Ihr habt die Erfahrung doch alle selbst schon gemacht (oder - je nach dem wie alt ihr seid - werdet sie noch machen): Verboten ist geil, Verbote machen neugierig. Zumindest wenn ihr älter als 16 seid, solltet ihr das Gefühl kennen.
Mama hat gesagt, dass Alkohol nichts für Kinder ist. Natürlich hat sie Recht und hat das nicht grundlos gesagt. Und selbstverständlich wird dann hier und da mal heimlich getrunken - mit den Freunden nach der Schule oder wenn mal jemand sturmfrei hat.
Dasselbe gilt für's Rauchen, Kiffen, Schule schwänzen, Mitschüler (oder einfach nur "andersartige") mobben, andere Leute für die eigenen Probleme verantwortlich machen, andere beschuldigen um selbst keinen Ärger zu bekommen, etc. pp.
Und auch bei erwachsenen Menschen verhält sich das nicht grundlegend anders. Natürlich denkt man anders über die Dinge und ist aufgeklärter. Aber so ein Verbot wird keinen davon abhalten, es trotzdem auszuprobieren und/oder Gefallen an dem Adrenalinkick zu finden.
Der eigentliche Punkt ist: Es muss die nötige Aufklärung stattfinden. Und genau die fehlt halt oft oder ist ungenügend. Und ungenügende Aufklärung ist meist sogar noch schlimmer als gar keine. Da bleiben zu viele Fragen offen, der Mensch fühlt sich belogen und seiner Freiheit beraubt und wird dann genau das Gegenteil machen.
Und das gilt nicht nur für die Eltern, sondern auch für die Schulen. Geschichts- und Politikunterricht schön und gut. An meinen Schulen beschränkte sich das mehr oder weniger auf stupides Auswendiglernen und dann war's das. Da wurde nie großartig reflektiert warum wer wie gehandelt hat. Speziell bei Themen wie dem Dritten Reich, war der Inhalt der Unterrichts eigentlich nur "das ist in folgender Reihenfolge passiert, Juden vergast, Hitler böse, Hitlergruß und Hakenkreuze verboten".
Im Grunde will ich nur sagen: Verbote und Filter bringen nicht viel. Danach kann man immerhin sagen: "Aber ich hab doch was dagegen gemacht", aber damit bekämpft man im Endeffekt doch nur die Symptome. Natürlich wird es für eine handvoll Menschen funktionieren, indem man den Kontakt mit unpassenden Inhalten unterbinden und sie so schützt. Aber was ist mit der großen Masse, die
trotz dieser Verbote diesen Schund schon verinnerlicht hat? "Für die ist es doch eh schon zu spät". Ja, wahrscheinlich kann man da nicht mehr viel retten.
Aber diese Leute kriegen Kinder, haben Bekannte (mit Kindern) und geben das weiter. Und an dieser Stelle sollte man ansetzen:
Mehr Aufklärung, weniger Verbote!
Dabei geht's mir nicht nur um Ausländer, Flüchtlinge, Einwanderer, Juden und sonstige ethnische Gruppen. Genauso geht's auch um den Umgang mit Drogen, Tieren, Technik, Informationen und der Umwelt im Allgemeinen.
Das Internet hilft (inzwischen) auf jeden Fall nicht (mehr) bei der Aufklärung. Überall nur Extreme. Auf der einen Seite die AfD-Pegida-Reichsbürger-Flacherdler-Trolle und auf der anderen Seite die Rayk-Anders-Antifa-Russia-Today-Trolle. Und jede halbwegs sachliche Informationsquelle im Netz geht darin unter. Sehr schade.
Die Troll-Kultur der 90er Jahre war eine Bereicherung. Aber die Troll-Kultur der letzten Jahre zerstört das Internet.
Da bin ich nun wohl etwas vom Thema abgeschweift
Aber ich bleibe dabei:
Mehr Aufklärung, weniger Verbote!