Tiu schrieb:
Tja, wenn man gelernt hätte den Wert der Freiheit zu respektieren!
Aber vielleicht kannst Du mir einmal erklären, wieso man aus moralischen und ethischen gründen spiele wie KZ-Manager oder Kinderschänder Tycoon ablehnen würde, aber absolut kein Problem damit hat in Generals virtuell die Zivilibevölkerung (unnötig) abzuschlachten?
Was darf sich alles unter dem Deckmantel der künstlerischen Freiheit sowie der Freiheit des Einzelnen verstecken?
Oha - das Beispiel ist mal hart und auch ekelhaft - Du vergleichst nämlich Unvergleichbares. Die von Dir genannten Spiele kenne ich nicht einmal und sowas ist bereits verboten, da brauchen wir keine bayerischen Erzkonservativen, die es gleich nochmal mit Nachdruck verbieten wollen,
bzw. der Bevölkerung aus populistischen Gründen vorgaukeln, dass unsere Spieler ganz heiß drauf sind, so einen Dreck zu spielen. Das beleidigt und beschämt mich. Ethik ist ein wichtiges und gesellschaftliche Werte konstituierendes Thema - aber leider immer zweischneidig. Also muss man die Grenze irgendwo ziehen - und sie IST bereits gezogen. Kriegsverherrlichung, Massenmord, Kinderschändung etc - sowas gehört weder ins Leben noch in ein Spiel und es ist bereits geregelt.
Ein Strategiespiel ist ein Spiel, in dem es lediglich darum geht, strategische Entscheidungen zu treffen, um das Spiel zu gewinnen. Es geht nicht darum, die Zivilbevölkerung dahinzumetzeln und irgendwelche Grausamkeiten an virtuellen Personen zu verüben. So wie Du das gerade auslegst, müsste man auch das Brettspiel Risiko, alle Spiele rund um römische Schlachten, Paraworld, Siedler, Anno etc. einstampfen. Dann wäre es schon verwerflich, sich Blockbuster wie Gladiator oder Troja anzusehen, die einfach nur mit dem Archetyp des Helden historische Schachten nachspielen.
Ich selbst bin ein ziemlicher Philanthrop und handle im Leben und in der virtuellen Welt entsprechend meist recht altruistisch. Beispiel: In Rollenspielen, in denen es ein wesentlicher Bestandteil des Spiels ist Handlungen mit und gegen andere Charaktere vorzunehmen, spiele ich immer den Guten, weil ich's irgendwie nicht übers Herz bringe, den Bösen zu mimen. Ich will in Gothic Rätsel lösen und die Welt zum Guten ändern und die Orks taten mir meistens leid. Wenn es also eine Möglichkeit in Spielen gibt, andere Wege zu beschreiten, dann nutze ich diese auch gern und finde das Spiel dann einfach besser, tiefgehender und sie geben mit ein gutes Gefühl. Das sollte in Spielen ausgebaut werden, die eine entsprechende Tiefe überhaupt ermöglichen. Ich habe allerdings kein Problem damit, auf einem bösen Alienplaneten Monster auszuradieren, wenn die Geschichte es entsprechend verkauft. Ein Spiel, in dem es allerdings darum gehen würde, einen freundlichen Alienplaneten aus Grausamkeit auszulöschen, würde ich definitiv nicht spielen können. Das geht vielen so - deshalb regelt der Markt es größtenteils selbst, dass entsprechende Spiele nur wenige interessieren.
Wir brauchen keine politische Bevormundung, weil die meisten von uns selbst Herz und Hirn besitzen und Dreck von Erwachsenenunterhaltung unterscheiden können.
Es ist falsch, Fußgänger zu schützen, indem Autos verboten werden.
Es ist falsch, Fettsucht bekämpfen zu wollen, indem man fetten Schinken und Sahnesoße verbietet.
Es ist falsch, Kinder schützen zu wollen, indem man Erwachsenenspiele verbietet.
Fußgänger und Autofahrer müssen halt aufpassen, Dicke sollten auf ihre Ernährung achten und Erwachsenenspiele gehören nicht in Kinderhände. Für letzteres sind die verantwortlich, die es in der Hand haben - Erwachsene und der Handel.
marxx
Edit: Übrigens - a propos virtuelles Menschenrecht: Wenn man dieses so brachial und undifferenziert konstituieren wollte, wie erzkonservative Politiker das wollen, müsste man (um kein Medium zu benachteiligen) auch extrem viele Bücher und Filme einstampfen. Den Befürwortern staatlicher Einflussnahme empfehle ich, mal wieder das von Bokill genannte 1984 aus dem Schrank zu holen und es sorgfältig zu lesen. Schöne neue Welt. Achja, das bitte auch gleich lesen. Für alle, die das nicht gelesen haben, eine passende Beschreibung aus Wikipedia:
"Schöne neue Welt (engl. Brave New World) ist ein 1932 entstandener dystopischer Roman von Aldous Huxley (ISBN 3-596-20026-1).
Es handelt sich bei „Schöne neue Welt“ um Huxleys wohl bekanntesten Roman. In dieser Dystopie beschreibt er eine Gesellschaft, in der „Stabilität, Frieden und Freiheit“ durch Konditionierung des Einzelnen, das Fehlen von tieferen Gefühlen und die Beschränkung von Religion und Kultur gewährleistet werden soll. Mittels physischer Manipulationen des Fötus und anschließender Konditionierung werden alle Menschen auf eine festgelegte Rolle in der Gesellschaft genormt. Durch permanente Beschäftigung mit Sex, Konsum und der Droge „Soma“ zufriedengestellt, verlieren die Menschen das Bedürfnis zum kritischen Denken und Hinterfragen der Weltordnung. Eine reibungslose Regierung der Welt wird für eine Handvoll wohlwollender Kontrolleure möglich."