Erfolge der Linken, "Linksrutsch" in Deutschland ?

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Der Fehler im System auf den T&T anspricht ist eher der, dass Gewerkschaften und auch die Linke sich vornehmlich auf die Themengebiete fixiert die Stimmen bringen. Nehmen wir beispielsweise den Fall Nokia. Nahezu jede politische Gruppierung stürtzt sich auf diesen Fall. Doch wie viele Angestellte im Gastronomie Gewerbe ihre Jobs verlieren weil man ein Rauchverbot durchgedrückt hat interessiert derweil kaum jemanden. Denn hier sind es viele Einzelfälle die dann erst in der Summe relevant werden.

Genau das selbe sehe ich bei meiner Arbeiststelle. Die Fabrik in der ich arbeite soll bald den Besitzer wechseln. Das könnte zur Folge haben, dass in Zukunft vielleicht wieder 37,5 statt bisher 35 Stunden gearbeitet wird. Wohlgemerkt bei einem Lohn der ca. 150-160% des IG Metall Tariflohns beträgt.
Alle Politiker stürzen sich auf dieses Thema und überbieten sich mit "Kampfesparolen" und zeigen, dass sie die Mitarbeiter vor "Ausbeutung" durch den neuen Betrieb schützen wollen. Die Gewerkschaft nutzt diesen Fall als Mittel sich zu profilieren und so vielleicht das ein oder andere Mitglied mehr zu bekommen.

Das anderswo die Leute für viel weniger Geld (über dem geforderten Mindestlohn) arbeiten (natürlich 40 oder mehr Stunden in der Woche) dabei weitaus schlechtere Arbeitsbedingungen haben scheint all diese Interessenverbände derweil nicht zu interessieren. Schließlich handelt es sich da ja auch um kleinere Firmen mit vielleicht 100 Angestellten. Da kann man eben nicht so gut auf Stimmenfang gehen ...

Was ich damit sagen will:

Alle, einschließlich der Gewerkschaften und der Linken, sind eben nur an ihrem eigenen Wohl interessiert. Und jede Aktion der Linken bei uns im Werk zielt einzig und allein darauf ab Stimmen zu gewinnen.
Auch selbst ernannte Weltverbesserer sind da kein Deut besser als der Rest der politischen Landschaft.
 
Adam_Smith, hat meinen Beitrag nochmal deutlicher rüber gebracht als ich. Die große IG Metall wird schön unterstützt, dann heißt es wir (die Linken) haben für euch diesen Lohn erkämpft und gehen somit auf Stimmenfang. Früher war es die SPD-Taktik, jetzt macht es die Linke.

Die steht doch wieder zu 100% hinter der IG Metall und fordert auch ne kräftige Lohnerhöhung für die unterbezahlten Metaller:freak: Anstatt, dass die Linke mal so fair ist auch zu sagen, ihr verdient sowieso schon zu viel. Aber sowas hört man nicht, das kostet Wählerstimmen.
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nur in einem Punkt wiederspreche ich dir Adam_Smith:

eine repräsentative Umfrage hat ergeben, dass 2/3 der bayerischen Bevölkerung das Rauchverbot begrüßt. Auch berichten Wirte von keinerlei Umsatzeinbußen, wenn dann Minimal. Geh Sonntags mal Essen, es ist rappelvoll wie immer. Geh in die Disco, voll wie immer. Keiner bleibt daheim. Auch die Zelte des Oktoberfestes werden um 9:30 Uhr wegen Überfüllung wieder geschlossen sein. Aber das ist ein anderes Thema;)
 
Außerdem bleibt hier volkommen unbeachtet das diese ganzen Tarifkämpfe doch eigentlich nur makulatur sind. Nur noch knapp über der Hälfte aller Arbeitnehmer arbeitet noch in einem Betrieb wo ein Tarifvertrag überhaupt existiert und für den Arbeitgeber bindend ist. Die andere Hälfte arbeitet in Betrieben wo der Chef bezahlt was er will. Dort gibt es weder Tarife noch regelmäßige Erhöhungen. Teilweise wird dort bezahlt wie vor 15 Jahren.

Ich war vor meiner Umschulung zum Krankenpfleger Maschinenschlosser vor 15 Jahren und wenn ich sehe was teilweise heutzutage bezahlt wird in diesem Berich da kann ich nur sagen das ich das schon vor 15 Jahre hatte. So sieht doch die Realität in unserer viel gerühmten "Tarifautonomie" aus. Im Grunde wird doch von einer Vielzahl Arbeitgeber völlig frei bezahlt was dieser will. Von "Tarifen" können diese Arbeitnehmer doch nur Träumen.
 
extasy schrieb:
Die andere Hälfte arbeitet in Betrieben wo der Chef bezahlt was er will. Dort gibt es weder Tarife noch regelmäßige Erhöhungen. Teilweise wird dort bezahlt wie vor 15 Jahren.
Unzulässige Verallgemeinerung! In unserem Betrieb ist die Belegschaft bisher nicht an einem Betriebsrat interessiert und es gibt für uns keinen übergeordneten Tarifvertrag. Das Gehalt wird mit dem Chef verhandelt und alle sind zufrieden, weil überdurchschnittlich bezahlt wird.
 
Man denke nur an SAP.

In diesem Unternehmen wurde selbst die Putzfrau über Tarif bezahlt und die Arbeitsbedingungen waren wirklich himmlisch.
Dann kam die IG Metall ... man klagte sich gegen den Willen von 91 % der Mitarbeiter in das Unternehmen ein (über den Umweg der erzwungenen Gründung eines Betriebsrates) und nun hat SAP mit der Bürokratie von Gewerkschaften und Betriebsräten zu kämpfen.

Das ist wahrlich gelebtes soziales Denken! :freak:
 
@keakhau
hey, ich habe doch nicht verallgemeinert. Hatte doch geschrieben das "teilweise" dort bezahlt wird wie vor 15 Jahren ;)

Außerdem ist es doch zu fragen warum sich einige Arbeitnehmer so mit Händen und Füßen vor einem Betriebsrat wehren ? Schließlich sind die Arbeitnehmer direkt von den Entscheidungen des Chefs betroffen, so das eine Mitsprache ja wohl berechtigt ist. Außerdem weiß ich doch aus eigener Erfahrung als Mitglied des Betriebsrates (BR) wie beschränkt unsere Mitspracherechte sind hier in Deutschland. Im Grunde ist der BR doch ein zahnloser Tiger und daher finde ich das wir noch viel mehr Mitsprache bräuchten. Jedoch stehen die Zeichen im Neoliberalismus eher auf Beschneidung der eh bescheidenen Mitsprache des BR.

Nein, im Grunde ist es doch eher so das es im Interesse des Chefs ist Mitarbeiter zu haben die als Einzelkämpfer auftreten um die Belegschaft zu spalten. "Spalte und Herrsche" heißt es doch. Und Herrschen wollen doch die Arbeitgeber nach Gutsherrenart. Denn das was Arbeitgeber am meisten hassen ist die Solidarität unter den Arbeitnehmern, so kann man dann nämlich dem Einen das dem Anderen jenes bezahlen, jeh nachdem wer sich besser durchsetzten kann. Darum ist es in solchen Betrieben auch immer streng verboten über sein Gehalt zu sprechen weil sonst diese gegeneinander Ausspielerei auffällt. Solidarität ist aber die einzige Waffe die man als Arbeitnehmer genenüber dem Kapitalbesitzer hat.
 
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Der Vorwurf der Verallgemeinerung bezog sich auf die ersten beiden Sätze des Zitats. Wenn es keinen Tarifvertrag gibt, bezahlt der Chef nicht einfach nur so viel, wie er will. Vielmehr wird über das Gehalt mit den Angestellten verhandelt (Es gibt ja noch die Vertragsfreiheit). Und dass es dabei nicht zu regelmäßigen Erhöhungen kommt, stimmt dann ebenso wenig.

Es geht in dem von mir beschriebenen Fall auch nicht darum, sich gegen einen Betriebsrat zu wehren. Das basiert eher auf der Erkenntnis, dass die Kommunikation mit dem Chef auch so ganz gut funktioniert und man niemanden braucht, der sich zwischenschaltet.

Es soll ja noch Chefs geben, die genau wissen, wie sehr sie von der Leistung ihrer Mitarbeiter abhängig sind. Und da macht es schon Sinn, öfter mal auf seine Leute zu hören und ihren Bitten und Vorschlägen zu folgen. Der einzelne Arbeitnehmer weiß über seinen Job immer noch am besten Bescheid. Letzten Endes ist es auch eine Frage der Mitarbeiter-Motivation. Wenn man als Arbeitnehmer das Gefühl hat, selbst an den Einscheidungen beteiligt zu werden und wenn man weiß, dass sich persönliiches Engagement auszahlt, dann trägt das zur Verbesserung der Motivation und der Zufriedenheit bei. Da kann Arbeit sogar richtig Spaß machen und alle haben etwas davon.
 
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Da sich der Kapitalbesitzer in der Regel in der stärkeren Position befindet werden aber schwächere Mitarbeiter über den Tisch gezogen bei solchen "Verhandlungen". Daher ist ein gültiger Tarifvertrag wichtig um gerade die Schwachen zu schützen. Und ich finde schon das es für gleiche Arbeit auch das gleiche Geld geben sollte.

Ich hatte ja schonmal irgendwo geschrieben das ich finde das für Beamte (meine Frau ist ja eine Beamtin) der Sozialismus bereits Realität ist: Unkündbar, transparente Besoldungsstruktur, üppige Altersversorgung, bei Krankheit und Berufsunfähigkeit keine Gefahr zu verarmen wie als normaler Angestellter und beste Krankenversorgung. Fehlt nur noch das Streikrecht ;) Das währe schön wenns für alle gelten würde. So stelle ich mir den Sozialismus vor :evillol:
 
Bis dahin kannst Du Dir in Ruhe überlegen, wo der "Linksrutsch" geblieben ist :D

Die SPD steht kurz davor, ihre traditionelle Vorherrschaft als größte deutsche Volkspartei an die CDU zu verlieren – erstmals in der Geschichte. Ende vergangenen Jahres gab es nur noch knapp 3200 eingeschriebene Sozialdemokraten mehr als Christdemokraten – ein Jahr zuvor war der Abstand noch mehr als doppelt so groß, teilten die Parteizentralen auf Anfrage des Handelsblattes mit.

http://www.handelsblatt.com/News/Po...spd-bald-nicht-mehr-groesste-volkspartei.html
 
@keskhau
Die ehemaligen Mitglieder der SPD sind ja jetzt nicht plötzlich rechts konservativ, sondern haben zurecht die SPD aufgrund ihrer wirtschaftliberalen Ausrichtung verlassen. Diese gilt es nun aufzufangen und in die Linkspartei zu integieren. Wir bräuchten auch deren Parteiorganisatorische Erfahrung um uns im Westen noch besser zu etablieren und zu festigen. Denn eines ist klar, trotz aller Erfolge sind wir nur ein kleiner Zwerg gegenüber der SPD, zumindest im Westen

Erfreulich stimmt uns dabei das die alten Feindbilder ("Mauerschützenpartei", Ostpartei und Nachfolger der SED) die diese Menschen bisher davon abgehalten hatten schon viel früher den Weg zu uns zu finden heute nicht mehr richtig funktionieren, auch wenn die FDP in erst jüngst wieder von der "Mauerschützenpartei" gegeifert hatte. Dem Gegner fällt offebar nichts Neues mehr ein so das er sich dieser Retorik aus der Steinzeit des kalten Krieges bedienen muss. Die müssen ganz schön verzweifelt sein.

Für viele ist es offenbar höchste Zeit das nun endlich eine Partei in die Parlamente kommt die sich gegen den neoliberalen Gleichgang der anderen Parteien wendet. Und eben darum werden wir ja so verachtet von den Anderen. Und darum erhält die Linke als einzige Partei auch kein Schmiergeld (genannt "Spenden") von der Wirtschaft.

Aber sicherlich hast du recht das von einem richtigen "Linksrutsch" noch lange keine Rede sein kann ob wohl der Sozialismus potenziell die allermeisten Anhänger (fast die Hälfte finden den Sozialismus als im Ansatz gut) gegenüber anderen Strömungen in der Bevölkerung hat.
 
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Martin Kaul von spiegel.de schreibt hier, dass die Linken unter den Studenten scheinbar mehr Anhänger finden. Die Zahl der Hochschulgruppen hat sich seit letztem Jahr verdoppelt. Scheint, das die Studiengebühren noch so manche Überraschung aufzubieten haben.
 
@Odium
wurde ja auch mal wieder Zeit das die Hochschulen nicht konservativen und neoliberalen Studentengruppen überlassen wird. Zu nennen währen hier z.B. diese unsäglichen "Burschenschaften" die ein reaktionär revanchistisches Weltbild pflegen. Heinrich Mann hat ja in seinem Roman "Der Untertan" ein sehr passendes Bild dieser "schlagenden Studentenverbindungen" wiedergegeben.
 
Ob nun Burschenschaften oder autonom, derartige Bünde sind immer reaktionär, ganz egal ob von links oder rechts.

Edit: Wenn ich an die Ausschreitungen und Randale vom 1. Mai denke wird mir jetzt noch schlecht.

Für mich spielt es auch keine Rolle welcher Szene die Randalierer angehören, bei mir gäbe es da nicht die Politik der offenen Hand.

Auch wenn ich dann nicht besser bin als die Randalierer selbst, dort hilft nur hart durchgreifen.
 
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Ich weiß ja nicht wann exstasy das letzte Mal auf einer Uni war, aber "konservativen und neoliberalen Studentengruppen" wurde und wird da eher selten was überlassen. Also bitte tu doch nicht so, als ob die Linke nun aus dem nichts die neuen 68er wären, bloß weil sie die verteilten Stimmen einfangen, die vorher, vorallem in letzter Zeit, den Grünen und und diversen linken Gruppierungen zukamen.

Und an den Burschenschaften, konservativen und rechten Gruppen ändert das gar nichts. Die wird es nunmal weiterhin geben, dass einzige was sich ändern wird ist Aggressivität, mit der man sich gegenseitig angeht.
 
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Was die Linke an Zulauf hat verliert die SPD auf der anderen Seite, einen Linksruck in der Bevölkerung sehe ich nicht.

Ich glaube es gibt lediglich einen stärkeren Linksruck in der SPD, was vermutlich die zur Linkspartei gewechselten auch nicht zurück holen wird und nur dazu führen wird dass eher normale SPD Wähler auch noch abwandern werden.

CDU/CSU/FDP haben Chancen wie lange nicht mehr bei der nächsten Bundestagswahl die 50% zu knacken.
 
Dieser Zulauf an den Unis entsteht sowieso nur dadurch, weil man jetzt noch Chancen hat, die Studiengebühren vor Ort zu kippen. Man denkt als Student genauso pragmatisch wie als Nicht-Student, und ich behaupte mal, dass die meisten Studis gar keine Zeit für diesen ganzen Diskussionskram neben den Vorlesungen haben.
 
Der Zulauf an den Unis hat aber nichts mit nem "Linksruck" in Deutschland zu tun.
 
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