Verträgt sich dieser Move eigentlich überhaupt mit unseren Wettbewerbsgesetzen?
Wenn ich eine Konkurrenzapp hätte und plötzlich kommt eine x-beliebige App aus einem thematisch ganz anderen Umfeld und missbraucht seine staatliche geförderte Kundenbasis um mir das Geschäftsfeld streitig zu machen?
Allein moralisch extrem fragwürdig.
Redundanz schrieb:
Wieso macht der CCC beispielsweise (von dem diese aktion hier ja zumindest in teilen ausgeht) nicht eine tolle, für jeden (auch technisch nicht affine) bürger einfach lesbare liste von software/apps die man nachweislich löschen sollte und postet das jeden sonntag
Warum sollte er das tun? Der CCC ist ein offener Verein mit relativ dezentralen, lokalen Strukturen, mit ehrenamtlich Aktiven und betont überaus oft kein Dienstleister zu sein. Wenn du jemanden vom CCC findest, der das als Projekt machen will, nur zu
Zumal viele prominente Personen des CCC zu den bekannten großen Apps sich auch schon umfassend beschäftigt haben. Ist ja in der IT-Bubble auch kein Geheimnis.
Und nicht technisch affinen Menschen erklären, warum sie plötzlich auf ihre Lieblingsapps verzichten sollen.. Leider ein sehr schweres Unterfangen.
cubisticanus schrieb:
Wieso "erschreckend"? Finde ich gut! Die einzigen, die "sinnvoll" mit diesen Unmengen unstrukturierter Kontaktzettel
Diese "Unstrukturiertheit" ist eigentlich sogar bedeutend besser, denn damit hat jede Stätte ihre eigene lokale Datensammlung und ein Breach an einem einzelnen Ort ergibt kein umfassendes Gesamtbild über eine Person. Also man hat hier dezentrale, heterogene, vom Internet abgekoppelte Datenspeicherung. Besser geht es nicht
cubisticanus schrieb:
war die Polizei, die sie sich gerne mal unrechtmäßig schnappte und dann Bürger belästigte.
Streng genommen musst du dich aber nicht bei der Polizei, sondern entweder beim Restaurant selbst beschweren, dass es die auch bereitwillig herausgab. Oder beim Staatsanwalt, wenn er sich über geltendes Recht stellt (wie z. B. in Mainz).
Dass die Polizei ganz oft erstmal versucht Dinge durch unkompliziertes Nachfragen zu lösen und auf freiwillige Kooperation spekuliert, ist jetzt nichts neues und ganz unabhängig von der Kontakterfassungsgeschichte.
cubisticanus schrieb:
Gesundheitsämter nutzten das ab und an, um 1000ende in Quarantäne zu stecken, die Dutzende Meter außen von einem "Infizierten" entfernt saßen.
Das Gesundheitsamt möchte ich sehen. Wir haben hier als Uni bei durchgängiger Präsenzlehre auch regelmäßig Positive beim Zusammenkommen von hunderten von Leuten (offene Mensabetrieb), die Kontakterfassung war bisher genau null mal relevant. Es wird/wurde (mittlerweile wurde es ganz aufgegeben) höchstens die Person selbst nach direkten Sitznachbarn gefragt. Und Kollegen an anderen Unis berichten das gleiche.
WommU schrieb:
Ich komme selbst aus der Virologie, aber was sollen zuständige Wissenschaftler sein? Da gibt es, zum Glück sehr unterschiedliche Ansichten.
Eigentlich aktuell sehr einfach zu beantworten: Die WissenschaftlerInnen, die aufgrund ihrer Forschung/Ruf/Position in entspechende Fachgremien von offiziellen Behörden oder Institutionen berufen werden (STIKO, Corona-Expertenrat) oder dafür arbeiten (RKI). Für das RKI arbeiten allein rund 500 Wissenschaftler.
Dass da auch nicht alles 100% perfekt abläuft und es durchaus politische Verstrickungen gibt (z. B. Streek-Laschet-Spahn Connection), klar. Ja, Wissenschaft ist langsam und Wissenschaft kann sich irren, und aktuell schaut die Welt der Wissenschaft beim Arbeiten in Echtzeit zu. Aber pauschal den (international) wissenschaftlichen Konsens mit "Es gibt ja auch andere Wissenschaftler" abzuwatschen, ist schon stark gegen die Vernunft. Grüße aus der Wissenschaft.