Schaut Euch mal die aktuelle Shell-Jugendstudie an. Werte wie Familie und Kinder, Freundschaft, Arbeit und Freizeitvergnügen sind bei der absoluten Mehrheit der Jugendlichen hoch im Kurs. Keine Spur von einer verrohenden Jugend, die auf Staat, Schule und gesellschaftliche Regeln scheißt.
Soll nicht arrogant klingen, aber die Leute, die jetzt gerade geradezu "modisch" meinen, auch durchdrehen zu müssen, sind keine normalen Jugendlichen. Das sind Menschen, die durch's Raster gefallen sind - die dummen, die ungeliebten, nicht anpassungsfähigen, fallengelassenen, die resigniert-wütenden, die es in jeder Altersschicht gibt.
Kurzer Exkurs zum Vergleich: Erinnert Euch mal an die brennenden Vorstädte von Paris - da leben solche armen Schweine in den Ghettos und randalieren gelegentlich, was das Zeug hält. Und der Kandidat der französischen Konservativen meinte heute im Radio, buchstäblich mit dem Hochdruckreiniger durch die Vorstädte gehen zu wollen, wenn er an die Macht käme. Da kann man nur auf Madame Royale hoffen.
Was ich mit dem Vergleich sagen will - unsere Gesellschaft driftet ab, wenn die Politik nicht endlich die Augen aufmacht. In Richtung amerikanische Verhältnisse. Unten viele fallengelassene arme Menschen, weitgehend tumbe Mittelschicht, die von unten nichts wissen will und die oben hasst oder beneidet, und die oben, die leben wie die Maden im Speck. Man sehe sich den gerade erschienenen Armutsbericht für dieses Jahr an - da wird einem Angst und Bange.
Eine Richtungsänderung kann nur eines schaffen: Die Jugendlichen, die jetzt noch optimistisch sind (und das ist immer noch die Mehrheit) hegen und pflegen. Die Jugendlichen, die unzufrieden oder sozial auf dem Abstieg sind auffangen. Hilfe leisten, Ausbilden, Wertschätzen (!), Zukunft aufzeigen. Das etzt allerdings gravierende Änderungen im Sozialsystem voraus, schafft allerdings auch ordentlich Jobs. Mehr Streetwork, mehr psychologische Betreuung an den Schulen, mehr Nachmittagsbetreuung für lernschwache oder frustrierte Schüler, mehr Infos an Eltern und sehr sehr viel bessere Lehrerausbildung. Und: Keine Reflexpolitik und Aktionismus - das geht nach hinten los.
marxx