Leseversuche einer 20 Jahre alten IDE HDD

Fipso

Cadet 4th Year
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Apr. 2013
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Hi,

um es möglichst kurz und präzise zu halten, werde ich mein Problem stichpunktartig schildern. Es geht darum eine alte Festplatte zu lesen und bestenfalls alle Daten darauf zu sichern.

  • alte IDE HDD: IBM Deskstar 123.5 GB (IC35L120AVVA07-0) aus 2002, gut 17 Jahre nicht eingeschaltet
  • IDE zu USB Adapter verwendet (Windows 10), Gerätemanager erkennt HDD mit korrekter Bezeichnung, Datenträgerverwaltung erkennt keine Partitionen, ohne Erfolg
  • Festplatte hört sich normal an (Motor, Lesekopf)
  • an alten PC über internen primary IDE connector (Mainboard) und 40 pol ribbon cable angeschlossen
  • als Device-1 (slave) gejumpert
  • wird im BIOS mit korrekter Bezeichnung als "primary slave" oder sowas erkannt
  • wird von Datenträgerverwaltung (Windows 7 x64) erkannt
  • besitzt eine primäre Partition (ca. 10 GB) und 2 "normale" Partitionen (je ca. 50 GB), addieren sich zur Gesamtkapazität, NTFS formatiert, Partitionsschema MBR
  • ob die Größen der Partitionen damals so gewählt wurden ist nicht mehr bekannt, gut möglich das es 3 waren (System, Spiele, Daten)
  • primäre und zweite Partition angeblich komplett leer, ca. 100% freier Speicherplatz
  • dritte Partition besitzt im Root-Verzeichnis nur einen Ordner "Bestand 30.08.2006", darin Unterordner (Musikalben) an die ich mich erinnere, .mpc (Musepack) Dateien, möglicherweise nicht vollständig
  • den "Bestand..."-Ordner habe ich sicher so niemals erstellt
  • die Partitionen haben die Namen "MPC #1", "MPC #2" und "MPC #3", habe ich damals sicher so auch nicht benannt
  • HDD wurde seinerzeit wahrscheinlich mit Win XP formatiert

Fragen: ist die Platte defekt? sind die Partitionstabellen defekt? was bedeutet all das?

Ich stehe da gerade komplett auf dem Schlauch und brauche eure Hilfe!
 
nach knapp 20 Jahren geht halt die Magnetisierung und damit die Daten verloren, wenn man die nie mit Strom versorgt. Zudem hießen die Deskstar nicht ohne Grund "Deathstar" und waren der Untergang von IBMs Festplattensparte.

Du kannst noch versuchen mit dd ein Image zu erstellen und dann auf diesem mit Testdisk arbeiten.
 
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Nebst Defekt wirkt das so als ob jemand anders sich an der HDD vergriffen hat? Evtl mal nachfragen?
 
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Hi,

danke für Antwort. Kann TestDisk selbst den Part von dd übernehmen und Dateien lesen? so habe ichs gerade gelesen.
Ergänzung ()

HasleRuegsau schrieb:
Nebst Defekt wirkt das so als ob jemand anders sich an der HDD vergriffen hat? Evtl mal nachfragen?
ist ausgeschlossen.
 
Kann sein. Der Sinn vom DD-Image ist es halt, sämtliche Rettungsversuche nur noch von einem Image zu machen, auch die Arbeiten mit TestDisk dann - wenn der Datenträger im Verdacht ist gerade kaputt zu gehen, sollte auf ihm halt so wenig wie möglich gearbeitet werden. Das einmalige Ziehen eines Images stellt halt sicher, dass alle Sektoren im Idealfall nur noch einmal gelesen werden.

Ich halte aber menschliches Eingreifen für wahrscheinlicher als einen Defekt. Aber das wird TestDisk besser beantworten.
 
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Fipso schrieb:
als Device-1 (slave) gejumpert
Beim USB-Adapter muss die Platte in der Regel als Master gejumpert sein.
 
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Richtig, aber so wie es sich anhört hat er chronologisch geschrieben.
Ändert auch nichts für den Windows-7-PC.
 
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tollertyp schrieb:
Kann sein. Der Sinn vom DD-Image ist es halt, sämtliche Rettungsversuche nur noch von einem Image zu machen, auch die Arbeiten mit TestDisk dann - wenn der Datenträger im Verdacht ist gerade kaputt zu gehen, sollte auf ihm halt so wenig wie möglich gearbeitet werden. Das einmalige Ziehen eines Images stellt halt sicher, dass alle Sektoren im Idealfall nur noch einmal gelesen werden.

Ich halte aber menschliches Eingreifen für wahrscheinlicher als einen Defekt. Aber das wird TestDisk besser beantworten.
Ergibt Sinn mit dem Image. Der Witz ist, ich bin mir ziemlich sehr sicher das niemand die Platte auch nur berührt hat nach dem Ausbau. Daher verwundern mich diese Volume-Namen und der "Bestand" Ordner sehr.
 
mach ein image mit dd, mach eine kopie vom image und dann spiel mit der Kopie. Da kannst dann testdisk drüber laufen lassen mit verschiedensten Optionen. Kannst sogar mit chkdsk schauen, ob das Dateisystem repariert werden kann (aber das klappt in der Regel eigentlich eh meistens nicht, da chkdsk eher einfach alle unsauberen Daten wegbügelt, statt wiederherzustellen)
 
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Fipso schrieb:
  • IDE zu USB Adapter verwendet (Windows 10), Gerätemanager erkennt HDD mit korrekter Bezeichnung,
Es gibt die Regel, daß IDE HDDs an einem Controller als Single immer Master sein müssen, so wie an dem USB-2-IDE Adapter. Das steht auch, zumindest in meinen Adaptern, auch so in der Doku.
Fipso schrieb:
  • an alten PC über internen primary IDE connector (Mainboard) und 40 pol ribbon cable angeschlossen
  • als Device-1 (slave) gejumpert
Neuere Controller waren hier gutmütiger, bei alten konnte das schon schiefgehen. Generell gilt das obige, nur ein IDE Gerät (HDD oder CD/DVD) an einem IDE Controller -> immer Master jumpern.
Fipso schrieb:
Fragen: ist die Platte defekt? sind die Partitionstabellen defekt? was bedeutet all das?
Wenn sie richtig defekt wäre, könntest Du gar nicht mehr darauf zugreifen. Daher teile ich die Vermutung der anderen, Magnetisierung hat schlichtweg nachgelassen über die lange Zeit.
 
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rg88 schrieb:
nach knapp 20 Jahren geht halt die Magnetisierung und damit die Daten verloren, wenn man die nie mit Strom versorgt.
Das musst du mir physikalisch erklären: Welchen Einfluss hat es auf die Magnetisierung, wenn die Platte an den Strom gesteckt wird?
 
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Fipso schrieb:
Ergibt Sinn mit dem Image. Der Witz ist, ich bin mir ziemlich sehr sicher das niemand die Platte auch nur berührt hat nach dem Ausbau. Daher verwundern mich diese Volume-Namen und der "Bestand" Ordner sehr.
Das ist schon sehr lange her, und schaust jetzt anders drauf als vor 20 Jahren. Daher, Erinnerungen werden wirklich schnell verfläscht, besonders wenn sie lückenhaft sind, und dann werden sie durchaus falsch ausgefüllt. Daher, hinnehmen und akztepieren, daß man es damals nicht bemerkte.
Ergänzung ()

ildottore schrieb:
Das musst du mir physikalisch erklären: Welchen Einfluss hat es auf die Magnetisierung, wenn die Platte an den Strom gesteckt wird?
Da verwechselt der Kollege das vermutlich mit SSDs. Die Oberfläche der Magnetscheiben würde hier auch nur mit einem neuen Rewrite die Magnetisierung aktualisieren. Meines Wissens nach frischt ein nur Lesen das Magnetfeld der Scheiben nicht auf.
 
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Fipso schrieb:
Kann TestDisk selbst den Part von dd übernehmen und Dateien lesen? so habe ichs gerade gelesen.
Ja, man kann mit TestDisk ein sogenanntes dd-image erstellen. Leider habe ich am Rechner, von dem aus ich tippe, kein TestDisk, sonst könnte ich dir sagen wo und wie das geht. Danach kann kann man mit TestDisk das Image auch wieder öffnen. Das ist schon etwas her, aber irgendwie aus der Erinnerung hat TestDisk mit dem Paramter des Image-Namens gestartet oder ähnlich. Ich müsste gucken, aber das habe ich schon mal gemacht und hat geklappt.
 
Danke erstmal für eure Antworten, und das so schnell!

@Wilhelm14 wäre nett, wenn du das einmal erklären könntest, da du das schonmal gemacht hast. Sonst muss ich ja zusätzlich ein Unix bedienen für dd.
 
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dd ist nun wirklich nicht kompliziert:
Code:
dd if=/dev/dvd of=/pfad/wo/das/Image/hin/soll/Image.img bs=1M noerr,sync status=progress
bei der Bocksize bs kann man heute auch in dem höheren MB Bereich gehen, wo z.B. SSDs und NVME SSDs wesentlich schneller lesen können.
Ergänzung ()

Wilhelm14 schrieb:
Ja, man kann mit TestDisk ein sogenanntes dd-image erstellen.
Nope Du kannst ein dd Image damit lesen, aber nicht erstellen, die Doku verweist auf Linux wie auf Windows dd.
https://www.cgsecurity.org/wiki/Image_Creation
 
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nutrix schrieb:
Nope, die Doku verweist auf Linux wie auf Windows dd.
nö, lies mal genau:
"In the Advanced menu, Image Creation lets you image a partition to a file named image.dd."
 
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Korrekt, war ich wohl zu schnell, und es funktioniert gut, habs gerade getestet. Hab ich bisher auch so noch nicht wahrgenommen geschweige denn verwendet.

@Fipso
Du mußt Dich nur durch die Menüs hangeln und dann Advanced wählen, dann siehst Du unten rechts das Image Creation. Du solltest natürlich vorher ein korrektes freies Ziellaufwerk für die Datei auswählen.
1694039239473.png
 
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laut Dokumentation von TestDisk müsste das der "ddrescue" command sein?!
 
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Ja, das ist im Prinzip nur ein erweitertes dd.

Aber mal ehrlich, Du hast Dir nie die alten Dateien darauf mal woanders vorher weggesichert? Sind das so einzigartige Dateien, die Du da brauchst? Heute fliegt doch so viel im Netz rum, da lohnt sich das Recovern von Dateien, die da früher millionenfach geteilt wurden, nicht mehr.

@Kollegen

Helft mir bitte mal auf die Sprünge, es gibt irgendwo ein Tool für Windows zur Imageerstellung von Datenträgern, wo man sogar das dd-Format als Ziel ausgeben konnte. Ich finde das gerade nur nicht mehr.
 
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nö, die Dateien sind nicht wirklich wichtig oder besonders. Sonst hätte ich sie über weitere Datenträger in die Zukunft transportiert, und ich glaube das habe ich auch getan.

Mich interessiert aber brennend, was auf der alten HDD drauf war und ohne das Wissen kann ich nicht gut schlafen! ich habe Spaß daran mich damit zu beschäftigen.
 
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