Der gefühlten Hälfte der Kommentatoren muß man also nur die dreiminütige Wartezeit an der Kasse erlassen, damit sie einem einen detaillierten Überblick ihres Einkaufsverhaltens samt Lieblingseissorte preisgeben. Ist euch eure informationelle Selbstbestimmung wirklich so wenig wert? Aber man sieht ja dummerweise keine Buchstaben und Zahlen aus dem Smartphone zum nächsten WLAN-AP fliegen, es ist immer alles so wunderbar unsichtbar.
An der Bargeldbastion Deutschland wird sich dieses Modell hoffentlich die Zähne ausbeißen. Das letzte verbleibende anonyme Zahlungsmittel für Dinge der Echtwelt.
Nur für’s Protokoll, damit man nicht wieder als Technikfeind eingestuft wird: Ich bin
nicht gegen bargeldloses Bezahlen per se, ich bin gegen seine Verknüpfung mit Datenerhebung. Die Bequemlichkeit des Herausspazierens aus dem Laden ohne Kassenwarterei könnte man auch mit etwas Bitcoinartigem umsetzen, aber dann könnten die Märkte ja all die schönen Daten niemandem zuordnen.
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Corros1on schrieb:
Ich sehe halt ein anderes Problem auf uns zukommen und zwar, dass man den Überblick über seine Ausgaben komplett verliert oder das Gefühl was der Einkauf kostet.
Wird zumindest einer der Punkte sein, weswegen Amazon und andere Ketten es am liebsten hätten, daß wir so alles bezahlen. Beim bargeldlosen Bezahlen fehlt der psychologische Effekt des Tauschhandels. Der, den man hat, wenn man einen Geldschein abgibt und eine Ware dafür erhält. Natürlich war das auch schon beim Bezahlen via Girocard so. Es sind nur noch Zahlen im Kopf. Wer keine App hat, die Einzel- oder Monatsausgaben per Tortendiagramm visualisiert oder zumindest Kontoauszüge durchgeht, kann gar keinen Überblick mehr haben. Wer keinen Überblick hat, gibt mehr aus. Ein Überblick kann mit einem „Halt, du hast diesen Monat schon für 89,75 € Chips gekauft. Das nächste Geld kommt erst in dreizehn Tagen“ dafür sorgen, daß man etwas
nicht kauft.
https://www.faz.net/aktuell/finanze...verliert-schnell-den-ueberblick-15046259.html
Shelung schrieb:
Wie kann man sich das überhaupt wünschen und gleichzeitig Mitglied auf einer Plattform für IT sein
Den Kommentar lese ich vermehrt unter Meldungen zu technischen Neuigkeiten, wenn es jemanden wundert, daß Neuerung X nicht jubelnd empfangen wird. Überraschung: Nicht alles Neue ist automatisch gut für den einzelnen oder alle Menschen. Schon gar nicht, wenn es von Größen wie Amazon, Apple oder Google kommt. Ein Nutzen für den Anwender ist das Vehikel für einen verhältnismäßig größeren Nutzen für den Anbieter.
Fritzler schrieb:
Oder wie lautet der Originaltext?
Als Quelle ist in der Mitte und am Ende des Artikels auf
diese Meldung bei Reuters verlinkt. Eine Beschreibung direkt auf einer Seite von Amazon habe ich auf die Schnelle nicht gefunden, obwohl Dritte auf einer Seite seit Montag Informationen darüber abrufen und Bestellungen dafür abgeben können sollen.
Kilikicker schrieb:
Letztendlich ist das Ziel der Automatisierung und Digitalisierung menschliche Arbeit weitgehend zu eliminieren. Und das ist kein Horrorszenario, sondern viel mehr eine tolle Utopie. Eine Welt ohne viel Arbeit und Armut, wo jeder von der Automatisierung und Digitalisierung profitiert.
Und ja es darf gerne bezweifelt werden, ob das jemals in der Form so passieren wird oder ob einige wenige den Profit davon allen anderen vorenthalten. Aber auf dem Weg dahin fallen nunmal Arbeitsplätze weg - man kann menschliche Arbeit nicht minimieren ohne dass Arbeitsplätze wegfallen.
Das ist das Star-Trek-Utopia, das ich nur zu gerne auch eher heute als morgen hätte. Ziel von Automatisierung und Digitalisierung bei den Großen ist aber nicht das Menschheitswohl, sondern schlicht Kostenersparnis.
Powlaner schrieb:
Lächerlich was man hier alles zum Thema Arbeitsplatzverluste liest. Wer in so ersetzbaren Jobs wie Einzelhandel arbeitet muss mit sowas rechnen.
Du scheinst nicht im Einzelhandel zu arbeiten, sonst würdest du es hier nicht mit
Sankt Florian halten. Wenn es die Branche beträfe, in der du arbeitest, wäre es plötzlich etwas
völlig anderes. Erleidest du körperlichen oder finanziellen Schaden, wenn Kassiererinnen weiter arbeiten können?