Die Debatte über unterschiedliche Impedanzen und deren Auswirkungen ist eigentlich wie jede andere im HiFi. Angesichts all der kognitiven Verzerrungen, die da unvermeidlich mitmischen, wäre ich mit solchen Beurteilungen sehr vorsichtig. Vor allem dann, wenn unterschiedliche Kopfhörer zeitversetzt aufgesetzt werden, deren akustisches Design nicht einmal identisch ist. Sorry, aber unter solchen Bedingungen formt man höchstens die eigenen Voreingenommenheit.
In der Theorie erlauben Kopfhörer mit höherer Impedanz, welche über eine vergleichsweise feinere Wicklung verfügen, ein gleichmäßigeres Magnetfeld, woraus eine naturgetreuere Wiedergabe mit weniger Verzerrungen resultieren soll. In der Praxis verbleibt das allerdings als weitgehend akademischer Unterschied. Mir liegen jedenfalls keine Belege vor, dass Kopfhörer mit niedriger Impedanz durch die Bank ein schlechteres Klirrverhalten mitbringen. Ganz im Gegenteil gibt es sogar zahlreiche gute Beispiele dafür, dass man auch mit niederohmigen System sehr transparente Kopfhörer designen kann.
Bei InnerFidelity gab es mal eine interessante Testreihe mit einem DT 880, der in 32 Ohm, 250 Ohm und 600 Ohm gemessen wurde. In den THD- sowie Impulsdiagrammen waren die höherohmigen Varianten dem 32 Ohm'ler gegenüber tendenziell eher überlegen. Wenn man die dort aufgezeigten Daten mit den psychoakustischen Wahrnehmungsschwellen für solche Phänomene ins Verhältnis setzt, lässt sich allerdings anzweifeln, ob hinter diesen elektrotechnischen Vorteilen auch tatsächlich praktisch relevante Unterschiede stecken. In der Praxis ist es recht wahrscheinlich, dass der Maskierungseffekt der Spitzenpegel bei laufender Musik alles überdeckt, was sich am unteren Bereich der Wahrnehmungsschwelle als Unterschied herausstellen
könnte. In so fern würde eigentlich alle drei Varianten als gleichermaßen HiFi-tauglich bezeichnen.
Was man nichts desto trotz nicht vergessen sollte, ist, dass die Wahl des Verstärkers in einigen Konstellation durchaus Einfluss auf die Klangqualität (vor allem die Klangfarbe) haben kann und das sich in dieser Abhängigkeit durchaus Unterschiede ergeben können, die der eine oder andere vielleicht als Verstärkerklang oder "Impedanzklang" bezeichnen würde. Gemeint ist das Verhältnis zwischen der Impedanz der im Kopfhörer verbauten Treiber und der Impedanz der Ausgangsschaltung des Kopfhörerverstärkers. Damit die Signalübertragung ohne irgendwelche Beeinträchtigung funktionieren kann, sollte die Verstärkerimpedanz - so sagt man - mindestens acht mal niedriger liegen als die des angeschlossenen Kopfhörers. Bei einem 32 Ohm Kopfhörer wären das also grob 4 Ohm Ausgangsimpedanz.
Wenn man diesen beispielhaften Referenzwert mal mit dem ins Verhältnis setzt, was auf dem Markt so an Verstärkern die Runde macht - und das gilt insbesondere(!) für die bei Mainboards integrierten Kopfhörerausgänge - dann ist es eigentlich kein Wunder, dass solch niederohmigen Kopfhörern häufiger klangliche Nachteile attestiert werden. Das mag zum einen natürlich mit der obigen kognitiven Verzerrung zusammenhängen ("Mehr ist besser!" und "Aber ich höre es doch!"). Es gibt aber durchaus auch elektrotechnische Erwägungen, die unter suboptimalen Impedanzverhältnissen einen generellen Leistungsverlust (Lautstärkereserven), ein erhöhtes Klirrpotenzial (Transparenz) sowie eine Verbiegung des Frequenzgangs (Klangfarbe) nahelegen. All das muss man natürlich immer im Einzelfall, unter Berücksichtigung jeweiliger Wahrnehmungsschwellen und unterschiedlich starker elekrotechnischer Wechselwirkung betrachten. Es sei aber gesagt, dass auch hierbei durchaus wahrnehmbare Unterschiede in Kraft treten können.
Hundefan schrieb:
Habe mir mal den Frequencyresponse vom DT770 (der 770 ist und bleibt eine Badewanne) angesehen und Welten sind da definitv nicht dazwischen.
Der Vergleich sollte zeigen, dass allein der Verschleiß der Pads zum Teil merkliche Unterschiede beim Klang erzeugen kann. Eine Reduktion von etwa 4 dB im unteren Bassbereich oder von etwa 5 dB beim typischen Beyer-Peak zum Beispiel ist keines Falls unbedeutend! Und dabei sind wir noch nicht mal bei unterschiedlichen Pad-Typen angekommen. Pads anderer Hersteller nehmen zum Teil gravierenden Einfluss auf die Klangfarbe. Mal mehr, mal weniger gravierend. Mal subjektiv eher zum Guten, mal subjektiv eher zum Schlechten. Insgesamt kommt der Wahl und Alterung der Pads aber eine durchaus wichtige Rolle zu, die man keines Falls unterschätzen sollte!
Hundefan schrieb:
Aber bevor ich mir da die Arbeit antue um einen Kopfhörer klanglich mit Polster zu verändern, nehme ich wie schon gesagt, lieber einen DSP....
Da spricht ansich auch nichts gegen. Wenn die Pads klanglich überhaupt nicht zum eigenen Geschmack passen, dann tut sich ein DSP aber sehr schwer, die Unzulänglichkeiten auszugleichen, was am Ende nur in einer unnötig hohen THD, d.h. einem stark verzerrten Klang mündet.
Hundefan schrieb:
hauptsache bequem sind die Polster.
Da bin ich ganz bei dir!
Sorry für die Wall of Text. Aber da musste man Einiges gesagt werden.