Kommentar Kommentar: Die Atelco-Insolvenz war absehbar und wir sind schuld

Pandora schrieb:
wofür brauch man in heutigen Zeiten überhaupt noch einen Händler ?
Genau, für gar nichts, es wird nicht mehr lange dauern und man wird nur noch beim Hersteller direkt bestellen können.

Sehr guter Kommentar, das wäre schließlich auch die logische Konsequenz des E-Commerce, in der immer stetig weiter ausgeprägten Vernetzung.
 
acidarchangel schrieb:
Das Ganze auf den Kunden abzuschieben ist ein bisschen zu einfach. Immer mehr Leute müssen mit immer weniger Geld klar kommen. Da ist das eine ganz einfache Rechnung, dass die auch nicht so viel ausgeben können.
Wenn die Firmen wieder bessere Gehälter zahlen, wäre auch wieder mehr Geld im Umlauf und es könnte wieder mehr ausgegeben werden. Da sehe ich eher das Problem beim Ganzen.
Du machst es dir aber auch ein wenig einfach in der Gesamtheit.
Firmen können nur mehr zahlen, wenn die Gewinne steigen, und
selbst dann ist das nur bei einigen Firmen möglich. Wenn eine
Bäckereikette mit 20 Filialen 5% mehr Gewinn macht, können die
ihren angestellten nicht 5% mehr zahlen. Das ist zu einfach gerechnet.
Das geld im Umlauf ist deswegen zu knapp, weil die Reichen die
ganze Asche auf Konten horten und nicht ausgeben. Je mehr Reiche,
desto weniger Geld im Umlauf. Gleiches ist mit den Zinsen. Leihst dir
1000 Euro, zahlst 1150 zurück. So kommt auch wieder Geld weg.

Und nur weil man mehr Geld hat, will man ja nicht mehr ausgeben
und benutzt deswegen trotzdem Geizhals etc. Ist ja auch nicht
verwerflich per se. Man geht da aber auch einen Kuhhandel ein.

Ich selbst arbeite bei einem Online / Offline Händer mit Webshop und
einer überschaubaren Anzahl an Filialen. Bei uns geht es jedes Jahr
ein wenig runter mit der Kundenzahl, aber jetzt kommt das interessante:
Der Umsatz und der Gewinn sind nicht weniger geworden. Warum ist das so?
Ganz einfach: Weil wir Service anbieten. Weil wir spezielle Lösungen für
den Kunden anbieten. Er kann den PC im Beratungsgespräch selbst gestalten
mit unserer Hilfe, er kann aber auch selbstständig über den Webshop
konfigurieren. Wir können das auch in seinem Beisein zusammenbauen oder
reparieren, wenn der Kunde das wünscht. Wir bieten auch einen 24 Stunden
Reparaturservice an. Wir machen Datenrettung, Support via Teamviewer und
ne ganze Menge mehr. Zugegeben: Wir können nicht die Preise von Mindfactory
machen, das ist klar. Aber für den Aufpreis bekommt man ja auch was.
Kostenlose Hotline, kurze Abwicklungszeiten, zum Beispiel Direkt-Tausch in der
Filiale für Artikel bis 150€, wir nehmen Displays zurück, wenn sie Pixelfehler
haben (was man laut der Norm nicht muss, wir machens aber trotzdem).
Wir konfigurieren und installieren RAID und NAS Systeme, installieren für den
Kunden jedes Programm, installieren auch Windows + Servicepacks und Updates.

Das alles hat wie gesagt seinen Preis, und es ist klar, dass das nicht jeder möchte.
Aber ich lese hier im Forum jeden Tag hunderte Posts von Leuten, die einfach keine
Ahnung haben. Das ist ja auch nicht schlimm, aber für genau diese Leute gibt es
doch Läden wie uns. Wir vermitteln das Wissen, wir helfen bei Fragen. Aber zahlen
will es halt keiner. Lieber geht man online, sucht bei Google, findet nix, dann fragt
man im Forum, bekommt auf eine Frage 5 Meinungen (nicht immer Fakten!) und ist
danach oft nicht gravierend schlauer als davor. Ich finde das schade.

Wir Einzelhändler sind keine Apotheken - für den Aufpreis bekommt man auch was!
Ich find nur einfach diese bilig billig und so viel wie möglich für lau Mentalität kacke.
Würde es keine Hilfe-Foren geben, wo Leute für lau helfen, würde im Einzelhandel
mehr gehen. Der KM hätte nicht zugemacht, der Atelco hätte die Preise nicht mitgehen
müssen, alle wären noch da. Und sorry: Wenn man wenig Geld hat, kann man trotzdem
einen günstigen Rechner kaufen - im Laden. Klar ist der 10% langsamer, aber wenn was
ist, kann dir auch geholfen werden - zumindest bei uns ist das so. Ist das nichts wert?
 
Der Kommentar ist mMn etwas zu einfach. Wenn ich Hardware kaufe - wo sollte ich das tun? Zum MediaMarkt gehen, der keine ordentliche Auswahl und eine Beratung liefert, die ich nach 5 Minuten Googeln überbieten kann?

Ich bestelle im Internet - und da wäre ich ja schön doof, wenn ich bei einem Händler kaufe, der bei jedem Artikel deutlich teurer als ein Wettbewerber ist. Klar unterstütze ich damit die Selektion des günstigsten Anbieters, aber wer sagt denn, dass es dem Markt besser ginge, wenn ich bei einem Händler kaufe, der teurer ist? Bezahlt dieser Händler dann wirklich seine Leute besser, oder schiebt da nur die Chefetage mehr ein?

Für lokalen Support bei einem gut sortierten Fachhändler würde ich einen Aufpreis gerechtfertigt finden, aber wenn Online-Versandhändler unter starkem Preis-Wettbewerb stehen, liegt das in der Natur des Onlinehandels.

Dasselbe gibt es ja bei Lebensmitteln auch - Billigdiscounter, welche Fleisch o.Ä. zu absoluten Tiefstpreisen anbieten (bei welchen dem Käufer klar sein muss, dass es den Tieren nie "gut" ging) und Bioläden und ähnliches, welche zu höheren Preisen Ware anbieten, welche nicht unter dem extremen "Geiz ist geil"-Motto produziert wurden. Diese Geschäfte exisitieren, also kann nicht jeder Kunde ein reiner Kapitalist sein ;)
Wenn es etwas vergleichbares also mit (gut sortierten) Fachhandel (mit tatsächlichen Fachleuten, die eine kompetente Beratung und Support bieten!) für Hardware gäbe - wer weiß? Vielleicht ein Konzept, das aufgehen könnte.
 
Ich bin eigentlich jemand, der den Einzelhandel sehr gerne unterstützt und ihn auch recht häufig nutzt, aber mal ehrlich - solange man den Händler nicht schon seit Jahren kennt, ist es doch Wahnsinn Hardware und größere Technik ansich (damit meine ich auch andere Unterhaltungselektronik, Großgeräte etc.) nicht Online zu kaufen. Warum?

1. Ich muss das Teil selber heimschleppen, was eine Gefahrenübergang auf mich bewirkt und wenn ich Pech habe, dann muss ich es bei einem Defekt auch selber hinschleppen (viel Spaß bei einer Waschmaschine).
2. Wenn ich es nicht selber heimschleppen muss, dann kostet es ein haufen Gebühr extra und/oder ist sehr unflexibel in den Terminen. Bei Otto gab es sogar Gratis 5 Jahre Garantie drauf, die ich dieses Jahr genutzt habe und die mal keine Fallen hatte - keine Zeitwerte - ich bekam einen neuen Kühlschrank aus der aktuellen Serie. Amazon ist sogar ohne Garantie immer kulant.
3. PC Hardware (vor allem bei größeren Anschaffungen) haben auch oft einen größeren Wert und diese dann einzeln verpackt nach Hause/ oder zum Auto zu tragen, oder im Auto zu fahren ist auch nicht unbedingt klug - siehe wieder Gefahrenübergang. Warum Risiko eingehen?
4. Service und Kulanz ist bei Technik sehr wichtig, da hier "anfassen" nicht ausreicht. Man muss die Technik zu Hause ausprobieren können, um z.B. zu merken, ob die neue GraKa Spulenfiepen hat, oder die Waschmaschine, oder der Kühlschrank zu laut ist. Für den Händler vor Ort ist dies kein Ding und er handelt nicht. Mindfactory hat mir damals Wahl zwischen Umtausch, oder Gutschein gelassen.

Der Preis spielt hier zwar eine Rolle, aber mittlerweile würde ich sogar sagen, dass ich für diese Sicherheit und den Service sogar Online! mehr zahlen würde und Offline Technik nur bei einem Superangebot kaufen würde.
 
Bei uns in Österreich gibt's nach der Di tech Insolvenz nun nur mehr e-tec.

Bei meinem e-tec Laden um die Ecke gibt's kein Fachpersonal, Grakas kosten im Schnitt 30,- mehr als online und sind selten lagernd und bei der Rückgabe im Problemfall muss ich mit dem Laienpersonal vorort rumdiskutieren.

Sorry, da werde ich gezwungen mich via Mausklick im Internet zu bedienen. Fachpersonal in dieser Branche ist in unseren Landen schon längst abgewandert.
 
Wie so oft gibt es für eine Insolvenz mehrere Gründe und ich finde es ein wenig zu kurz gesprungen, wenn man den "Aufhänger" beim Käufer bzw. dessen Geiz ist geil Mentalität fest macht. Aber gut, ein Kommentar will ja auch kommentiert werden, gell ... Ich denke ein Kunde merkt sehr schnell wie es mit der Seriösität und Preisgestaltung eines Handels bestellt ist und deshalb auch gerne bereit ist, den ein oder anderen Euro mehr für seine Ware zu investieren. Ich finde, das es zb. immer ein schlechtes Zeichen ist, wenn ein Laden XY zwar vermeintlich billig anbietet, aber beim Versand kräftig abkassiert und die Möglichkeit per Nachnahme entweder gar nicht anbietet oder dabei nochmals kräftig zulangt. Wenn man dann noch feststellt, das die Artikel einen, schlimmstenfalls benutzten Eindruck hinterlassen oder die RMA bzw. Serviceleistung sehr zu wünschen übrig lässt (zb.keine Antwort auf Rückfragen)und der Kunde eine halbe Ewigkeit auf die Rückerstattung seines Geldes wartet, tja dann muß ich leider sagen, hat es das Unternehmen bei allem Expansionseifer leider verpasst, seine Hausaufgaben zu machen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Morrich schrieb:
Atelco kam bei meinen Hardwaresuchen bei gut 70% der Artikel gar nicht als Händler infrage. Und wenn sie das, was ich haben will partout nicht anbieten (wobei ich nicht mal großartig ausgefallene Hardware kaufe), wie soll ich dann bei denen kaufen?

Bevor sie ihr Geschäft in Dresden geschlossen haben, war ich da auch einige Male drin. Aber zu kaufen gab es halt kaum was. Die Regale waren zumeist leer, oder aber mit billigster Schrotthardware gefüllt (ein 30€ 750W Netzteil von Xilence will ich nicht haben!!!).

Haha ich dachte das wär nur hier so gewesen, aber genau das schein ein Problem überall gewesen zu sein. Was sollte man schon groß bei Atelco kaufen ? Nen Mauspad ? Vielleicht noch nen Gehäuse ?
Die Regale sind schon seit Jahren leer. Ware und Auswahl ist kaum über Mediamarkt oder Saturn Niveau. Man muss schon Glück haben, dass man was gefunden hat was man auch wirklich kaufen wollte.
 
Hat natürlich schon ne gewisse Ironie,wenn so eine Kritik auf einer Seite geäußert wird, die nen Preisvergeleich auf ihrer Startseite integriert hat.
 
miac schrieb:
Nee, die steigen auch auf, weil sie Billiglöhne zahlen und Steuertricks anwenden und damit ein Stück asozial sind.
Damit bezahlen die die Rückläufer und den vermeintlichen Service den kleiner Händler eben nicht so einfach verkraften können.

Glaubst du wirklich dass die Arbeitsbedingungen und Löhne bei den "Pleitefirmen" besser sind / waren? Hat nur Niemand einen Fokus drauf, die "Lobbyarbeit" gegen Amazon bringt mehr Publicity... :D
Hat bei dir ja gewirkt...
Ergänzung ()

Steff456 schrieb:
"Kunden greifen üblicherweise beim günstigsten Händler zu und das ist verständlich"

Selten so einen Schwachsinn gehört! Jeder kauft da, wo das P/L Verhältnis stimmt und er gute Erfahrungen gemacht hat.
Ist bei Geizhals ein unbekannter Händler bei einer SSD um 2€ günstiger, würde da trotzdem niemand kaufen. Und die "Ersten in der Liste" verdienen mit ihren Teils horrenden Versandkosten auch nicht schlecht. Ich habe meine GTX970 bei Atelco gekauft, war damals dort lieferbar zu einem fairen Preis (20€ mehr als der günstigste, dafür Lieferbar) und dann hat das auch gepasst. Aber ansonsten sind die Apothekenpreise einfach nicht hinnehmbar.. das ganze Kozept ist einfach gesscheitert und jetzt wird wieder rumgeheult. Naja, es werden andere Händler wie Bora weiter wachsen und es kommen auch ganz neue. Das ist Marktwirtschaft, einer kommt und andere gehen.

Wenn ich privat ein Paket verschicke, ist es zu 99% am nächsten Tag beim Empfänger. Atelco hat sowas nie geschafft, dann bestellt da auch keiner mehr, sondern bei Amazon.
Und wieso soll ich höhere Preise zahlen, wenn es auch anders geht? Ich kann doch nicht bei jeder Kleinigkeit höhere Preise akzeptieren bei einem austauschbaren Gut.

CB verweist auch immer schön auf die Preisvergleiche.. man verdient schließlich mit, wenn Leute darüber einkaufen. Aber jetzt genau das ankreiden.. was eine Doppelmoral.

Super Beitrag! ganz deiner Meinung!:D
 
@HeinMueck,

ist doch ganz klar das der Artikel vom Auror ironisch gemeint ist.
Außerdem steht zum Schluß:

Hinweis: Der Inhalt dieses Kommentars gibt die persönliche Meinung des Autors wieder. Diese Meinung wird nicht notwendigerweise von der gesamten Redaktion geteilt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das scheint also echt System gehabt zu haben mit den leeren Regalen. Dachte eigentlich immer der Laden bei mir um die Ecke sei einfach ein schlechtes Beispiel. Aber das war dann wohl nicht so.

Besonders bei teuren Komponenten (Grafikkarten z.B.) gab es überhaupt keine Auswahl. Nicht einmal bei so günstigen Sachen wie SD Karten oder USB Sticks gab es eine brauchbare Menge. Und auch bei Komponenten, die man eher vor Ort kauft, weil man ungeduldig ist (Wärmeleitpaste -> 1 Produkt, Netzteil -> 1 Billigding in drei Ausführungen, Lüfter -> Gibt's nicht, Eingabegeräte -> Nur Schrott) hat man keine Auswahl gehabt. Einzig Kabel und Adapter waren immer verfügbar, allerdings zu Preisen, dass einem schlecht wurde. Da bin ich mehrfach mehr oder weniger lachend aus dem Laden und habe auf dem Parkplatz im Auto bei Amazon bestellt.
 
ohlschirr schrieb:
Glaubst du wirklich dass die Arbeitsbedingungen und Löhne bei den "Pleitefirmen" besser sind / waren? Hat nur Niemand einen Fokus drauf, die "Lobbyarbeit" gegen Amazon bringt mehr Publicity... :D
Hat bei dir ja gewirkt...

Amazon hat ganz andere Möglichkeiten, insbesondere bei der Steuer. Oder haben bei dir die kleineren Händler auch aus Luxemburg verkauft?
 
Das wir uns an höhere Preise gewöhnen müssen, liegt schon alleine an der andauernden Euroschwäche. Den Händlern nützt das freilich nichts, bzw. verschärft eher den Konkurrenzdruck.
 
Ich glaube langsam dieser Thread dient als Beitrag "zur Marktforschung". So eindimensional wie hier gezeigt kann ein "Redakteur oder Journalist" gar nicht sein...
Forum-Mitglieder-Verarsche?
 
Wer jedes Jahr ein neues Handy braucht unterstützt diese Rad in beide Richtungen.
Einerseits wird mehr gekauft, auf der anderen Seite gleich "Verlust" gemacht. :evillol:

Billig-Ware ist nicht der Weg. Qualität die deutlich mehr kostet, dafür aber länger hält
ist das einzig richtige!
 
Computerklitschen bieten eben fast keinen Mehrwert als ein Kauf im Internet und unabhängiger Beratung durch Foren wie dieses hier.
Nur wer 20-50% Mehr ausgeben will weil er keine Din A4 Seite zur zusammenstellung lesen möchte, und zwei Linke Füße als hände hat der könnte bei Atelco Glücklich werden.
 
miac schrieb:
Amazon hat ganz andere Möglichkeiten, insbesondere bei der Steuer. Oder haben bei dir die kleineren Händler auch aus Luxemburg verkauft?
Ich lach mich scheckig: Steuern? Seit "Griechenlands Anti-Grexit" gilt für mich: Steuervermeidung ist Pflicht und kein Tadel (mehr).
 
Habe durch "glückliche" Fügung mal Einsicht in Controlling und Arbeitssteuerung bei einem der großen Player in Sachen Versandhandel bekommen. Da wird einem schon ganz schön schlecht. Da wird Ausbeutung am Schreibtisch tatsächlich zur Kunstform erhoben. Solch "geniale" Praktiken wie "du wirst ganz sicher eingestellt, aber erst einmal x Tage Probearbeiten. Muss sein, vielleicht bist du ja zu blöd zum Pakete packen. Wir könnten dich in der Probezeit zwar auch nach drei Tagen fristlos entlassen, aber das tut hier jetzt nix zur Sache." bringen einem da Applaus ein und werden gefeiert.
Und das beste ist, dass die Arbeiter im Lager von jemandem gesteuert und überwacht werden, der teilweise das Gleiche eine Stufe höher erlebt. Unterbezahlte Praktikanten steuern unterbezahlte und ungelernte Lagerarbeiter.
 
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