Boandlgramer schrieb:
Soviel Mühe gemacht und trotzdem mal wieder alles durcheinander gebracht..
Zumindest in diesem einen Punkt sind wir uns wohl einig. Derselben Meinung bin ich auch über den Versuch der Kommunismusapologetik von Stalin und des "erfolgreichen" Programms von Mao zu sein, die Millionen Menschenleben gekostet haben.
Deren Verbrechen die Millionen von verhungernden Bauern (als Kulaken verunglimpft und zwangskollektivisiert), erschossenen Arbeitern die das Elend satt hatten und sich gegen die Bolschewiken aufgelehnt haben (Kronstadt, Tula Aufstände nur um einige zu nennen) oder die Hungernot die in China durch den "großen Sprung nach vorn" ausgelöst wurde als "erfolgreiches" Programm zu bezeichnen ist meiner Meinung nach mindestens fehl am Platz.
Boandlgramer schrieb:
Die Mangelwirtschaft der RGW-Staaten ist kein intrinsisches Problem des Kommunismus, sondern hat mehrere Gründe - und keiner davon ist die Planwirtschaft oder die, auch in der Sowjtunion natürlich vorhandene, Korruption.
Vor allem war Russland zur Zeit der Oktoberrevolution ein Entwicklungsland schlimmster Sorte - und Stalin ist mit exakt dem gleichen Programm gescheitert, mit dem Mao und seine Nachfolger recht erfolgreich waren. Das lag unter anderem an einem Krieg, den Deutschland gegen die Sowjetunion geführt hat, nicht umgekehrt - und schließlich am kalten Krieg, der die gut industrialisierten Länder des europäischen Ostens aus dem Austausch mit Europa ausgeklinkt hat.
Im Gegenteil muss man davon ausgehen, dass die Planwirtschaft die eigentliche Kraft war, die das Funktionieren der regionalen Wirtschaften am Laufen hielt. Unter marktwirtschaftlichen Bedingungen wäre die Sowjetunion noch im Krieg implodiert, Deutschland hätte die kaukasischen Ölquellen erreicht und möglicherweise den Krieg in Europa gewonnen.
So ziemlich alles an deiner Behauptung, die Sowjetwirtschaft ist dank den Amerikanern untergegangen (dabei hat der Westen mit der Sowjetunion regen Handel getrieben, was man unschwer selbst finden kann, Rohstoffe war aber auch das einzigste was die Sowjetunion mit Gewinn absetzen konnte mit Ausnahme von Waffen, die sie an Dritte Welt Länder lieferten) ist falsch.
Die sowjetische Wirtschaft war zutiefst defizitär und hat immer Staatssubventionen erhalten, was man auch feststellen kann. Von Anfang an war die Autorität der Bolschewiken mit Waffengewalt hergestetllt, und am Anfang ist der s.g. "5-Jahresplan Aufbau" dank den Millionen Zwangsarbeitern geschaffen worden, die Infrastruktur, Werke und Kanäle geschaffen haben, dank dem Gulag und der Ausnutzung der Gefangenen des sowjetischen Regimes - dies war die Phase nach dem noch von Lenin eingeführten NEPs (Neue Ökonomische Politik) die die Bolschewiken einführen mussten weil die Wirtschaft unter deren Leitung und der Doktrin des "Kriegskommunismus" zusammengebrochen war, und das schon in den 20er Jahren ein Scheitern einer rein kommunistischer Wirtschaft bewiesen hat.
Nach der Erholung der Wirstschaft griff man wieder zu kommunistischen Planungsmethoden (wobei Stalin alle die ihm nicht nur politisch sondern auch ökonomisch wiedersprochen haben inklusive eigener Parteimitglieder gewaltsam entfernen ließ und in Schauprozessen verurteilte) die die Sowjetuinion, anders als du behauptest, vor dem Rande des Ruins im zweiten Weltkrieg stürzte. Nicht Stalin und seinen Handlangern ist zu verdanken, dass die SU im zweiten Weltkrieg zu den Gewinnern zählte, sondern der Aufopferungsbereitschaft und dem Durchhaltewillen des sowjetischen Volkes und der massiven westlichen Entwicklungshilfe die im Rahmen von Lease von den Amerikanern an die SU geliefert worden ist und am Ende größtenteils unentgeldlich geschah, und alles beinhaltete von fertigen Lastwägen und Autos die man in der Sowjetunion sogar vor dem Krieg nur in weniger Stückzahl fertigen konnte bis hin zu Munition und Bauteilen für Geräte.
Denn die Planwirtschaft war schon damals so ineffektiv dass man selbst vor der gezwungenen Ural-Verlegung nicht genug Patronen und Granaten hatte, um all die tausenden KVs zu versorgen die man produzierte (und alles andere hinten anstehen ließ). Selbst die russische Kriegstechnik wurde mit Hilfe von westlichen Bauteilen gebaut. Der ineffektiven Planwirtschaft den Erfolg dabei anzurechnen zeugt da mMn von einer großen Unkenntnis der tatsächlichen Zustände.
Boandlgramer schrieb:
Letztendlich ist der Untergang der Sowjetunion eine Folge US-amerikanischer Embargo-Politik - nicht der Kapitalismus hat den Sozialismus überwunden, sondern er hat ihn durch Rüstung ruiniert.
Ein schönes Märchen, welches man als Apologet der sowjetischen Diktatur (die nichts mit einem demokratischen Sozialismus welchen man selbst gepredigt hat nach gemein hatte) wohl nur zu gern glauben möchte.
Am Ende ist das sowjetische Regime zusammengebrochen, weil es versuchte überall auf der Welt kleptokratische Regimes zu erhalten und zu finanzieren, dabei zugleich ohne Sinn und Verstand tausende Panzer und Raketen herstellte wobei die eigene Bevölkerung weiterhin in Elend sitzen musste, während die Aufrüstung (mit dem Ziel irgendwann die Weltrevolution herbeizuführen) und sinnloses Kriegstreiben wie die Militärintervention in die Tschechoslowakei zur Unterdrückung des Prager Frühlings und später Afghanistan Unsummen verschlang.
Gepaart mit einer hochineffektiven Planwirtschaft die die Bevölkerung nicht mal mit Waren des alltäglichen Lebens versorgen konnte (mir brauchst du da als Augenzeugen keine Anekdoten erzählen) und der Unzufriedenheit von dem Volk mit dem sowjetischen Regime ist nach der von einer tiefen Krise erzwungenen Perestroika (die nicht ohne Grund passierte! Gorbatschow war nämlich alles andere als dumm, auch wenn er dafür von dem modernen Kommunismusapologeten als Verräter bezeichnet wird) das kommunistische Regime in sich unter dem Druck des Volkes zusammengefallen wie ein Kartenhaus, und dies zurecht.