Geplante Obsoleszenz, Tatsache oder Urban Legend?

Origano

Lt. Commander
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Wenn ich es nicht selbst erlebt hätte, würde ich es nicht glauben:
Man liest ja sehr oft, dass Hersteller von Elektrogeräten so kleine Tricks in ihre Produkte einbauen, dass die nach einer gewissen Laufzeit einen Defekt aufweisen, der eine Reparatur unwirtschaftlich macht.

Vor 4 Jahren kaufte ich zwei Canon Drucker IP 5350 zeitgleich, einen für mich privat, einen für meine beste Ehefrau der Welt. Einer war sehr oft in Betrieb, der andere eher selten.
Heute morgen nun machte einer schlapp und druckte nur noch weiße Blätter, ohne Fehleranzeige. Alles gereinigt, neue Patronen eingesetzt...ohne Ergebnis.
Gerade vor einer Stunde nahm ich den zweiten baugleichen in Betrieb und siehe da: Das gleiche Ergebnis: nur noch weiße Blätter.
Beide Drucker haben bis auf 120 der letzten drei Zahlen die gleiche Seriennummer....

Ein Schelm, wer böses dabei denkt.

Dazu auch ein sehr interessanter Artikel: http://www.focus.de/finanzen/news/s...-minderwertige-elektrogeraete_aid_943895.html
 
Das ist, meiner Erfahrung nach, leider keine urbane Legende. Und es kommt nicht nur bei Druckern vor. So werden z.B. bei Fernsehern wichtige Komponenten an thermalen Hotspots verbaut, so dass sie irgendwann sterben müssen.
 
Zerstörungsmechanismen gibt es nicht, das wäre auch schlicht nicht zulässig. Dem Preisdruck geschuldet wird natürlich heute weniger und zum Teil weniger gutes Material verbaut als "früher", als es eben nicht anders ging.

Bauteile an thermischen Hotspots mag es zum Teil auch geben etc. - allerdings will der Hersteller ja Kunden an sich binden. Viel wichtiger als der Neugeräteverkauf sind nämlich (zufriedene) Stammkunden.

Grundsätzlich lohnt es sich aber, mehr Geld in die Hand zu nehmen. Das Zeug hält dann oft länger und man hat während der Benutzung mehr Freude.
 
Die Frage wäre dann erstmal was ein Zerstörungsmechanismus genau ist.
Und wie war das noch, in irgend einem Drucker wurde doch ein Softwarecounter gefunden, der den Drucker nach erreichen stillegt. Natürlich alles im Sinne der Kunden, weil ein gleichbleibendes Druckergebnis nach dieser Zeit nicht mehr garantiert werden konnte.

@top
Das Problem ist das Preis und Qualität schon lange in keiner Abhängigkeit mehr zueinander stehen.
Früher hieß es noch "wer billig kauft, kauft zwei mal" heute sind 5€ Chinaprodukte oft hochwertiger als 50€ Markenware. Es ist einfach auf keinen Hersteller mehr Verlass und die Komplexität und Vielfalt der Produkte macht auch eine Kontrolle/Überblick fast unmöglich.
 
Hägar Horrible schrieb:
Das ist, meiner Erfahrung nach, leider keine urbane Legende. ....

Leider sind eigene Erfahrungen keine objektive Grundlage. Ich habe genau das Gegenteil erlebt, mir gehen praktisch nie elektronische Geräte kaputt. Mein Plasma-TV ist 10 Jahre alt und läuft, Küchengeräte laufen seit Ewigkeiten usw.

Das eigentliche Problem ist die schlechte Reparierbarkeit heutiger Geräte. Früher gingen die Geräte genau so oft kaputt - ganze Heerscharen von Werkstätten und Dienstleistern lebten von der Reparatur von Küchengeräten und anderen elektronischen Geräten. Heute fällt es nur leider mehr auf, weil eine teure Neuanschaffung ansteht anstatt eine günstigere Reparatur.

Ich kann mich daran erinnern, als Kind, das bestimmt einmal pro Jahr ein Fernsehmonteur bei uns war, der TV war regelmäßig defekt. Auch die Waschmaschine würde bestimmt alle 2 Jahre repariert. Aber sie wurden repariert. Und heute, mein TV läuft und läuft und läuft und auch meine Waschmaschine dreht sich ohne ende. Und die würde ich gerne erneuern, aber solange sie funzt ...
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Fu Manchu schrieb:
Heute fällt es nur leider mehr auf, weil eine teure Neuanschaffung ansteht anstatt eine günstigere Reparatur.

Eigentlich ist es umgekehrt: die Reparatur lohnt heutzutage meist nicht, weil die Geräte neu schon extrem billig sind.
Zu Zeiten als man noch 2500 DM für einen halbwegs anständigen TV von Telefunken bezahlt hat (~anno 1990), war es auch kein Problem, da nach 6-10 Jahren mal 300 DM für eine Reparatur zu zahlen, statt nochmals 2000 DM für eine neue Glotze hinzulegen.

Was willst du denn heute bei einem Stundenlohn von 60€ an einem 3 Jahre alten TV für eine Neupreis von 300-400€ reparieren?
 
Reparieren kann man fast alles.

Aber wenn der Hersteller nur die komplette Platine anbietet dann kann man nicht viel machen.

Klar könnte man den Fehler suchen und löten, aber das kommt zu teuer.

Ich repariere auch Industriegeräte und selbst da kann ich sowas festellen. Oft sind wichtige Teile aus Kunststoff, (früher Metall). Wenns genug Reklamationen gibt sind sie wieder aus Metall.

Ich kann mich auch an ersten Fensterheber im Golf IV erinnern mit Plastikclips. Innerhalb von 4 Monaten sind mir vorne beide gebrochen und die Fenster reingefallen. Gab dann einen "Reparatursatz".
 
reparieren ist doch oft auch gar nicht erwünscht, teils wird so gebaut das es schwer wird und literatur findet man doch auch nicht zum gerät, damit hätte ein elektriker es ja auch zu einfach das ding zu reparieren.

hab hier n samsung 9 jahre alt, der hatte letztes jahr immer länge gebraucht zu starten, klick klack klick klack hats immer gemacht.
im netz informiert und dann n paar elkos im netzteil ausgetauscht und siehe da alles wieder gut.

den leuten wird aber auch eingeredet das ne reparatur meist unwirtschaftlich ist oder es ist ihnen schlicht zu ufwändig das ding weg zu geben da wird dann halt n neuer bestellt. "who cares"
 
Stevo86 schrieb:
Ich repariere auch Industriegeräte und selbst da kann ich sowas festellen. Oft sind wichtige Teile aus Kunststoff, (früher Metall). Wenns genug Reklamationen gibt sind sie wieder aus Metall.

Das hat aber ja auch mit dem "möglichst billig produzieren" zu tun. Die Leute wollen möglichst billig neu kaufen und dann lohnt reparieren meist nicht. Ich repariere auch vieles selber (Küchengeräte, Waschmaschinen etc...), sofern es reparabel ist und nicht unverhältnismäßig teuer.
 
kisser schrieb:
Eigentlich ist es umgekehrt: die Reparatur lohnt heutzutage meist nicht, weil die Geräte neu schon extrem billig sind. ...

Das ist die andere Seite und betrifft meist kleinere Artikel. Mein TV hat damals über 1.700€ gekostet und ein neuer würde wieder in ähnlichen Preisregionen liegen.

damn80 schrieb:
...den leuten wird aber auch eingeredet das ne reparatur meist unwirtschaftlich ist ...

Es wird den Leuten eingeredet weil es stimmt. Aus Sicht der Wirtschaftlichkeit lohnt sich die Reparatur ggü. einem Neukauf selten, weil der Neukauf ähnlich teuer ist wie eine Reparatur (Stundenlohn, Anfahrt oder Versand des Artikels).
 
kisser schrieb:
Zu Zeiten als man noch 2500 DM für einen halbwegs anständigen TV von Telefunken bezahlt hat
[...] Was willst du denn heute [...] an einem 3 Jahre alten TV für eine Neupreis von 300-400€ reparieren?

Eines wird dabei immer vergessen: Auch zu damaligen zeiten konnte man bedeutend günstigere Fernseher kaufen als für 2500 Mark. Die sind allerdings alle schon lange tot. 2500-Mark-Röhren gibt's heute aber in einigen Haushalten noch.

Wer sich allerdings heute einen Fernseher für 300-400 € kauft (so der typische Preis von 40"-Geräten) der darf nicht außer Acht lassen, dass man für die gleiche Größe auch 1000 € hinlegen kann. Wenn man aber das billige Produkt kauft, darf man sich nicht wundern, wenn es nicht deutlich länger als die Garantiezeit überlebt.
 
TheManneken schrieb:
...Wenn man aber das billige Produkt kauft, darf man sich nicht wundern, wenn es nicht deutlich länger als die Garantiezeit überlebt.

Am Preis kann keine Lebensdauer abgeleitet werden. Am Preis würde ich Ausstattung und Funktionen und ggf. edlere Optik festmachen, aber ich würde erst mal allen TVs egal welcher Preisregion eine gleichlange Lebensdauer unterstellen. Eher könnte man sogar sagen, "je mehr Funktionen, desto größer die Möglichkeit, das eine davon kaputt geht" ;).
 
Die Leute wollen möglichst billig neu kaufen u

Bei Geräten für die Industrie sollte man schon meinen das der Preis weniger eine Rolle spielt. Die Geräte sind auch teuerer als vergleichbare Geräte für den Privatbereich.
 
Pauschal nicht, aber tendenziell war es schon immer so, dass teure Geräte im Schnitt auch länger gehalten haben.
 
Fu Manchu schrieb:
Am Preis kann keine Lebensdauer abgeleitet werden. Am Preis würde ich Ausstattung und Funktionen und ggf. edlere Optik festmachen, aber ich würde erst mal allen TVs egal welcher Preisregion eine gleichlange Lebensdauer unterstellen.

Da geb ich dir recht.
In der regel haben auch fast alle Modelle die Identische Elektronik verbaut.
Hier und da gibt es eine andere Software.
Hier und da lässt man einfach ein paar Bauteile weg.
bäm, Fertig sind die 10 Modellvarianten von 400-2000€
 
TheManneken schrieb:
Wer sich allerdings heute einen Fernseher für 300-400 € kauft (so der typische Preis von 40"-Geräten) der darf nicht außer Acht lassen, dass man für die gleiche Größe auch 1000 € hinlegen kann. Wenn man aber das billige Produkt kauft, darf man sich nicht wundern, wenn es nicht deutlich länger als die Garantiezeit überlebt.

Das teurere Gerät wird in der Regel auch nicht länger leben, weil da auch keine qualitativ höherwertigen Bauteile drin sind. Das hat dann nur mehr Features für den Preis.
 
@florian.
Behauptung oder Wissen? Bitte Nachweis... sowas hätte ich von einigen meiner Kollegen, die technischen Kundendienst für diverse TV-Gerätehersteller machen, bestimmt schon mal gehört. Eher passt kein Ersatzteil in irgendeinem anderen Modell. Da reicht teilweise schonmal eine Besonderheit der SNr. bei dem eigentlich gleichen Modell und das ET passt nicht mehr.

@kisser
Wird es in der Regel eigentlich schon, wobei man das wie gesagt nicht pauschalisieren kann, es da auch Ausnahmen gibt und auch vom Hersteller abhängt. Ich such ja immer noch die Miele-Waschmaschinen für 399 € und die 55" Panasonic-SmartTVs für 549 €, gibt's aber nicht. Genauso such ich alte ehemals günstige Elektrogeräte, die immer noch laufen. Sind aber alle schon tot. Manche Leute stehen vielleicht auch drauf, sich öfter mal was Neues zu kaufen. Vielleicht sind 3 Fernseher für je 500 € in 15 Jahren ja auch irgendwie etwas brauchbarer als ein Fernseher für 1.500 €, der solange hält wie die anderen zusammen, so schnelllebig, wie diese Technik ist. Aber was will man eigentlich an einer Waschmaschine noch neuerfinden, außer noch weniger Stromverbrauch durch noch längere Laufzeit (3,5-4h im Eco-30°C) Meine Oma saugt noch ihre Wohnung mit ihrem 20 Jahre alten Vorwerk, während meine Mutter sich alle zwei Jahre einen neuen Siemens- oder AEG-Sauger kaufen "muss". Ja, das können natürlich Einzelfälle sein, aber ich machs seitdem ich selbstständig lebe genauso mit dem Kauf von Elektrogeräten und mir fällt spontan nicht ein, wann zuletzt mal eines kaputt war.
 
Doch, gerade bei TVs sind viele Komponenten der unterschiedlichen Serien oft Identisch und es gibt nur zusätzliche Beschichtungen des Panel und Softwarefeatures, natürlich alles verpackt in einem anderen Gehäuse.
 
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