SV3N schrieb:
Sachsen-Anhalts Arbeitgeberpräsident Marco Langhof (...) Magdeburg eigne sich (...) auch, weil die hiesige Hochschule neue IT-Nachwuchskräfte ausbilde für den Neubau einer Fertigungsanlage von Intel, erklärte er.
Zuerst einmal noch ein Kommentar dazu: Die Uni hat einen Reinraum, ja. Noch! Seit Jahren wird aber von neidischen Professoren derselben Fakultät versucht, diesen zu schließen, angeblich, weil er zu viel kosten würde, was nachweislich nicht der Fall ist (Uni und Fakultät erhalten deutlich mehr Geld durch Beteiligung an Mitteleinwerbung als Kosten entstehen). Dies ignoriert man und behauptet weiter das Gegenteil. Um sich endlich durchzusetzen, wird seit Jahren gelogen und betrogen und gemobbt.
Folge daraus ist u.a., dass zwei Spitzenforscher nach Halle vertrieben wurden (Halle reibt sich noch heute die Hände, gerade bei der jahrhundertealten Rivalität) und man die Ausbildung von passenden Mikrotechnologen und halbwegs passenden Studenten eingestellt hat.
Ripcord schrieb:
Werden dort nur die Wafer produziert oder gleich fertige CPU's? Würde ja ansonsten keinen Sinn machen, wenn die nach Asien geschickt werden müssen um dort das Endprodukt zu fertigen. Das macht uns kein Stück unabhängiger vom Rest der Welt, sondern würde nur den ressourcenhungrigen Teil der Fertigung uns "überlassen".
Das hatte Deutschland vor ~15 Jahren schon mal mit Infineon/Qimonda: Technologisch Spitzenreiter aber aus Kostensenkungsgründen sich das Backend/Packaging in Asien machen lassen. Die haben dann ihre eigenen Unternehmen geschützt und Qimonda konnte sich verabschieden.
frkazid schrieb:
Gerade das Thema Wasser wird eine entscheidende Rolle spielen.
Es gab schon manchen Kommentar dazu, ob wirklich so viel Frischwasser benötigt würde. Aber selbst wenn, dann möchte ich versichern, dass die Region um Magdeburg mehr als genug davon hat. Wir beziehen unser Trinkwasser zum größten Teil aus der nördlich gelegenen Colbitz-Letzlinger Heide, die wohl ein großes Grundwasservorkommen hat (
Trinkwasser Magdeburg). Zusätzlich wird Wasser aus kleinen Ohre teilweise versickert, seit Jahrzehnten ohne negative Auswirkungen.
Wir haben meiner Erinnerung nach eigentlich sogar "zu viel" Frischwasserkapazitäten, da nach der Wende so manche kleine Bördegemeinde meinte, sich ein eigenes kommunales Wasserunternehmen geben zu müssen, z.B. Wanzleben. Das waren dann Versorgungsposten für ausgediente Politiker. Stattdessen entnimmt man lieber Grundwasser von unterhalb teilweise überdüngter oder gülleverseuchter Äcker. Es wird in diesen Gemeinden wohl ausdrücklich dazu geraten, die Kinder mit Wasser aus dem Supermarkt zu versorgen, da die Schadstoffwerte bedenklich sind.
Lemiiker schrieb:
Und selbst wenn man anführt, dass Sachsen-Anhalt
vglw. trocken ist, so muss dieses Wasser mit viel weniger Industrie und Bevölkerung geteilt werden. Verbliebe höchstens die Bewässerung für die reichlich vorhandene Landwirtschaft.
Weiteres Beispiel um gegen die vermeintliche Trockenheit zu halten: Nach der Wende hat man um Schönebeck herum (10-15 km südöstlich) wohl (ne Weile?) aufgehört, das Grundwasser abzupumpen. Der Grundwasserpegel stieg, die Äcker soffen ab und manches Haus hatte nen feuchten Keller.
xexex schrieb:
Lustige Anekdote am Rande, auch Magdeburg hat sich damals um BMW beworben, mit dem Industriegebiet was nun Intel beziehen soll. Beide Standorte haben seit gut 20 Jahren auf einen Nutzer gewartet.
Aus informierter Quelle weiß ich, dass es viel mit Sabotage ehemaliger DDR-Bürgerrechtler zu tun hatte, die weiter vom demokratischen Sozialismus träumten und daher den westlichen, kapitalistischen Geist weiter auf Abstand halten wollten. Neben BMW hatten sich über die Jahre auch VW (nun in Poznań) ... und ich meine sogar Porsche interessiert gezeigt. Mit der Nähe zu Wolfsburg/Braunschweig/Salzgitter und einem jahrzehntelangen Fokus auf Maschinenbau hätten wir eigentlich gute Karten haben müssen.
Auch mischten jahrelang die alten Ostgarden (StaSi & Konsorten) mit. Mafiaartig beherrschen die noch immer regional manche Branche. Mit denen hat man sich in den Neunziger und Nuller Jahren besser nicht angelegt, da wurde der eine oder andere Konkurrent auch mal beseitigt .... ähhm, ich meine, die hatten Unfälle.
[F]L4SH schrieb:
Man hat einen Standort gefunden, der noch ausländerfeindlicher ist als Dresden? Chapeau. Sachsen Anhalt ist wenig in den Nachrichten im Gegensatz zu den Bekloppten Südöstlich aber das Mindset vor allem im Alltag ist dort genauso harter Tobak (meine halbe Familie stammt aus der Gegend).
Coenzym schrieb:
Hab da ein paar Jahre gewohnt: Da sollten sich ausländische Arbeitskräfte mal warm anziehen...
So ein ... "bösartiger Unfug". Ich bestreite nicht, dass es hier mehr AfD-Wähler gibt als im ach so toleranten Westen, doch vor ein paar Jahren waren die meisten noch Wähler der Linkspartei. Es sind größtenteils Abgehängte, Protestwähler ... und oft nicht die Hellsten.
DevPandi schrieb:
Ganz so schlimm ist es aber nicht. Gut, Sudenburg ist da ein etwas raueres Pflaster, aber solange die Nazis erst in den Thor-Steinar-Laden gehen und anschließend über die Ampel zum Pakistani Döner essen gehen, ist alles in Ordnung. Und JA, genau das machen die da!
Man könnte sagen: Beim Döner hört der Rassismus auf.
Aber die vermeintliche große Unsicherheit für Ausländer oder alle die so aussehen ... Das ist eine Mär linker Kreise, gerade auch zugezogener Studenten aus Westdeutschland, die mit einem Vorurteil über den Osten hierherziehen, vor "Ossis" über "Ossis" herziehen und jeden kleinen vermeintlichen, noch nicht einmal geklärten Vorfall, den sie vom Hörensagen bei der letzten WG-Party kennen, zu einem rassistischen machen ... um ihre Vorurteile bestätigt zu sehen. Ausländische Studenten, die ich teilweise über zig Jahre kannte, schätzten Magdeburg und konnten die Gerüchte in "ihren Kreisen" nicht bestätigen. Da verstärkt sich viel in einer Blase.
1. Anekdote am Rande: Mitte, Ende 2015 meinte ein mir damals bekannter militant-linker, aus BaWü stammender Philosophiestudent der hiesigen Uni, dass der Osten sich durch solche Vorfälle wirtschaftlich nur selber schade, weil er ausländische Fachkräfte verschrecken würde. Ich entgegnete, dass die meisten dieser "Vorfälle" keine seien und viel mehr die letztlich überhebliche Berichterstattung linker, westdeutscher Journalisten das Bild aufrechterhält und verfestigt. Das würde, sofern wir hier überhaupt den großen Fachkräftebedarf hätten, dem wohl viel mehr schaden.
2. Anekdote am Rande: Ich hatte vor einigen Jahren eine Deutsch-Türkin zu Gast, die mir über 20 Minuten immer wieder damit im Ohr lag, wie schlimm sie doch damals in Heidelberg durch die deutschen Lehrer etc. diskriminiert worden wäre. Kaum standen wir an der Haustür, geht sie die Klingelschilder durch. Ich fragte, was sei. "Hier wohnen keine Türken!" - "Die wohnen bei uns in anderen Gegenden." - "Typisch Ostdeutschland!"
Rassismus ist vor allem ein sich über-eine-andere-Gruppe-erheben, sich für besser halten, sie diffamieren und diskriminieren, oft genug durch eigene Unsicherheit und Schwäche motiviert. In der Hinsicht möchte man so manchem mehr Reflektiertheit wünschen.
Holzinternet schrieb:
Die Menschen die hier leben sind weder rückständig noch rückwärtsgewandt. Viele, mich eingeschlossen, haben es nur satt das Menschen die hier nicht leben uns erklären wollen wie wir angeblich sind !
Vielleicht nicht rückwärtsgewandt im revisionistischen Sinne, aber es gibt im Osten schon noch einige Ältere, die der DDR hinterhertrauern, auch in MD. Und rückständig ist das Denken und Fühlen sehr vieler hier auch. 60 Jahre Totalitarismus, davon 75% nach dem Krieg mit dem immergleichen System haben tiefe Spuren in den Köpfen und Herzen vieler Menschen hinterlassen. Und dies wird innerhalb der Familien, des sozialen und beruflichen Umfelds noch über einige Generationen weitergetragen werden.
DevPandi schrieb:
Ich habe dort einige Zeit gearbeitet und keiner da sagt Machdeburch, wenn du das so aussprichst, bist du sofort als Auswertig zu erkennen.
Man spricht wie man es schreibt, aber Magde wird eher schnell gesprochen, also nicht wie Maaagd - dient der Veranschaulichung - sonder Magde.
Korrekt ausgesprochen wird es natürlich "Mackdeburg", d.h. ein kurzes 'a'. Ich sage zum Vergleich gern: "Sie sagen doch auch nicht 'Hahmburg'!" Im lokalen Dialekt (hier überlagern sich mehrere aus den angrenzenden Regionen nördlich, südlich und östlich) heißt es hingegen "Machdeburch"/"Machdeborch" bzw. "Machdeburjer"/"Machdeborjer", mein Wort drauf.
Nuklon schrieb:
Ich gönne es den Anhaltinern, die brauchen sowas.
Magdeburg war ab Ende des 17. Jh. Teil der brandenburgischen/preußischen Provinz Sachsen. Anhalt ist grob der Streifen vom Ostharz bis "hinter" Dessau:
https://de.wikipedia.org/wiki/Anhalt#/media/Datei:Herzogtum_anhalt_1863-1918.svg