"... und wir sind Schuld"
Natürlich ... das klappt bei den Deutschen sowieso immer sehr gut, diese kollektive Schuldzuweisung. Untergang des Abendlandes, Weltuntergang, Sonnenuntergang, Griechenlandkrise, Bankenkrise, Inflation, Deflation ... Hauptsache Schuld, alles andere ist egal. Da muss man dann auch nicht darüber nachdenken, wie es zu der Situation gekommen ist. Und die Beschuldigten fühlen sich auch gleich zur Demut verpflichtet und folgen den wirren Gedankengängen des Anschuldners, ohne diese zu hinterfragen.
Der Computerbranche geht es gerade nicht so gut - Stellenstreichungen geben sich die Klinke in die Hand, schlechtere Quartalszahlen folgen auf schlechte Quartalszahlen (z.B.
Qualcomm,
ARM,
Microsoft), die Produktzyklen werden immer kürzer im Vergleich zu den Leistungsprüngen. Die den Markt erreichenden Produkte sind fehlerhafter als früher und mit einem "Ende-der-Gewährleistung"-Sensor ausgestattet, um immer schön den Konsum anzukurbeln, wenn es dem Kunden nicht zu vermitteln ist, dass der Trend eindeutig zum Fünft-Handy geht.
Und wenn eine Branche stagniert, setzen Selbstreinigungsprozesse ein und entfernen die Trittbrettfahrer, die in den letzen 20 Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, um sich am Elektronikmarkt eine goldene Nase zu verdienen - frei nach dem Motto: "Ich hab schon einmal einen Computer von aussen gesehen, da mach ich mal einen Fachhandel auf". Ist ja auch nicht weiter schwierig; ob Damenunterwäsche, Panzer oder eben Computer - einkaufen, transportieren, möglichst teuer wieder verkaufen - Handel eben.
Mir tut jeder leid, der den einst ehrbaren Beruf des Einzelhandelskaufmanns/-frau erlernt. Denn auf was für Kollegen trifft er dann z.B. bei Mediamarkt? Schüler, Studenten, Ungelernte, Bäcker, Taxifahrer etc., deren fachliche Qualifikation in Bezug auf Fragen zu den angebotenen Produkten doch oft gerne als unterirdisch bezeichnet werden kann. Da bezahl ich doch gerne ein wenig mehr, um mir dann etwas andrehen zu lassen, dass für den Verkäufer die höchste Marge bringt oder der Lagerräumung dient, aber mit Sicherheit nichts mit dem zu tun hat, was ich als Laie gerne gekauft hätte.
Die Lage ist verzwickt, vielleicht müssen wir uns wieder an höhere Preise gewöhnen und feststellen, dass sich eben nicht jeder alles leisten kann.
Diese Wirtschaftstheorie hab ich irgendwo schon mal gelesen!?! Ach ja, in dem Buch mit dem Titel "Theorien, die nicht funktionieren, weil sie zu kurz gedacht sind".
Nur ganz kurz: Höhere Preise führen zu weniger Konsum. Geringerer Konsum führt zu weniger Händlern (1. Gruppe von Neu-Arbeitslosen). Geringerer Konsum führt zu geringerer Produktion, für die man dann weniger Arbeiter braucht (2. Gruppe von Neu-Arbeitslosen). Viele Arbeitslose bedeuten och weniger Konsum und eine Belastung der Sozialkassen, die dann von den arbeitenden Menschen getragen werden müssen - was wiederum zu weniger Konsum dieser Gruppe führt.
Also werden im Handel sicher irgendwann "bessere" Löhne gezahlt, aber eben nur noch für einen Bruchteil der dort ehemals arbeitenden Menschen. Der Vorteil dieser Theorie wäre natürlich der schonendere Umgang mit den endlichen Resourcen der Erde - ich bin mir aber sicher, dass der Kommentator dieses nicht im Sinn hatte.
Abschließend gesagt: In der heutigen Welt geht es eindeutig in die Richtung, nur noch für Wertschöpfung zu bezahlen. Und da der Handel in Zeiten von Online-Shops bei Herstellern und dem Unvermögen / dem Verbot zu qualifiziertem Service zur Wertschöpfung praktisch nichts mehr beiträgt, wird auf diesen Bereich auch immer weniger Geld entfallen. Und das ist eine Entwicklung, die in Zeiten von Globalisierung und Vernetzung eine logische Konsequenz ist, der auch durch den Kommentar "... und wir sind Schuld" nichts Sinnvolles entgegengesetzt werden kann.
Berufe und Branchen sterben aus - doch das Leben geht weiter. Und mir fehlt ehrlich gesagt das Geld, um in Nostalgie zu schwelgen (Stichwort Tante-Emma-Laden).