Atelco ist nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems, und ich bin froh um dessen Untergang.
Ein Amazon, ein Zalando, auch ein Thalia beispielsweise, sind ja nicht einfach so zu Marktführern geworden. Da steckt extrem viel Hirnschmalz drin, und vor allem sehr viel Kundenorientierung abseits simplen Marketings:
- sehr kulantes Rückgabeverhalten ( vor allem Amazon und Zalando)
- ein durchdachter Ausgleich für die fehlende Face to Face-Beratung (von Bewertungssystemen bis zu Zalon.de)
- Der Kundenkontakt wird ernst genommen (Twitter, Facebook, gut das kann noch nicht jeder)
- Gute Sortimentspflege (Amazon.de selber verkauft keine Elektronik auf Kik-Niveau)
Vergleicht das mal mit Atelco oder auch einem beliebigen anderen "inhabergeführtem" Händler. Viele gehen da so vor:
-Sortiment: Da kommt einfach alles rein, was Einnahmen verspricht. Ob der Händler wirklich Ahnung vom 20€-Netzteil hat? Schnutzpiepe...
-...entsprechend ist die Beratung auch Mau. 24/7-Telefonsupport oder Apps will der Shop auch nicht bieten. Wer soll das denn bezahlen, und überhaupt, der Mediamarkt hat ja auch nicht 24/7 aufe !!!
-Zahlung auf Rechnung? Viel zu riskant! Und bevor ich als Händler mich in Richtung Klarna/BillSafe fortbilde, wälze ich lieber dem Kunden das Risiko im Zahlungsverkehr auf.
Ne, sorry, so wird das nichts. Die großen Anbieter sind halt sehr gute Allrounder, da steckt entsprechende Leistung dahinter, und ich als Kunde kann und will das honorieren. Es gibt genug Nischen, mit denen man gegen Amazon und Co. mithalten kann:
-Custom-Ware a la shoepassion.de, da kann ein Zalando wenig gegen ausrichten
-Eine Top-Beratung, damit setzt man sich als Händler immer ab.
Ich denke, jeder von uns kennt den ein oder anderen guten Laden in der Stadt, den man gerne besucht. Ich z.B. habe einen klasse Vaude-Shop in der Nähe. Die Mitarbeiter da sind selber in Sachen Alpinsport unterwegs, kennen jede Funktion jedes Vaude-Rucksacks. Deren Beratung ist Geld wert.
Oder auch mein Lieblings-Asiashop. Ganz egal, welche exotische Ware er nicht auf Lager/im Sortiment hatte, bisher konnte er mir fast alles (naja, außer Frischware
) besorgen.
Was für Geschäfte sterben denn aus? IMHO nur die Exemplare, deren Inhaber zahlungswillige Kundschaft als Naturgesetz ansehen. Die einfach ein "normales", umfassendes Sortiment haben, mit "normalen" Preisen (UVP-Copy & Paste, im Sale 20% ab und gut ist), und auch sonst keine Glanzpunkte setzen. Schnell was mit XTcommerce gebastelt bzw. Ladenbau aus den 80ern, kein Kauf auf Rechnung bzw. "ne, Visa kann unser Terminal nicht".
Selbst wenn ich mir ein solches Geschäft wünschen würde, mir würde genau eines dieser Art reichen. Ich als Kunde möchte eine echte Auswahl aus sich von einander abgrenzenden Händlern, mit Innovationen, Leistungen in einzelnen Nischen und viel Service. Geschäfte a la Atelco liefern nur eine Scheinauswahl: 100 Shops, 100x die gleiche Leistung, keine Entwicklung auf Dauer. Das sollen dann doch mal schön Amazon, Zalando, Edeka und MediaSaturn übernehmen, die haben ja das Geld dafür...
Mal ganz spitz formuliert: Ich habe mein BWL-Studium gerade abgeschlossen, mir ein xtCommerce-Buch reingezogen und will mir jetzt mit einem Online-Shop für Hardware meinen nächsten Porsche finanzieren. Was sollte ich bieten, damit ihr mich dabei unterstützt? Ich denke, die Mehrheit wird da eher etwas im Bereich des kleinen Lieblings-Geek-Shops oder allumfassenden Amazon-Service wollen, und kein Atelco 2.0. Darum tut es mir auch nicht Leid um solche Anbieter.
Wenn man sich auf Seiten a la supermarktblog.com oder exciting commerce herumtreibt, dann sieht man auch, dass die Niederlage gegen die großen Handels-Riesen kein Fakt ist. Im Einzelhandel das gleiche. Welche Geschäfte sterben denn wirklich? Inhabergeführte Experts, Rewes, Edekas und weiß nicht was, mit hohen Preisen und Ladenbau im Stil von "Küchenfliesen und Regale vom Bauhaus drauf". Durchgestylte Neueröffnungen mit großer Auswahl an "nerdigen" Nischenmarken, bzw. großer Veganer-Bio-Convenience-Ecke im Falle der Supermärkte, laufen auch Top, wenn nicht Amazon.de auf der Eingangstür steht.
d
Hoffentlich ist der inhaltliche Zusammenhang erkennbar, ich bin jetzt nicht sooo sehr auf Atelco eingegangen. Ich denke aber, Atelco kann man synonym für innovations- und veränderungsunwillige Händler ansehen.
@Nicolas la Rocco: Meine Erfahrungen im Handel bezüglich der Margen sind anders: Es gibt sehr umfangreiche Teilsortimente (z.B. Bio-/Reformlebensmittel, Fair Fashion), in denen sortimentsweite Margen von 10-20% problemlos möglich sind. Wenn ich mir die Kopfhörer anschaue, deren asiatische OEM-Fab ich kenne, beträgt die Marge auch auch eher ~10% als 1%, was bei Modellen oberhalb der 100 Euro eben doch in zweistelligen Margen resultieren kann.
Also ein umfassendes Sortiment aus qualitativ interessanter Ware mit einer Durchschnittsmarge von mindestens 5% sollte ein Atelco locker hinbekommen, da schafft jedes Reformhaus mehr. Ist ja klar, dass nicht die Kabel den Gewinn ausmachen.
Hast du zufällig Statistiken zur Hand, die die geringen Margen bestätigen? Was ich an Statistiken im Netz kenne, liegt größtenteils hinter Paywalls versteckt.
MfG