chriwi schrieb:
Das stimmt schon. Allerdings darf man auch nicht vergessen wie viel Zeit es in Europa gedauert hat bis es zu dieser Trennung kam. Darum finde ich eine Einmischung etwas kritisch. So etwas muss wachsen, man kann es nicht überstülpen und hoffen das es funktioniert.
Grundsätzlich bin ich auch der Meinung. Solche Entwicklungen kosten immer Zeit und Blut, wenn sie langfristig Bestand haben sollen und müssen von Innen heraus erfolgen.
Zwei Aspekte sollten allerdings auch berücksichtigt werden.
Zum einen haben sich die Grundlagen für eine Entwicklung hin zur aufgeklärten, humanistischen Gesellschaft verändert. So sind Gesellschaften heute viel intensiver internationalen Effekten ausgesetzt, als es noch vor 300 Jahren der Fall war. Politik, Ökonomie, Demographie, Migration, Bildung, etc. sind nicht mehr rein national zu sehen. Damit existiert keine rein eigenangetriebene Veränderung mehr, sondern unterliegt immer stärker auch externen Einflußfaktoren. Dennoch sollte der Impuls zur Veränderung noch immer nationale Wurzeln haben.
Zweitens sind die Effekte von Veränderungen nicht mehr auf die jeweilige Lebenszeit bzw. das unmittelbare Umfeld der Individuen, die Entscheidungen treffen, begrenzt. D.h., dass wir unsere ethischen Maßstäbe anpassen müssen und ggf. eine Intervention während des Veränderungsprozesses, in Anbetracht möglicher Folgen, doch sinnvoll ist.
Während vor 300 Jahren die Auswirkungen von Veränderungsprozessen nur geringe bis keine globale Auswirkungen hatten, so ist dies heute nicht mehr der Fall. Nationale Veränderungen haben heute ggf. langfristige und überregionale Auswirkungen. Das hängt mit der, seit der industriellen Revolution, zunehmenden Technisierung zusammen.
Hans Jonas hat das in "Das Prinzip Verantwortung" ganz treffend beschrieben, auch wenn ich nicht unbedingt sein Fazit teile.
Daher können Interventionen (nein, nicht in der Art, wie sie walter09 beschrieb) durchaus, aufgrund einer nachhaltigen ethischen Verantwortung, Sinn machen.
Leider sind alle bisherigen Interventionen jeglicher Couleur, nicht auf solch einer Grundlage definiert worden.
MFG