anders als du gehe ich nicht davon aus, dass unternehmen sich zerstückeln werden, das würde imho wirtschaftlich keinen sinn machen. sie werden nur irgendwo nicht mehr die mehrkosten dafür tragen wollen in frankfurt oder münchen oder köln oder hamburg oder berlin zu sitzen, sondern sich einen ort suchen, der aufgrund seiner bedingungen gut geeignet und dennoch nicht übersiedelt ist.
in den besagten prestigestädten blieben dann wohl nur noch einzelne büros um das prestige zu bewahren. ich für meinen teil verstehe ohnehin nicht, wo der prestigegewinn liegt, in einer sehr teuren großstadt seinen firmensitz zu haben. beispiel aus meinem berufsleben: ein konzern hat seine schulungszentren inmitten von großstädten. das bedeutet für die schulungen vor allem: staus, verkehrschaos, unnötig großer zeitverlust (zwei stunden stauzeit für die anfahrt sollte man einplanen) und keine parkmöglichkeiten in unmittelbarer nähe sondern nur extrem teures parken in einiger entfernung. wo genau liegt der sinn das schulungszentrum genau da und genau mitten in der stadt anzusiedeln? die mitarbeiter kommen meist aus umliegenden städten. warum ist das schulungszentrum nicht einfach in einem der zahlreichen umliegenden ortschaften, die viel besser verkehrstechnisch erreibar sind und parkmöglichkeiten liefern? die flächenversieglung wäre identisch, aber man würde nicht zu den staus beitragen, weil man die autobahn vorher verlässt bzw die umgehung nutzen kann und nicht mit durchs nadelör muss.
und wenn der standort ein anderer ist, sind nicht mehr flächen versiegelt, sondern schlichtweg andere flächen.
auch die nähe von unternehmen, die sich gegenseitig brauchen, würde sich vermutlich nicht nennenswert verändern. man wäre sogar flexibler, näher beieinander zu bauen, da man nicht irgendwo in bereits vollkommen verbauten ballungszentren wäre.
was studierte menschen angeht, ist es imho sogar genau andersrum als du es beschreibst: ich habe im freundeskreis viele studenten und doktoren. sie alle kommen aus ländlichen gegenden und müssen entweder jobbedingt weitwegziehen (was auf dauer zu kontaktverlust führt), weit zur arbeit pendeln oder eben jobs weit unter ihre qualifikation annehmen. da wäre eine verteilung qualifizierter jobs sicher sehr sinnvoll und würde auch dem fachkräftemangel entgegenwirken.
Piktogramm schrieb:
Schaut man hingegen in den Westen Deutschlands oder die Regionen des Ostens die es halbwegs geschafft haben. Dann sieht man dort eben jene Konzentration von allein ablaufen. Die Industriezweige konzentrieren sich nahe der Städte. Die Zulieferer folgen und meist auch freiwillig die (jungen) Menschen.
ich würde eher behaupten gezwungenermaßen, weil es in ihrem sozialen umfeld keine angemessenen arbeitsplätze gibt. statt dessen werden sie in städte gewzengt, in denen wohnraum nicht verfügbar und/oder bezahlbar ist und müssen einen zusätzlichen unfreiwilligen beitrag zum verkehrskollaps und den stickoxiden in den städten leisten.
2. Wo Industrie und Menschen leben braucht es Infrastruktur. Ein entsprechender Ausbau zerschneidet Landschaften, versiegelt Boden, Kosten Ressourcen und bedeutet auch CO2 Emissionen. Sollte man wie du es vorschlägst den Ausbau der Infrastruktur den Unternehmen anlasten, dann müssten entsprechende Betriebe nach deinem Vorschlag einige Kilometer Wasserversorgung, Abwasser, Bundesstraße, Starkstromnetz und Glasfaser bezahlen. In Der Stadt hingegen nur einige Meter.
das hab ich missverständlich ausgedrückt: damit meinte ich explizit die infrastruktur innerhalb besagter ballungszentren, die ich verringern möchte. man kann ja keinem verbieten da ein unternehmen zu haben. es muss wirtschaftlich sinnvoll sein, seinen standort nicht dort zu haben wo es derartige probleme verursacht.
und was die industriegebiete in ländlichen regionen angeht: die infrastruktur ist dort ja ebenfalls vorhanden. eben nur nicht so überstrapaziert. ein lkw kann besser auf einer freien landstraße fahren als auf der autobahn stundenlang im stau diesel zu verbrennen.
ich komme aus einer ländlichen gegend und hier ist es für viele arbeiter möglich in der nähe seines arbeitgebers zu wohnen und mit dem fahrrad zur arbeit zu fahren. ich kenne viele die das tun und als das bei mir noch ging, bin ich auch mit dem fahrrad zur arbeit. es gibt zwar relativ viel güterverkehr, aber keine autobahn und keine staus. dazu ist das zu weitläufig und es fahren zu wenige autos.