jimpannse schrieb:
auch wenn ich es "trauig" find, dass die Welt nach und nach, nennen wir es mal neutral, ehr wieder konservativer wird, in der Politischen Landschaft als nach und nach "Weltoffener")
Weltoffenheit macht halt vielen Menschen Angst.
In den USA ist das noch mal viel heftiger als in Mitteleuropa, was nicht nur geografisch bedingt ist.
Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung, etwa 12-13 % war überhaupt schon mal im Ausland, und wenn man da Kanada abzieht wird es noch einiges weniger. Man vergleiche das mal nur mit Deutschland.
Neben geografischen Gründen kommt noch hinzu, dass Amerikaner so gut wie nie richtig Urlaub machen im Erwerbstätigenleben.
Umgekehrt werden Arbeitskräfte aus dem Ausland viel mehr als Konkurrenz und Bedrohung wahrgenommen als in unserer Region.
Das absurde an der Situation ist halt, dass die amerikanische Nation selbst ein Vielvölkerstaat ist, der fast ausschließlich aus Einwanderern besteht, auch wenn es z.T. schon länger zurück liegt. Hat man sich aber erst etabliert, schottet man sich lieber ab, eh noch mehr kommen wie man selbst. Ein ähnliches Phänomen hat man bei Zuwanderern in Deutschland aber auch.
In dem Kontext hat man dann auch nur schwer Verständnis für die Beteiligung an Konflikten in Regionen/Staaten, von denen die meisten noch nicht mal wissen, wo auf der Weltkarte die überhaupt zu finden sind. Das hat man dann halt der Regierung überlassen. Trump sagt den Leuten halt nun, Einwanderer sind eh alles Verbrecher und die Konflikte in der Welt gehen uns einen Scheiss an und kosten nur unser Geld, und unsere Wirtschaft machen wir selbst, ohne das verdammte China oder die undankbaren Europäer.
Unabhängig von seiner ambivalenten Persönlichkeit, die natürlich auch viele Wähler sehen, kommt das eben immer besser an als das gewohnte Business as usual einer möglichen Harris Administration.
Es ist daher wohlfeil Trump Wählern pauschal einen Jagdschein auszustellen.
Die politische Landschaft verändert sich eben nicht nur in Europa, sie betrifft nun auch die vermeintlich stabilste Demokratie der USA, allerdings bedingt durch das amerikanische Wahlsystem. Das zu ändern ist aber ebensowenig aussichtsreich wie das Waffengesetz zu ändern oder hierzulande ein generelles Tempolimit auf der AB einzuführen.
Wenn man so will, ist die Abkehr von Globalisierung und mehr Hinwendung zu Nationalismen jetzt globaler geworden.
Ich seh das aktuell hier auch mit Verwunderung. Als die Grenzen zu unseren Nachbarländern sich öffneten und es keine Grenzkontrollen mehr gab wurde das als gewaltiger Fortschritt der allgemeinen und eigenen Freiheit betrachtet. Jahrzehntelang. Jetzt schreit alles nach Grenzkontrollen und der Gewinn durch offene Grenzen scheint plötzlich nichts mehr wert zu sein.
"The Times they are a changin'" !
(Bob Dylan war die Tage mal wieder hier!)