Ich verstehe eines nicht - warum sich jemand bloss durch das Erwähnen der Menschenrechte so leicht aus einem Disput freikaufen kann. Denn wenn mich mein Instinkt von klein auf gegen etwas gewarnt hat, dann vor solchen logischen Unhintergehbarkeiten, die ja de facto keine sind. Ich sage immer: es ist leichter die Relativitätstheorie zu kritisieren, obwohl sie hundertfach bestätigt wurde, als die Menschenrechte, die jeden Tag Millionenfach verletzt werden. Aber ich möchte nicht, dass im Umkehrschluss gilt, dass dies bloss daran liege, dass die Rechte noch nicht de facto allgemein oder universell sind. Ich hege genau wie Nietzsche eine Verachtung gegen die Bequemlichkeit, den Frieden, die Moderne und ihren Luxus. Dass mir der anarcho Primitivismus so sympathisch ist kommt nicht von ungefähr.
Für mich sind die Menschenrechte eine traumatische Begebenheit. Sie haben den Menschen sich selbst genau so entfremdet wie der Kapitalismus. Erst nach den Menschenrechten wurden die grossen Ideologien (NS, Kommunismus, Faschismus, etc.) mächtig, die Kriege zu Weltkriegen und der Mensch sich selbst und seiner Natur fremd. Wenn man sich darum bemüht, was ich selbst nicht ausdrücklich gemacht habe, die psychologischen Folgen der Menschenrechte durch die Geschichte nachzuverfolgen, dann würde man allerlei politisches, abstraktes, iddalisiertes vorfinden, aber fast nichts wirklich menschliches. Die Menschebrechte verleugnen das Dunkle im Menschdn,der Kapitalismus beschäftigt einen damit's einem nicht auffällt. Aber unser Bewusstsein, welches uns mehr unbewusst als bewusst ist, schert sich wenig darüber welcheb symbolischen Inhalt wir ihm zum Frass vorwerfen. Es sind ja immer die selben Irrtümer die sich durch die Geschichte ziehen - der Mensch tut nur aus Unwissen unrecht. Der Mensch ist von Natur aus gut. Er ist in Wirklichkeit weder das eine, noch das andere. Auch ein grosser Irrtum - wenn er frei wäre, würde er nur das Gute wählen. Diesen Irrtum hat ja schon Buddha eigentlich entmystifiziert - er sagte dies sei so, als würde man im Meer die Wellen einfangen wollen.
Warum habe ich den Eingangspost gemacht? Weil ich glaube, dass wir durch das Internet zum ersten mal in der Geschichte einen Kampf führen müssen, den man bis jetzt so nicht gekannt hat - gegen die Moral selbst.
Ich halte die moderne Moral und die Menschenrechte bloss für einen Trost, für eine Entschuldigung, für eine Täuschung - für ein Simulacrum. Etwas, was der Wirklichkeit zwar ähnelt, selbst nicht die Wirklichkeit ist (Jean Baudrillard). Ich halte sie als einen Vorwand für den Logozentrismus und den virtuellen Postmodernismus.
Warum wir diese Diskussion hier überhaupt führen liegt ja auch daran, weil wir eben sehen wozu uns die Internetdemokratisierung geführt hat - zu mehr Regulatorien. Und daraus abgeleitet schlägt sich plötzlich der selbe Regulierungsaufstand im echten Leben nieder, aber trotzdem noch bequem von Zuhause aus über Twitter. Plötzlich wurde der erhobene moralische Finger zur Waffe, das moralische Soll zu einem Muss, der Mensch zum Opfer oder Täter.
Und wie mir scheint ist für viele Menschen die einzige viable Strategie auf die persönliche Wertsetzungen zu verzichten und sich den objektiven Werten zu fügen; sich aus der Ohnmacht heraus, die Welt nach seinen Wünschen und Vorstellungen zu formen, zu solidarisieren um doch irgendwie zu überleben. Diese Mittelmässigkeit ist eine Folge der Demokratie und der Menschenrechte (Nietzsche). Kein Wunder dass Nietzsche den Übermenschen ersehnt hat, der sich über die moralische Kleingeisterei erhebt und sie von oben herab verspottet.