douggy schrieb:
Was ist denn nun an Cosplay kindisch? Sich Verkleiden/Imitieren/Schauspielern ist wahrscheinlich so alt wie es die Menschheit gibt.
Und ob man es mag oder nicht, cool sieht es aus und was für ein Aufwand manche veranstalten, Respekt.
Cosplay ist inzwischen eine überaus toxische und meiner Erfahrung nach von gegenseitiger Missgunst geprägte Szene, die eine noch vielfach toxischere Sub-Szene hervorgebracht hat: Cosplay-Fotografen.
Ja, Du hast schon Recht, der Aufwand den einige betreiben ist schon enorm und manches sieht auch echt spektakulär aus. Das ist für viele ein Full-Time-Job und läuft wohl erstmal als "Liebhaberei" vor den Finanzbehörden. Damit machen es sich dort aber sehr viele sehr einfach, was irgendwann sehr unschön auf die Füße fallen kann.
Der Aufwand und die Mühe den die Cosplayer und deren Fotografen betreiben wird zudem dadurch konterkariert, dass viele in der Szene ernsthaft davon überzeugt sind, ihr Berufswunsch "Profi-Cosplayer" wäre ein realistischer und erfolgversprechender Plan für die eigene berufliche Zukunft. Nur weil es eine Jessica Nigri in den USA durch clevere Selbstvermarktung (und körperlichen Einsatz) geschafft hat, Millionen zu verdienen, glaubt nun jeder in der Szene, er oder sie könnte das auch schaffen. Dafür ist jedoch der wirtschaftliche Werbemarkt für Cosplayer - insbesondere in Deutschland - viel zu klein. Kamui ist eine der wenigen, die es schaffen, sich in dem Wettbewerb langfristig zu behaupten und in Deutschland wirtschaftlich erfolgreich zu sein - zu welchem Preis, kann jeder beantworten, der sie persönlich kennt.
Das alles führte in den letzten Jahren zu einem harten Verdrängungswettbewerb, in dessen Kielwasser quasi Missgunst und Hass immer mehr Einzug in die Szene gehalten haben. Und die Möchte-gern-Fotografen - die teilweise ja sogar ganz gute Fotos machen - sorgen mit ihrer völlig von der Realität abgekoppelten und jede kritische Reflexion vermissenden Selbstwahrnehmung für eine exponentielle Verstärkung der Problematik. Wer da mit dem falschen Fotografen zusammen arbeitet oder diese kritisiert, muss damit rechnen, dass deren 100K+ Follower über das eigene Social-Media-Profil herfallen oder sogar den eigenen Arbeitgeber ausfindig machen um dort anonym Lügen und unbewiesene Anschuldigungen zu verbreiten. Denen ist schlicht jedes Mittel Recht, um andere Fotografen zum Schweigen zu bringen, oder besser noch aus der Szene zu drängen. Die nehmen irgendwie an, dass Cosplay ein Nullsummenspiel ist: Wenn einer mehr hat, muss der andere weniger haben. Weise beispielsweise mal einen gewissen Andy darauf hin, dass seine fragwürdigen Foto-Exklusiv-Rahmenverträge mit Cosplayern aufgrund von gesetzlichen Regelungen rechtlich zumindest problematisch - wenn nicht sogar illegal - sind, weil junge Cosplayer damit zwangsläufig in die Scheinselbstständigkeit gedrängt werden. Und das, ohne dass diesen das überhaupt bewusst ist weil sie in ihrem Alter verständlicherweise noch nie etwas mit fiskalischen Vorschriften zu tun hatten. Da wird die junge Naivität und fehlende Erfahrung der Cosplayer gnadenlos zum eigenen Vorteil ausgenutzt. Wenn Du nur darauf hinweist, dann rennen Dir tausende seiner Fans Deine Social-Media-Profile mit ihrem Hass ein und werden alles tun, um Dich zum Schweigen zu bringen.
Gleichzeitig ist denen irgendwie absolut nicht bewusst, welch böse Folgen eine Scheinselbstständigkeit - sollte sie denn erst einmal festgestellt werden - für die Cosplayer, die sich zur exklusiven Zusammenarbeit verpflichten, haben kann. Aber "Kill the messenger" ist halt einfacher als Selbstreflexion oder Aufklärungsarbeit.
Damit das Finanzamt sich den ganzen fragwürdigen Finanzströmen, seltsamen Vereinbarungen und unlauteren Verträgen in dieser Szene mal annimmt, ist die ganze Szene dann glaube ich aber doch zu unbedeutend oder für die Finanzbeamten auch einfach zu kindisch. Oder die haben das gar nicht auf dem Schirm, dass da in einer ganzen Szene haufenweise Gelder ohne Belge und Nachweise am Fiskus vorbei fließen. Von den fehlenden Sozialversicherungsbeiträgen, die durch die Scheinselbstständigkeit hinterzogen werden, mal ganz zu schweigen. Irgendwann könnte das dort sehr vielen so richtig auf die Füße fallen. Und dann hilft es auch nicht zu sagen: "Das war doch alles nur kindischer Spaß."