherheitstechnischen Rahmenbedingungen besteht die Option, einen neuen Reaktorkern lediglich durch Umsetzen der Brennelemente, d. h. ohne den Einsatz van frischen, also neu zu beschaffenden Brennelementen, auszulegen, mit dem ein Leistungsbetrieb von ca. 3 Monaten möglich ist. Dies würde in etwa einer Stromerzeugung von ca. 2960 GWh entsprechen. lnsgesamt wurde damit bis August 2023 eine zusätzliche Strommenge von ca. 5160 GWh erzeugt.
Daher kommt auch der August 2023
 
Erkekjetter schrieb:
Dennoch, da muss ich Idon Recht geben, es steht in den Quellen klar, dass die Brennstäbe zunächst nicht neu beschafft werden müssen um den Winterbetrieb aufrecht zu erhalten.
Dann freut es mich, dass Idon seine vorausgegangene Behauptungen korrigierte; denn vor ner Woche knapp wollte er einem noch vermitteln, dass auch keine Brennstäbe getauscht werden müssen.

Und will man ganz 2023 abdecken, müssen halt auch welche beschafft werden - und dazu reicht die Zeit eher nicht, wenn auch der TÜV selbst dazu eine eher "optimistische" Einschätzung abgibt.
 
Na ja, es ging aber primär um den Winterbetrieb. Die Neubeschaffung steht ja ohnehin unter dem Problem, dass man dann eben auch ein Zwischenlager neu braucht. Nämlich ab August 2023...

Also für den reinen Winterbetrieb wäre technisch gesehen ein Betrieb möglich. Mit den breit diskutierten Kompromissen/Problemen. Ab August 2023 wäre der Weiterbetrieb aber dann nur möglich, wenn ein Problem für die Zwischenlagerung gefunden wird. Dazu äußerst sich das Gutachten nicht, soweit ich meine.
 
Das Gutachten hatte den Auftrag festzustellen, ob die AKW im Notfall grundsätzlich weiterbetrieben werden können. Also eher im Sinne von großen, gefährlichen Rissen und ausgefallene Systeme und nicht, ob die Toilettenanlage frisch saniert ist. Ziel wäre die potentielle Vermeidung einer nationalen Katastrophe, nicht das Einhalten jeder Empfehlung eines Handbuches.

Das Ergebnis ist, ganz klar: Ja, im Notfall ginge ein Weiterbetrieb.
 
Novar schrieb:
Doch, müssen sie. Quellen dazu liegen dir bereits vor.
Da die Brennstäbe kein klares Enddatum haben müssen sie nicht getauscht werden sondern laufen im Streckbetrieb mit weniger Leistung weiter was auch bedingt das dies weniger strahlen im Endlager.
 
Wenn es eine nicht geringe Wahrscheinlichkeit gibt, dass der Strom katastrophal knapp wird und wir jeden m³ Gas sparen wollen, ja, dann wäre ein laufenlassen der AKW eine Möglichkeit.
Aber:
Diese Katastrophe droht doch aber in D gar nicht. Die höchste Last der letzten 1,5 Jahre betrug ~82GW, dieses Jahr noch nicht einmal über 80GW. Mit Laufwasser, Biomasse, Kohle und Öl können wir 57,1GW erzeugen.
Durch Müll und die Wärmegekoppelten Gaskraftwerke kommen regelmäßig 5GW, manchmal auch noch etwas mehr (6GW) dazu.
D.h. bei einer wirklichen Dunkelflaute fehlen um 20GW, dort helfen die 4,94 GW Atom also nicht, es muss so oder so mit Gas zu produziert werden.
Mit Gas und ohne Atom liegt die max. Erzeugung bei nicht ganz 90GW, sollte also reichen, Atom wird auch hier nicht benötigt.
Bleibt noch das Szenario eiskalter Winter und alle rüsten auf E um (alle 20 Mio Gashaushalte machen 3kW Wärme). Dann hätten wir wohl 82GW+60GW Heizlüfter (keine Ahnung, wo die Masse herkommen soll). Aber auch hier stellen wir fest, 5 GW Atom helfen, reichen aber trotzdem nicht. Dieses Szenario halte ich für nicht sehr wahrscheinlich und dass wir in dem Fall mit 5 GW Zusatzstrom aus Atom auskommen, senkt die Wahrscheinlichkeit weiter.

Und hier die richtig gute Nachricht: Wir reden über eine kleine Wahrscheinlichkeit an vielleicht gesamt 1 Woche/Jahr, wo tagsüber! der Strom knapp werden könnte (ohne Gas). Falls dann natürlich noch Kraftwerke ausfallen oder gewartet werden, fällt die Rechnung natürlich um, dann haben wir eine Katastrophe bzw. nähern uns Dieser (ob sie dann wirklich eintrifft, steht nicht fest, nur weil sich die Kapazität ungeplant verringert, etwas Reserve haben wir ja glücklicherweise).
 
ModellbahnerTT schrieb:
Da die Brennstäbe kein klares Enddatum haben müssen sie nicht getauscht werden sondern laufen im Streckbetrieb mit weniger Leistung weiter was auch bedingt das dies weniger strahlen im Endlager.
Das ist richtig, aber meiner Meinung nach eine reine Milchmädchenrechnung.
Ein großer Teil dieser Strommenge (für nächstes Jahr) müsste dann aber halt schon dieses Jahr bestenfalls im Sommer eingespart werden, was am Ende fast ein Nullsummenspiel sein müsste. Und je länger der Streckbetrieb noch auf sich warten lässt, desto hinfälliger wird das vom TÜV als erreichbar festgestelltes Datum.

Für die ~2% des im letzten Jahr produzierten Strombedarfs... naja...
 
Revan1710 schrieb:
Der Spiegel schreibt heute, dass die Regierung einen zweiten Stresstest beauftragt hat, um nochmal andere Szenarien einer möglichen Versorgungsknappheit durchzuspielen. Damit soll dann die AKW-Verlängerung nochmal neu bewertet werden.

Halte ich für eine gute und transparente Vorgehensweise und man kann sich dann auch nicht vorwerfen lassen, diese Option einfach aus ideologischen Gründen ausgeschlagen zu haben.
was, die Grünen sind bereit, ihren 40 Jahre lang andauernden Kampf aufzugeben?
Was man alles doch nicht für Machterhalt machen möchte, dachte, dass diese heutige etwas ungewöhnliche Meldung von Frau Lang, die doch nicht so viel ausschliessen will, wäre ein Fake.
Revan1710 schrieb:
Interessant finde ich, dass die Union in dem Kontext nun beim Tempolimit Zugeständnisse machen will.
ah doch nur ein simpler Kuh-Handel, naja mich als Radfahrer berührt das nicht viel
 
whtjimbo schrieb:
was, die Grünen sind bereit, ihren 40 Jahre lang andauernden Kampf aufzugeben?
In wie fern wird darin irgendein Kampf "aufgegeben"? Häh?

Da spinnst du wohl zu viel hinein, was nicht da ist.
 
Novar schrieb:
In wie fern wird darin irgendein Kampf "aufgegeben"? Häh?

Da spinnst du wohl zu viel hinein, was nicht da ist.
oh, Du meinst die deutschen Grünen mit ihrem Anti-Atomkraft Bestreben gabs gar nicht? Gestern dachte ich noch, das wäre das einzige Ziel der Grünen gewesen.
 
whtjimbo schrieb:
oh, Du meinst die deutschen Grünen mit ihrem Anti-Atomkraft Bestreben gabs gar nicht?
Oh, und du meinst die "deutschen Grünen", die jetzt einfach nur für einen weiteren Stresstest sind, würden damit ihr langfristiges Bestreben begraben?
Wie kommst du auf so einen Irrsinn? :)
 
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Novar schrieb:
Wie kommst du auf so einen Irrsinn? :)
Diese Option war doch bisher da kein "Strommangel" doch Irrsinn, oder?

Nachtrag:
ich find's gut, vielleicht wird das endlich mal eine wählbare Partei?, bisher hatte ich diese 3 "grossen", die für mich nicht wählbar sind: "AgD", "Grüne", "Linke"
 
Binalog schrieb:
Das ist nicht richtig.
Ich beziehe mich auf das Kraftwerg Gundremmingen und auf Isar 2, in Summe 2,4 Prozent.
Ergänzung ()

whtjimbo schrieb:
Diese Option war doch bisher da kein "Strommangel" doch Irrsinn, oder?
Netter versuch; aber erneut:
In wie fern geben die "deutschen Grünen" ihr dahingehend langfristiges Bestreben (du nanntest es "Kampf") auf, nur weil sie für einen weiteren Stresstest sind?
Die Frage gilt selbst dann noch, sollten sie am Ende einer Verlängerung bis ~Mitte nächsten Jahres zustimmen.
 
whtjimbo schrieb:
Was man alles doch nicht für Machterhalt machen möchte
Für mich hat das rein garnichts mit Machterhalt zu tun, sondern zeugt von Regierungskompetenz, wenn man angesichts einer Krise nicht trotzig an seinem Standpunkt festhält.

Im Gegensatz macht sich meiner Meinung nach die FDP lächerlich, in der aktuellen Situation sowas banales wie ein Tempolimit noch nicht einmal in Erwägung zu ziehen.
 
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Novar schrieb:
Netter versuch; aber erneut:
In wie fern geben die "deutschen Grünen" ihr dahingehend langfristiges Bestreben (du nanntest es "Kampf") auf, nur weil sie für einen weiteren Stresstest sind?

einfach schon die Option zu betrachten erfreut mich, wenn die Experten ohne Druck der Politik eine Aussage treffen dürfen, als Bürger des Landes kümmert mich die Politik nicht, solange sie mir nicht vom Nachteil ist
wenn man bereit ist die Ideologie fallen zu lassen, ist es für die Menschen in diesem Land eher positiv zu bewerten
 
whtjimbo schrieb:
einfach schon die Option zu betrachten erfreut mich
Das mag ja sein; nichts desto trotz wird mit der Option einer Verlängerung bis ~Mitte nächsten Jahres keinesfalls ihr "40 Jahre lang andauernder Kampf" aufgegeben, wie du es nanntest.
Da wird nichts "fallen gelassen".
 
ich sehe das etwas anders,
es ist der erste Schritt, sie merken das auch bei den Umfragen, wahrscheinlich, wie alle die mal an der Macht waren, fragen sich immer, wie sie die Macht erhalten können, nicht weil, wie alle anderen, an das Land denken, sondern um ihre Pfründe zu sichern
Ergänzung ()

Novar schrieb:
"40 Jahre lang andauernder Kampf" aufgegeben,
nun ja, es ist Verrat an ihrer Basis
 
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