Gender Pay Gap - oder: Wie fälsche ich Statistiken

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@BeBur weil Frauen aktuell durchschnittlich länger in Elternzeit sind haben Sie am Ende weniger Rente, weil der Ausgleich eben nicht 1 zu 1 ist - und sie haben einen leichten GAP, weil Sie weniger Arbeitsjahre haben. Dieser GAP verschwindet aber langsam, da eben auch immer mehr Männer in Elternzeit gehen mit genau den gleichen Auswirkungen. Der GAP ist dabei fair - denn die Entscheidung dafür liegt bei den Eheleuten. Der Staat könnte zwar Anreize schaffen für eine 50/50 Elternzeit - MUSS er aber nicht. Es bleibt eine aktive Entscheidung mit bekannten Konsequenzen.

Was bleibt ist die Gehaltsverhandlung bei Mittelständischen und Kleinstunternehmen: klar gibt es diese hart verhandelnden Frauen genauso wie Männer die nicht verhandeln mögen - aber es geht dabei um den DURCHSCHNITT und im Durchschnitt ist es eben so, dass Männer mehr Gehalt fordern und dadurch entsprechend mehr bekommen.

Der tatsächliche GAP ist meiner Meinung nach nicht systembedingt - sondern kommt aus der aktiven Entscheidung der Frau:
- Länger Elternzeit zu nehmen als Ihr Mann
und
- im Fall von Mittelständischen- und Kleinstunternehmen nicht so viel zu verhandeln. Es gibt zwar nun ein Entgelttransparenzgesetz - das ist aber in so kleinen Unternehmen oft Unnütz, da es im Falle des Falles keine oder nicht genug Stellen gibt mit der man(frau) sich vergleichen kann. Zumal es eh erst ab 200 Mitarbeitern gilt.

Das ist übrigens eigentlich ebenso sexistisch: Denn ich als Mann kann zu meinem Kollegen/Kollegin genauso benachteiligt sein -kann es aber im Gegensatz zu einer Frau nicht erfragen.
 
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2-3 Monate Elternzeit pro Kind für männliche Führungskräfte ist bei uns absolut unkritisch, lange Zeiten bedeuten das Ende der Aufstiegsmöglichkeit.

Und das finde ich okay: Wer so viel verdient und Verantwortung möchte, der muss sich das vorher überlegen - und eben seiner Verantwortung auch gerecht werden.
 
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j-d-s schrieb:
Der oben verlinkte Artikel legt deutlich dar: Das Gender Pay Gap beträgt in D, berechnet auf gleiche Arbeit, Qualifikation, Arbeitszeit usw. genau 2%, was also im Endeffekt ziemlich genau gleich viel ist.
Klar, wenn man die Hauptursache für ein Problem aus der Statistik herausnimmt, zeigt die Statistik auch kein Problem mehr. ;)

Aber gibt es deshalb tatsächlich kein Problem, oder ist ist vielleicht doch ein Problem, wenn Frauen immer noch ihre Karriere fürs Kind opfern sollen während der Mann das Geld ranschafft?

Gerade in der aktuellen Krise sieht man diesen Mechanismus ja wieder, kaum waren die Schulen zu schon mussten die Kolleginnen zu Hause bleiben um den Nachwuchs zu hüten, bei den männlichen Kollegen waren es deutlich weniger. Da haben sich sogar einige gegen die Pflicht zum HO gewehrt, weil sie ja dann die Blagen am Hals hätten.
 
Idon schrieb:
2-3 Monate Elternzeit pro Kind für männliche Führungskräfte ist bei uns absolut unkritisch, lange Zeiten bedeuten das Ende der Aufstiegsmöglichkeit.

Und das finde ich okay: Wer so viel verdient und Verantwortung möchte, der muss sich das vorher überlegen - und eben seiner Verantwortung auch gerecht werden.

Das halte ich für eine antiquierte Denkweise...da schwingt unterschwellig mit, wenn die Frau schwanger wird (und länger ausfällt) kann sie auch keine Karriere machen...

Und was ist der Grund, warum man mit zB 1 Jahr Elternzeit keine Karriere mehr machen sollte? Nur weil man 1 Jahr weg war? Was ist das für eine Begründung?

Und vll sind Personen bereit mehr Verantwortung zu nehmen (und vll sogar die besseren Führungskräfte), wenn Sie sowas hinter sich haben...
 
@stummerwinter

Die Sichtweise ist nicht meine, ich sage nur, wie es selbst in vielen relativ aufgeschlossenen Firmen/Konzernen ist.

stummerwinter schrieb:
Das halte ich für eine antiquierte Denkweise...da schwingt unterschwellig mit, wenn die Frau schwanger wird (und länger ausfällt) kann sie auch keine Karriere machen...

Das ist für Frauen mit mehr als einem Kind auch ein Nachteil, weil ihr eben die Berufserfahrung fehlt.

Hier ist das Problem aber, dass die Frau die Schwangerschaft nicht praktisch beeinflussen kann, der Mann aber schlicht in eigenem Willen und Wollen handelt.


stummerwinter schrieb:
Und was ist der Grund, warum man mit zB 1 Jahr Elternzeit keine Karriere mehr machen sollte? Nur weil man 1 Jahr weg war? Was ist das für eine Begründung?

Entfremdung vom Team, von den aktuellen Aufgaben, von Projekten etc.


stummerwinter schrieb:
Und vll sind Personen bereit mehr Verantwortung zu nehmen (und vll sogar die besseren Führungskräfte), wenn Sie sowas hinter sich haben...

Ja, vielleicht. Praktisch sind die Leute gestresster weil nachts weniger Schlaf, tagsüber mal das Kind krank, Stress mit dem Partner, finanzielle Belastungen etc. etc. etc.



Mich hält das alles nicht von einer Familie ab, aber ich mache eben auch nur 2x1 Monat Elternzeit. Aus strategischen Überlegungen, aber auch, weil ich - im Gegensatz zu meiner Frau - extrem gerne arbeite.
 
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Wenn man alles will ohne jeglichen Nachteil, ist das durchaus verständlich - aber eben unrealistisch und zT auch unfair.

Es zählt jedoch immer mehr das „ich will aber“. Dann parkt man eben Kinder kurz nach der Geburt bei Betreuern. Geht schon irgendwie. ICH bin ja wichtig. Warum setzt man eigentlich Kinder in die Welt, wenn man nicht bereit ist, die Nachteile zu tragen und die Verantwortung zu tragen?

Das hat aber auch nichts mit dem (nicht vorhandenen) PayGap zu tun. Es geht rein um die jeweils eigene Egozentrik und dass alle anderen dafür sorgen sollen, dass ICH keinerlei Nachteile habe - egal wie ich mich in meinem Leben entscheide. Was da angeführt wird, sind Ausreden, warum man selbst ausgerechnet nicht kann, nicht darf, nicht muss. Ist eben ein simpler Lebensentwurf 🤷🏼‍♂️

Ich hätte gerne Kinder, aber das Geschrei. Und erst die Kosten. Das Erziehen ist auch doof, sollen die in der Kita machen oder in der Schule. Wenn schon wer zuhause bleiben muss (!), dann doch bitte mit vollem Lohnausgleich. Und bevorzugte Beförderung, wenn ich nach 2 Jahren wiederkomme. Wen juckt denn das Unternehmen? ICH will Karriere machen UND Familie. Beides zu 100% natürlich. Die fehlenden Prozente hat dann gefälligst „der Staat“ auszugleichen.
Usw usf

Mal anders angesetzt:
Vielleicht ist das Kinderkriegen an sich auch eine „veraltete Denkweise“. Früher(tm) waren Kinder eine Lebensversicherung, eine Altersvorsorge. Kinder brachten Geld, weil sie zusätzliche Arbeitskraft boten und später die Alten versorgten.

Heute - in den Industrienationen - kosten Kinder Geld, sie bringen nichts ein. Kinder sind zum Luxusgut geworden, das man sich leisten können muss. Wer das nicht verstehen will, muss es eben lernen.

Ob das menschlich in Ordnung ist oder nicht, ist ein anderes Thema. Doch Kinder sind eben ein Kostenfaktor und oft hinderlich bei Karriere und Co.
Dagegen wehrt man sich. Man möchte ja die Annehmlichkeiten von Karriere UND Familie haben. Aber dann keine Lohneinbußen und auch nicht auf die Elternrolle fixiert werden bzw. hinnehmen müssen.

Man möchte ja auch jetzt den geilen 85“-TV, das neue Auto, ein Haus, 3x im Jahr in Urlaub... und wenn man kein Geld dafür hat, muss eben wer anders zahlen. Privatinsolvenz regelt das schon.

Wie so oft bei diesen aktuellen „Diskriminierungsthemen“ gehts nicht um Gleichbehandlung. Es geht nur um den eigenen Vorteil, verpackt in dramatisch klingende Schlagworte und garniert mit „Fakten“, die keiner zweiten Nachfrage widerstehen...

Karriere oder Kinder.
Lernt euch zu entscheiden, zu priorisieren.
Oder legt die Basis entsprechend stabil, dass beides machbar ist. Das geht durchaus, doch muss man dann eben woanders Abstriche machen. ZB erfolgreich studieren, vorzugsweise nicht in einem Spaßfach, weniger Party, dafür mehr arbeiten, sich fortbilden, geschickt investieren - eben das eigene Leben selbst in die Hand nehmen.

Klar ist das anstrengender als einfach nur „ich will aber“ zu brüllen und zu fordern. Doch es führt zum Erfolg. Fleiß, Leistung und was heute alles als Schimpfwort zählt eben...
 
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Tinkerton schrieb:
Wenn man alles will ohne jeglichen Nachteil, ist das durchaus verständlich - aber eben unrealistisch und zT auch unfair.
Extrem kurzsichtige Denkweise, gesellschaftlich gesehen.

So vermehrt sich erst recht genau die Clientel, die eh schon abgehängt ist, während das Clientel, dass gut verdient und sich bildet, sich 3 mal überlegt, ob es Kinder möchte und vorallem mehr als 1.

Die Folge ist mittelfristig ein zusammenbrechendes Rentensystem, eine wegsterbende Gesellschaft (sofern nicht Zuwanderung stattfindet) und das beeinflusst wiederum alles weitere, Arbeitsmarkt wie auch den Markt an sich. Kurzfristiger trifft es das Sozialsystem, was immer mehr schlecht ausgebildete Menschen auffangen muss.

Das hat also relativ wenig mit Wollen von Individuen zu tun. Volkswirtschaftlich/Gesellschaftlich muss eine Gesellschaft/ein Staat ein großes Interesse daran haben, dass gut ausgebildete, gutverdiende Paare Kinder bekommen können ohne sich entscheiden zu müssen, Kinder oder Wohlstand. Die Hartz4 Dynastien in diesem Lan beweisen dass diese Aussage hier
Tinkerton schrieb:
Heute - in den Industrienationen - kosten Kinder Geld, sie bringen nichts ein. Kinder sind zum Luxusgut geworden, das man sich leisten können muss. Wer das nicht verstehen will, muss es eben lernen.
erheblich zu kurz gedacht ist und man sich damit gesamtgesellschaftlich schlicht selber ins Bein schießt. Es ist Utopie, dass durch staatliche Bildung der Großteil der Kinder später erfolgreicher sein wird als ihre Eltern. Die Prägung der Kinder vor der Schule ist erheblich und man wird, was man vorgelebt bekommt in großen Teilen. Kinder sind eben kein Luxusgut sondern genauso gesellschaftlich wichtig wie eh und je. Auch kosten sie nicht nur Geld, sie spielen dieses Geld in der Zukunft zurück, genau wie du und ich. Kinder sind, gesellschaftlich betrachtet, unsere Investition in die Zukunft und sichern unser Alter ab. Denn wer soll denn unsere Rente finanzieren (ist nachwievor in großen Teilen ein Umlagesystem)? Und selbst wenn man, was utopisch ist, komplett finanziell vorsorgt, muss einer, wenn wir in Rente sind, weiterhin wirtschaften, usn pflegen etc.

Unsere Probleme im Rentensystem/Krankesystem sind die ersten Vorboten dessen und sind dabei schon gemildert durch Zuwanderung etc. und sind noch lange nicht auf ihrem Höhepunkt. Der kommt wenn die Babyboomergeneration vollständig in Rente ist und wird dauern, bis der Großteil verstorben ist.

Also grade die Generation, die auf die Babyboomer folgt, sollte aus Eigeninteresse schon Interesse daran haben, dass Kinder bekommen einfacher wird. Denn sonst fällt die Hauptlast an uns wenn immer weniger nachfolgen...
 
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stummerwinter schrieb:
Und was ist der Grund, warum man mit zB 1 Jahr Elternzeit keine Karriere mehr machen sollte? Nur weil man 1 Jahr weg war? Was ist das für eine Begründung?
Bildungsinhalte, Fähigketen und Kompetenzen verfallen nach wenigen Jahren, wenn sie nicht durchgängig zu Geld gemacht wurden.
In den Köpfen vieler Personaler verlierst du diese Dinge schneller, als ein Auto an Wert verliert.

Im Grunde müssten Universitätsabschlüsse nach spätestens drei Jahren ausserhalb des Fachbereichs aberkannt werden, weil der Betreffende dann eh nichts mehr davon kann (auf den 08/15 Bulimie-Lerner mag das sogar zutreffen ... und zu dem werden unsere Kinder leider erzogen).

In Elternzeit zu gehen, sollte eben auch für die Väter keine Frage des Wollens sein ... und wenn die das dann auch die Karrieren kostet, dann hätten sie sich das halt überlegen sollen, bevor sie Nachwuchs gemacht haben.
Eben so, wie das von Frauen auch verlangt wird.
Warum sollten Männer da anders behandelt werden? Ist die Kariere eines Mannes irgendwie schützenswerter, als die einer Frau?

lest euch mal den letzten Beitrag von @Mustis durch.
Eine Gesellschaft, die Kinder und Karriere als Konkurenten betrachtet, ist langfristig nicht allein lebensfähig.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das trifft nicht nur auf Bulimie etc. zu, sondern ist einfach so. Zumindest in halbwegs geldschöpfenden Berufen/Branchen.
 
Idon schrieb:
2-3 Monate Elternzeit pro Kind für männliche Führungskräfte ist bei uns absolut unkritisch, lange Zeiten bedeuten das Ende der Aufstiegsmöglichkeit.

Und das finde ich okay: Wer so viel verdient und Verantwortung möchte, der muss sich das vorher überlegen - und eben seiner Verantwortung auch gerecht werden.
Da wäre der Arbeitgeber aber schön blöd - erst meine 8 Monate Elternzeit - und dann kündige ich ihm die Stellung, weil "das Ende der Aufstiegsmöglichkeit" eben auch das Ende meiner Loyalität ist. Ich weiß nicht wen das 2021 noch schrecken soll? Wenn ich morgen ohne Job bin, bin ich morgen auch wieder in Lohn & Brot. Ich kriege im Monat 2 bis 3 Wechselangebote auf Xing oder LinkedIn.

Der Arbeitgeber der in Zeiten von Zeitarbeit und Co. einen mehrmonatigen Ausfall der in meinem Fall über 1 Jahr im Voraus angekündigt ist nicht überbrücken kann - der sollte seinen Laden vielleicht zusperren.
 
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DerOlf schrieb:
Warum sollten Männer da anders behandelt werden? Ist die Kariere eines Mannes irgendwie schützenswerter, als die einer Frau?

Eine Gesellschaft, die Kinder und Karriere als Konkurenten betrachtet, ist langfristig nicht allein lebensfähig.
Das Problem ist, dass man als Paar entscheiden muss, wer die Elternzeit nimmt. Und in den allermeisten Fällen die ich kenn, nimmt die Frau den Löwenanteil der Elternzeit. Und zwar Freiwillig, und weil sie es will. Ich kenne persönlich nur einen anderen Fall und da ist die Frau ein höheres Tier in der Pharma Branche -> da hat der Mann die Komplette Elternzeit genommen und ist jetzt Hausmann. Rechtlich alles kein Thema.

Wenn beide Elternteile sich die Elternzeit "fair" teilen würden, hätte das zur Folge, dass beide einen Knick in der Karriere haben und am Ende noch weniger Geld übrig bleibt. Also wird die Elternzeit bis auf kurze Elternzeitpausen auf nur eine Person gelegt.

Aber so blöd wie es klingt. Kind und Karriere sind halt nunmal die härtesten Konkurenten. Und selbst wenn es Kita-Pläte wie Sand am Meer geben würde, wollen viele Frauen ihr Baby nicht ab 3 Monaten in fremde Hände geben. So sind die meisten Frauen einfach nicht gestrickt, sie wollen oftmals Vollzeitmama sein.
 
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@Niyu

Dann bist du halt weg. Klar findest du Arbeit. In unserem Fall sind wir halt IG Metall mit extrem hohem durchschnittlichen Leistungsentgelt. Findest du gleichwertige Arbeit? Vielleicht. Überstehst du dort die Probezeit? Vielleicht. Dein Risiko.

Und da reden wir über Leute wie dich und mich, die extrem gesucht sind. Sind die meisten so gesucht? Nö. Sind die meisten während Corona gesucht? lol, sowieso nö.


Wer als Führungskraft meint, seine Stelle könne via Hays etc. mal eben abgedeckt werden, der führt vermutlich nur seinen Hund aus, aber keine wichtige Abteilung.
 
Niyu schrieb:
Da wäre der Arbeitgeber aber schön blöd - erst meine 8 Monate Elternzeit - und dann kündige ich ihm die Stellung, weil "das Ende der Aufstiegsmöglichkeit" eben auch das Ende meiner Loyalität ist. Ich weiß nicht wen das 2021 noch schrecken soll?
So siehts tatsächlich aus. Am Ende schneidet sich der Arbeitgeber nur selbst ins Fleisch, der dann nämlich einen qualifizierten Menschen verliert, dafür einen neuen suchen muss der ihm passt und der dann eingelernt wird in die entsprechenden Abläufe dieser Firma.

Dass es hier nicht um fix austauschbare Hilfskräfte geht, sollte klar sein. Die haben ohnehin kaum Aufstiegsmöglichkeiten...

Eine Unternehmung, die einem die fortlaufende Kariere beendet insofern, die Aufsteigsmöglichkeiten zu nehmen dann, wenn/weil man einen Nachwuchs in die Welt setzt zeugt von rückständigem Denken. Wäre ich ebenfalls direkt weg, sobald es mich betreffen würde.
 
Den Ersatz muss der Arbeitgeber doch für das eine Jahr sowieso suchen und einlernen.
 
Idon schrieb:
Den Ersatz muss der Arbeitgeber doch für das eine Jahr sowieso suchen und einlernen.
Nicht unbedingt, nein.
Je nach Betrieb und Tätigkeit kann das durchaus auch temporär kompensiert werden, indem spezielle Aufgaben an die verbliebenden delegiert und gezeigt werden. Oder wer meinst du, würde "meinen" Ersatz einlernen, wenn nicht ich?

Sollte die Stelle aber tatsächlich neu(!) besetzt werden und fixiert sein, dass ich die nach der Elternzeit nicht wieder erhalte - würde ich einen Teufel tun, um da auch nur irgendwen irgendwie anzulernen. Das wäre dann das Problem der Geschäftsleitung, aber halt nicht mehr meins.
 
Idon schrieb:
2-3 Monate Elternzeit pro Kind für männliche Führungskräfte ist bei uns absolut unkritisch, lange Zeiten bedeuten das Ende der Aufstiegsmöglichkeit.
Ich weiß ja nicht was in deiner Firma lange Zeiten bedeuten, aber selbst 1-2 Jahre ist gemessen an den kompletten Arbeitsjahren wirklich nicht relevant. Und niemand ist so wichtig, dass er nicht temporär ersetzt werden kann. Wenn dies doch der Fall ist, hat die Firma sowieso ein grundlegendes Problem mit Knowledgemanagement und/oder dem Teamgefüge als mit potentiellen temporären Ausfällen (auch von Führungskräften). Es kann sein, dass es eine Delle in der Karriere gibt (einfach auf Grund der damit verbundenen Berufserfahrung), aber der Aufstieg ist sicherlich in normalen Firmen nicht mit dem Kinderkriegen vorbei.
Idon schrieb:
Wer als Führungskraft meint, seine Stelle könne via Hays etc. mal eben abgedeckt werden, der führt vermutlich nur seinen Hund aus, aber keine wichtige Abteilung.
Oder die Führungskraft ist der Aufgabe nachgekommen und hat ein gutes Team aufgebaut, welches Ausfälle an jeder Stelle in einem vernünftigen Ausmaß kompensieren kann.
Wenn die Führungskraft mal krank wird, Urlaub hat oder die Stelle wechselt, bricht selten die komplette Organisation zusammen (habe ich noch nie erlebt). Und wenn doch, dann hat sie schlechte Arbeit geleistet. Vielleicht mehr deine Mitarbeiter empowern, dann klappt es auch mit temporären Ausfällen ;).
Je nach Teamgröße kann man durchaus auch Ausfälle kompensieren ohne sie nachzubesetzen. Bei komplexen Aufgaben würde ich unter 2 Jahren sowieso niemanden einarbeiten. Das kostet mehr Ressourcen als das es einem nutzt, wenn sich die Person nach spätestens 6-9 Monaten wegbewirbt.
DerOlf schrieb:
Bildungsinhalte, Fähigketen und Kompetenzen verfallen nach wenigen Jahren, wenn sie nicht durchgängig zu Geld gemacht wurden.
Das halte ich für relativ stark schwarz/weiß gedacht. Das mag auf konkrete Bildungsinhalte zutreffen, warum grundlegenden Fähigkeiten und Kompetenzen so schnell bröckeln sollten, kann ich nicht nachvollziehen. Kolleginnen, die nach 2-3 Jahren aus der Elternzeit zurückkamen, hatten sich diesbezüglich meiner Erfahrung nach nicht verändert. Außer in ihrer Einstellung, dass andere Dinge im Leben durchaus wichtiger sind.
Gaugaumera schrieb:
Das Problem ist, dass man als Paar entscheiden muss, wer die Elternzeit nimmt. Und in den allermeisten Fällen die ich kenn, nimmt die Frau den Löwenanteil der Elternzeit. Und zwar Freiwillig, und weil sie es will.
Bei meiner Frau und mir war es im Grunde so. Wir haben uns gemeinsam Gedanken gemacht, wie wir die Betreuung unseres Kindes organisieren wollen. Was wir beide absolut abgelehnt haben, war die Idee unser Kind nach wenigen Monaten irgendwo zu parken und wir beide wieder (voll) arbeiten gehen. Letztendlich war es dann eine rein finanzielle Entscheidung, warum meine Frau dann den Löwenanteil der Elternzeit genommen hatte und ich nur ein paar Monate (was ich übrigens sofort wieder machen würde und ich aufs bitterste bereut hätte, wenn ich es nicht gemacht hätte). Wie du bereits geschrieben hast, wäre die gerechte Aufteilung der Elternzeit mit mehr finanziellen Einbußen einhergegangen, als unsere "einseitige" Lösung.
 
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DerOlf schrieb:
Warum sollten Männer da anders behandelt werden? Ist die Kariere eines Mannes irgendwie schützenswerter, als die einer Frau?
Ist das aber nicht wieder eine Frage, die jede Partnerschaft miteinander ausmachen muss? Warum sollte man Männer (oder Frauen) von Gesetzeswegen dazu zwingen sollen? Das macht für mich keinen Sinn. Am Ende wollen beide genau das (Sie bleibt daheim weil ggf. ohnehin schlechter Job und es schon immer der Wunsch war einfach Mutter zu sein) und er möchte gern arbeiten gehen (bzw. muss um das Familieneinkommen zu sichern) und dann soll der Staat um die Ecke kommen und vorschreiben, dass er aber auch 50% der gesetzlichen Elternzeit nehmen muss?

Ich bin kein Experte auf dem Gebiet aber der Schritt von Gender Pay Gap zur Frage, wer wie mit Elternzeit umgehen muss ist schon etwas weit. Es hat sicherlich miteinander zu tun, aber so manche Schlussfolgerung daraus scheint mir hier etwas zu zweit in Relation zu dem Thema zugehen.

Mustis schrieb:
Unsere Probleme im Rentensystem/Krankesystem sind die ersten Vorboten dessen und sind dabei schon gemildert durch Zuwanderung etc. und sind noch lange nicht auf ihrem Höhepunkt. Der kommt wenn die Babyboomergeneration vollständig in Rente ist und wird dauern, bis der Großteil verstorben ist.
Ich bin der Meinung, dass unser Rentensystem bzw. allgemein unser Sozialsystem auf Dauer zum Scheitern verurteilt war/ist. Baut es doch lediglich auf der Annahme, dass wir immer mehr werden. Wie sonst soll das Prinzip mehrere Personen im erwerbsfähigen Alter finanzieren einen Renter bzw. eine Person ohne Erwerbfähigkeit (ich zähle da auch mal Behinderte u.Ä. dazu)
Das kann nur funktionieren, wenn die Zeit der Rentenbezüge sinkt (=Rentner leben kürzer) oder die Anzahl der Einzahler steigt.
Da die Lebenserwartung ja aber stetig steigt statt sinkt baut das System auf ein stetiges Wachstum der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter.
Übertrieben gesagt wird das wechseln von 3 AN finanzieren einen Rentner zu 1 AN finanziert 2 Rentner.
Die Tage erst eine Doku dazu gesehen. Fand ich prinzipiell ganz Interessant.
Ich glaube aber, damit schweifen wir zum eigentlichen Thema zu sehr ab.

Meine ganz persönliche Meinung zum Pay Gap und zu der im Eingangspost verlinkten Studie:
Ich halte es für Übertrieben und die Datenbasis für mehr als Fraglich.
Das fängt schon damit an was alles nicht mit einbezogen wird (wobei für mich nicht klar wurde, aus welchem Grund heraus einzelne Berufsgruppen rausgerechnet werden) und was alles nicht hinterfragt wird.
Vorgabe von der EU hin oder her - warum kann man dabei nicht klipp und klar sagen, dass die Ergebnisse bei der Datenbasis sehr viel interpretationsspielraum lassen.
Dann werden irgendwelche Annahmen getroffen die keiner so wirklich nachvollziehen/belegen kann, man soll es eben als gegeben hinnehmen.

Ich halte von den Statistikämtern genauso wie Marktforschungsinstituten ohnehin sehr wenig (bzw. von den Ergebnissen, welche sie liefern)
Jeder, der schonmal selbst Statistiken erstellt hat weiß, dass es nur eine Frage der Auswertungsstrategie ist, was die selbe Datenbasis aussagen kann.
Dann muss man im gleichen Zug noch hinterfragen wer der Auftraggeber der Studie ist und was für ein Ergebnis nützlicher ist.

Alles in allem: Ja, es gibt sicherlich noch Bereiche oder Firmen, in denen Frauen (systematisch) schlechter bezahlt werden als Männer, womöglich in Einzelfällen auch >10% Unterschied, in der breiten Gesellschaft kann ich mir das kaum vorstellen. Viel zuviele Betriebe sind dabei doch mittlerweile an Tarifverträge angelehnt, gebunden o.Ä.
Grundsätzlich stimme ich aber dem Tenor zu, dass eine Minderbezahlung bei gleicher Tätigkeit und Qualifikation heute nicht mehr sein darf. Bei selbst verhandelten Gehältern ist das etwas anderes. Aber da kann Mann A auch deutlich weniger verdienen als Mann B. Das hat dann mit dem Geschlecht nicht mehr soviel zu tun.
 
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Khaotik schrieb:
Baut es doch lediglich auf der Annahme, dass wir immer mehr werden.
Baut es nicht. Es kalkuliert auch eine steigende Produktivität ein. Es käme durchaus damit klar, wenn wir weniger werden oder gleich viele bleiben. Was es nicht ab kann, ist sinkende Einzahler bei gleichzeitig sinkender Produktivität bzw. einer Verschiebung hin zu wenigeinzahler (weil wenig Lohn). Es würde auch Probleme geben, wenn immer mehr immer weniger einzahlen, weil immer mehr Menschen weniger verdienen oder gar nichts mehr verdienen.

Es ging bei meiner Aussage ja nicht darum (allein) dass wir immer mehr werden müssen. Es muss genügend geben, die die ausreichend Einzahlen. Das ist nicht gleichbedeuten mit mehr menschen sein. Es können auch weniger mehr Einzahlen.

Das wird aber nicht passieren, wenn es für Gering und nichtverdiener einfahc ist Kinder zu bekommen auch bei gleichem Wohlstand, Besserverdiener es aber schwer haben, bei gleichbleibendem Wohlstand Kinder zu bekommen.

Monetäre Förderung von Familien mit der Gießkanne, wie wir es momentan tun, scheint jedenfalls nicht so wirklich zu funktionieren und die Steigerung des kindergeldes mit der Zahl der Kinder steigen zu lassen fördert auch nur eine bestimmte Clientel und ist somit kontraproduktiv.
 
Darktooth schrieb:
Das ist aber doch ein anderes Thema. Durch das "Gender Pay Gap" in der unbereinigten Form (und nur die wird ja medial und vom Statistischen Bundesamt groß verkündet) wird suggeriert, eine Frau verdiene im Durchschnitt 18% weniger als ein Mann, der im gleichen Job arbeitet. Und das stimmt eben nicht, sondern es sind 2%.

Und "Karriere fürs Kind opfern" ist heutzutage ganz zweifelsfrei eine freie Entscheidung derjenigen Person, die das tut. Daher ist das keine gesellschaftliche Benachteiligung, weil man sich eben auch anders entscheiden kann.

Da ich auch immer dafür bin, die freie Entscheidungsmöglichkeit der Menschen zu fördern, bin ich auch bspw. für die "Herdprämie" (Geld für einen Elternteil, der die Kinder zuhause betreut statt in der Kita). Denn wenn eine Familie sich für die "traditionelle Rollenverteilung" entscheidet, ist das nicht per se was schlechtes, sondern deren gutes Recht, genauso wie es für eine "moderne Familie" das gute Recht sein muss, dass beide Eltern arbeiten gehen.
Der Duktus "auch Mütter müssen Arbeiten gehen" (und zwar auch wenn der Vater genug verdient) ist genauso autoritär wie umgekehrt der Duktus "Mütter müssen Hausfrauen sein".
Jede Familie soll das frei entscheiden können.

Solcherlei Entscheidungen führen dann zu dem unbereinigten Gender Pay Gap, sind aber kein Ausdruck von Diskriminierung, sondern logische statistische Folge der freien Entscheidung von überwiegend Frauen, eine Tätigkeit auszuüben, die weniger Geld bringt (bestimmte Berufe oder eben Hausfrau). Solange die niemand dazu drängt, finde ich das legitim und keine negative Sache.
 
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Idon schrieb:
Den Ersatz muss der Arbeitgeber doch für das eine Jahr sowieso suchen und einlernen.
Ja - das muss er. Ist das mein Problem? Nein.

Entweder ist man so speziell, dass der AG alles tut um einen zu halten - oder man ist so austauschbar, dass man aber auch überall sonst einen Job bekommt. Sowohl High- als auch Lowperformer sollten also keine Angst haben entsprechend souverän aufzutreten. Der AG spielt zu gerne mit der Unsicherheit seiner MA - aber dazu gehören immer zwei.

Zumal eine ordentliche Kündigung vom AG meist das Beste ist was man kriegen kann - vor dem Arbeitsgericht kann man Minimum erwarten die Jahre die man beim AG war in vollen Monaten ausbezahlt zu bekommen.

In welcher Branche muss man denn aktuell soviel Angst haben? Außer vll. in der Gastro und im Tourismus? Wobei diese Jobs ja eh so schlecht bezahlt sind, dass man quasi auch alles andere machen kann und dabei nix verliert. Bei uns hat es vor Corona geboomt und jetzt brennt es licherloh. Wir könnten 24h /7 Tage die Woche arbeiten und kämen nicht rum.
 
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