So isses, Just in Time funktioniert aber nur , wenn man das Just in Time hinbekommt, was meist geklappt hat, kleine zeitliche Puffer von bis zu zwei Wochen kalkuliert man ja ein.
Aber dann kommt ne Pandemie, Waren kommen verspätet, Schiffe liegen vor der Küste auf Quarantäne und werden nicht entladen, Transportkapazitäten fehlen, und Zack, fast 5 Monate 80% Produktionsausfall.
Das Geld was da verloren wurde, hätte 5 Jahre eigene Lagerhaltung finanziert.
Just in Time Prinzip hat seinen Archillisferse offenbart.
Und jetzt bauen tausende Unternehmen ihre Stocks wieder auf, stellen Prozesse wieder um, weil offensichtlich Just in Time mehr als fragil ist.
Alleine 60% unserer Zulieferer bauen wieder regionale Stocks, Hamburg, Rotterdam, Genua usw. auf. Man sucht sich wieder mehr regionale Zulieferer, die man früher abgeschafft hat, weil's die Klitsche in Malaysia billiger gemacht hat, jetzt kommt die Erkenntniss, das Einsparungen verdammt teuer werden können. Uns haben die 5 Monate 870 Millionen Dollar gekostet, das ist ne nette Summe, und da sind Konventionalstrafen wegen nicht erfüllter Aufträge und Lieferungen von uns an Großkunden noch nicht Mal einberechnet.
Das alles, weil man um 50 Millionen im Jahr zu sparen, Stocks, Personal, eigene Transportwege Wegrationalisiert hat. Und das Drama ist noch lange nicht am Ende, wir fahren bei weitem noch keine 75% der regulären Produktion, auch weil die Chinesen uns in Taiwan auf den Sack gehen, Lieferungen blockieren, Schiffe festhalten usw.
Chinesische Wirtschaftpiraterie.
Und wenn man auf Just in Time setzt, bist genau diesen Sachen hilflos ausgeliefert.
Ich habe damals schon gesagt, das ich mich ohne Stock nicht wirklich wohl fühle, aber ich bin nur untere Führungseben, Bereichsleitung, da wird man kurz belächelt und das war's.
Sie können Ihren Fachbereich korrekt einschätzen, aber doch nicht die Wirtschaftlichkeit von Prozessen, bekommst dann von nem 25 Jährigen Betriebswirtschaftsfuzzie mit Pickel und ohne Haare am S.... Erzählt.
Und das schlimme ist, er hat Recht, seine Rechnung stimmt, wenn man das kurzfristig für maximal 12 Monate kalkuliert und alle notwendigen Faktoren stabil und problemlos laufen würden.
Und dann kommt eine Pandemie, oder ein regionaler Konflikt, und in der schönen Kette des Pickligen brechen die Glieder...... Und dann kommt der alte Depp von Bereichsleiter in der Kantine jeden Tag zu einem und sagt " na gottseidank haben wir keine Ahnung von der Wirtschaftlichkeit von Lieferprozessen und Lagerabbau, sonst würde ich vermuten daß wir gerade Fette Verluste fahren. " Das macht der böse alte Mann wochenlang jeden Tag, und nach vier Wochen plötzlich kommt der Picklige nicht mehr zu Essen, sondern sitzt Zuhause und testet Clerasil. Stattdessen ist dann wieder ein alter Kollege da, der früher Leitung Lager Logistik war, und sagt er ist das jetzt wieder, und wir müssen Mal unsere Bedarfsmengen für ihn auflisten, da er wieder eine. Stock aufbauen muss.
Jetzt bauen wir etwas auf, was wir vor 25 Jahren schonmal für viel Geld aufgebaut und ausgebaut haben, vor 10 Jahren Wegrationalisiert haben.
Und der Chef vom Pickligen verrät dann irgendwann hinter vorgehaltener Hand, das uns Just in Time über die letzten 10 Jahre weniger eingebracht hat, als wir jetzt an Verlust und zusätzlichen Kosten für neuen Stock und Logistik drauflegen mussten.
Es aber in der realen Bilanz nicht so schlimm ist, weil man den Bereich Zulieferung in einem ausgegliederten Tochterunternehmen angesiedelt hat, das jetzt über 1,2 Milliarden Minus auf der Uhr hat und in die Insolvenz geschickt wird.
Tolle Sache so ne wirtschaftliche Theorie, nur leider nicht so ganz umsetzbar im Zusammenspiel mit der wirtschaftlichen Realität.
Und so bringt ein kleines fieses Virendingens mittelfristig wieder tausende neue Arbeitsplätze regionaler Art durch Lager und Logistik und mehr Produktion vor Ort.