News Linux: Canonical will an die Börse

fethomm

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Mark Shuttleworth, Gründer und CEO von Canonical, möchte sein bisher privat geführtes Unternehmen für einen Börsengang vorbereiten. Wie er in einem Interview auf dem Open Stack Summit mitteilte, musste er dafür unprofitable Bereiche seiner Firma schließen. Einen Termin für den geplanten Börsengang gibt es noch nicht.

Zur News: Linux: Canonical will an die Börse
 
Profit steht nun vor den Interessen der Kunden. Gerade bei open source Produkten nichts gutes. Der Ruf von Ubuntu hätte kaum schlechter sein können, aber jetzt werden wohl die meisten, denen so etwas wichtig ist, abspringen.
 
@sdo Inwiefern hat Ubuntu einen schlechten Ruf?

Der Schritt sich wieder stärker auf das Kerngeschäft zu konzentrieren könnte doch durchaus positiv für Endnutzer sein
 
So, also kann man auch sagen, dass Linux zum Verkauf steht.
 
sdo schrieb:
Profit steht nun vor den Interessen der Kunden. Gerade bei open source Produkten nichts gutes. Der Ruf von Ubuntu hätte kaum schlechter sein können, aber jetzt werden wohl die meisten, denen so etwas wichtig ist, abspringen.

Wie sich das im Endeffekt bei Canonical auswirkt (falls sie es überhaupt an die Börse schaffen) bleibt abzuwarten. Generell denke ich nicht, dass Börsengänge von Linux-Outfits dem Ökosystem Freie Software schaden, eher im Gegenteil. Wenn deine These richtig wäre, dürfte Fedora eigentlich keine Nutzer haben.
 
Ich war noch nie ein großer Freund von Ubuntu.
Irgendwie fühlte ich mich mit Ubuntu immer wie mit dem Apple der Linuxwelt.

Für ein Rechenzentrum ist das nichts und jetzt auch noch der Börsengang?
Börsengang bedeutete bislang bei ausnahmslos jedem Unternehmen, dass mir bekannt ist Kernkompetenzen zu entlassen und mit jedem erdenklichen Mittel Gewinn zu erwirtschaften. AGs haben keinen wirklichen Qualitätsanspruch mehr, sie haben den Anspruch den Aktionären Umsätze zu präsentieren.

Damit ist Suse wohl das einzige Linux, das mit Enterpriseprodukten für den Rechenzentrumsbetrieb zur Verfügung steht.
 
DonFab schrieb:
@sdo Inwiefern hat Ubuntu einen schlechten Ruf?
Die ganzen Canonical-Sonderwege waren durchaus umstritten, die CLAs erfreuen sich keiner großen Beliebtheit und die Amazon-Spyware kam auch nie gut an. In Kombination mit den großen Versprechungen der letzten Jahre, bei gleichzeitigem Stillstand, hat der Ruf schon etwas gelitten.

So kriegt man dann halt ein etwas benutzerfreundlicheres Debian und Software von der Stange (GNOME statt Unity etc.). Damit bleibt Ubuntu zwar langweilig, was natürlich aber nicht unbedingt das schlechteste sein muss.

Canonicals größte Alleinstellungsmerkmale auf dem Desktop werden dann wohl Snap und der dazugehörige Appstore, wo kommerzielle Software angeboten werden soll.
 
Zuletzt bearbeitet:
Lübke82 schrieb:
So, also kann man auch sagen, dass Linux zum Verkauf steht.

Das ist natürlich grober Unfug.
Nur weil Canonical an die Börse geht, heißt das ja nicht, dass die GNU/Linux ihre Seele auch verkaufen.

Kann mir vorstellen, dass in Ubuntu dann wieder so Sachen wie die Amazon-Suche/Affli-Links Einzug finden.

Für alle denen das nicht gefällt, die suchen sich halt eine andere Distro aus.
Gibt ja nicht nur eine :).
 
RAID 0 schrieb:
Die ganzen Canonical-Sonderwege waren durchaus umstritten, die CLAs erfreuen sich keiner großen Beliebtheit und die Amazon-Spyware kam auch nie gut an. In Kombination mit den großen Versprechungen der letzten Jahre, bei gleichzeitigem Stillstand, hat der Ruf schon etwas gelitten.

So kriegt man dann halt ein etwas benutzerfreundlicheres Debian und Software von der Stange (GNOME statt Unity etc.). Damit bleibt Ubuntu zwar langweilig, was natürlich aber nicht unbedingt das schlechteste sein muss.

Naja, da hat Debian (und vor allem deren engere Hintermänner) seinen Namen bei dem ganzen Systemd-Streit deutlich mehr durch den Dreck gezogen und dabei dank inkompetenter Presse auch gleich noch die Linux-Community selbst runter gezogen.
 
Schnitz schrieb:
Naja, da hat Debian (und vor allem deren engere Hintermänner) seinen Namen bei dem ganzen Systemd-Streit deutlich mehr durch den Dreck gezogen und dabei dank inkompetenter Presse auch gleich noch die Linux-Community selbst runter gezogen.

In Sachen Entscheidungsfindung Systemd bei Debian war gefühlt die Hälfte des Aufruhrs von Canonical verursacht. Deren Mann in Debians Technichem Comitee, dem letztlich die Entscheidung oblag, war offensichtlich angehalten, Sand ins Getriebe zu streuen und im Endeffekt Upstart zum Sieg zu verhelfen. Das hat zum Glück nicht geklappt.
 
Die Frage ist, verdient Canonical überhaupt Geld? Für mich sieht das nach Kasse machen aus oder warum will man an die Börse? Um zu wachsen! Klar, aber Canonical steht ja nicht mehr gerade am Anfang und ist schon recht bekannt und etabliert. Da würde ich mir eher Red Hat Aktien kaufen, aber das ist nur meine Meinung. Dachte ja auch das FB kein Geld verdient und hab mir die Aktie nicht geholt ... heute würde ich rückblickend anders entscheiden.
 
Wenn solche Unternehmen an die Börse gehen, gehts immer darum mehr Geld von "Gläubigern" zu holen. MMn gehen Solche Unternehmen nur an die Börse, um den jetzigen Anteilseigner ein kräftigen Bonus zu beschaffen.

Kurze Frage, gehen die nur an die Wallstreet oder auch International?
 
D708 schrieb:
Kurze Frage, gehen die nur an die Wallstreet oder auch International?
Das ist alles noch völlig unklar und wird sich wohl erst nach der anstehenden Finanzierungsrunde herauskristallisieren.
 
Artikel schrieb:
Telekommunikationsunternehmen wie die Deutsche Telekom, AT&T und NTT nutzen für künftige Entwicklungen ebenfalls auf Canonicals Software und Know-How.
In dem Satz stimmt etwas nicht... :cool_alt:

Zum Inhalt:

Auf der einen Seite finde ich es gut, wenn sich Open Source Software am freien Markt behaupten muss. Dazu gehört auch die Börse (siehe auch das Beispiel Red Hat).

Sobald mit einer Sache aber Geld verdient werden soll (und das ist bei einem börsennotierten Unternehmen der Fall, andernfalls könnte man ja weiterhin als AG firmieren und lediglich Anteile "privat" verkaufen ohne eben öffentlich gehandelt zu werden) ist das so eine Sache: Plötzlich steht nicht mehr die beste Lösung zur Debatte sondern eine Kosten-Nutzen-Rechnung: "Wir haben Problem X, eigentlich müsste man, wenn man es richtig lösen wollen würden, Y machen, aber Y müsste komplett neu entwickelt werden und überhaupt, lass uns lieber aus ein X ein Z machen bis es nicht mehr geht".

Ich würde sogar soweit gehen und behaupten: Hätte es kein Red Hat gegeben, hätten wir heute auch kein systemd. Ob das nun gut oder schlecht wäre, soll jeder für sich selber entscheiden. Aber Fakt ist: Systemd wurde durch Red Hat finanziert und durchgedruckt. Gegen jeden Widerstand. Sicherlich nicht nur, weil man 100% davon überzeugt war sondern auch weil es darum ging chkconfig und Co. abzulösen etc. und man irgendwann genug Geld reingesteckt hatte und es wirtschaftlich nicht mehr vertretbar gewesen wäre Dinge aufzuschieben. Dank kommerzieller und freier Distributionen die alle unter Red Hats Einfluss stehen konnte man dann auch gleich einen gewissen Druck aufbauen.

Aber um das gleich zu sagen, weil hier schon die "Sonderwege" von Ubuntu kritisiert werden: Genau das macht freie Software aus und liebe ich an ihr: Irgendjemand sieht ein Problem (damit kann er oder sie auch ganz alleine sein) und bastelt sich eine Lösung. Jemand anderes sieht diese Lösung und denkt sich "Genial! Das hilft mir auch" und beginnt diese Lösung auch zu nutzen. Eine dritte Person wird darauf aufmerksam, sieht weitere Möglichkeiten, erweiterter die Software für seine oder ihre Ansprüche und wir haben ein "Gemeinschaftsprojekt".

Am Ende entscheidet (bis auf Ausnahmen, siehe oben) der Nutzer, was sich durchsetzt. Wobei das auch nicht immer klar ist: Manchmal gibt es mehrerer Lösungen die eigentlich das gleiche Ziel haben, aber anders erreichen. Und auch das ist toll an freier Software: Die Auswahl. Das mag den Nutzer zwar manchmal überfordern (ffmpeg vs. libav etc.) aber das interessiert an der Stelle nicht. Wenn es um Einheitlichkeit ginge bräuchte man auch nur eine einzige Distribution.

Im Falle von Ubuntu gibt es aber ein paar Dinge die in mir aufstoßen: Ubuntu ist für mich Oracle unter den den Distributionen. Erinnert sich bspw. noch jemand an die Aufforderung von Ubuntu von vor knapp 2 Jahren an diverse Hoster doch bitte schön Geld für die Nutzung von Ubuntu abzudrücken oder Sponsor des Projekts zu werden? Kann man prinzipiell ja gut finden (wer etwas freies kommerziell nutzt und nichts außer Geld halt, soll halt Geld zum Projekt zurück geben), aber ein Geschmäckle hatte das (Bis 100 phy. Server $95.000 / Jahr usw). Zumal: Was wäre Ubuntu ohne Debian? Jetzt kann man argumentieren und sagen "Red Hat klaut evtl. von keiner anderen Distribution, aber letztendlich liefern die nur fremde, freie, Software aus, womit sie Geld verdienen und geben an die Projekte zumindest kein Geld zurück". Aber am Ende ist die Beziehung zu Debian eine andere: Das Geschäft von Ubuntu würde implodieren, könnte man plötzlich keine Debian-Pakete mehr nutzen. Im Vergleich zu OpenSuSE oder Red Hat ist Ubuntu eben immer noch zu klein bspw. hat mehr Marketing/Sales-Leute als Leute welche die echte Arbeit leisten.

Schauen wir mal, wo die Reise hingeht. Ich bin gespannt wie Canonical sich selbst anpreisen wird. Dann wird man sehen wo das Unternehmen die Vorteile in sich sieht und welche Produkte man für wichtig hält. Am Ende waren die letzten Projekte alle nur Flops. Bleibt zu hoffen, dass der Börsengang aus freien Schritten geschieht und nicht der letzte Ausweg ist, weil dem Unternehmen das Geld ausgeht...
 
Da bin ich ja mal gespannt was aus Ubuntu nach einem börsengang wird. Wäre mir aber genau wie bei facebook vor allem an anfang zu riskant da zu investieren. Google (Alphabet) aktien z.b. Sind mir da doch eine sicherere Gelddruckmaschiene.
 
Das ist doch wenigstens mal konsequent.
Canonical war schon lange auf dem kommerziellen Pfad.
Ich hoffe nur, dass jetzt auch das Geseiere mit Gemeinschaft, Menschlichkeit und Teilen aufhört.
Was heißt eigentlich Profistreben auf Zulu. Ein neuer Name wäre doch auch nicht schlecht.:evillol:
Was Desktop und Phone angeht, so wäre das sehr viel günstiger und erfolgreicher gewesen, wenn man nicht gegen die Gemeinschaft entwickelt hätte.

Debian macht es halt nicht für Geld und das ist auch gut so. Allerdings ist ohne Debian ein Ubuntu nicht möglich.
Was bekommt eigentlich dann Debian vom bevorstehenden Börsengang?
Interessant wird es wenn jetzt die User Ubuntu den Rücken kehren, keine Lust mehr haben die sehr gute Ubuntu-Wiki zu pflegen und Distributionen wie Mint sich zukünftig an Debian orientieren werden.

Aber was solls.
Ich denke, dass Shuttleworth das Ding jetzt an der Börse zu Geld machen wird und sich dann schnell anderen Projekten zuwendet.
 
Canonical hat beträchtliche Wachstumsraten im B2B Bereich vorzuweisen und das ist dann wohl auch der Hauptgeschäftszweig, wo Geld hauptsächlich mit Support und dem Fertigen von Lösungen verdient wird.
Redhat macht es vor, wie es geht, trotzdem erfreut sich Fedora großer Beliebtheit. Beispiele gibt es viele, es ist sogar im Gegenteil sehr begrüßenswert. Fix angestellte Programmierer sind nun einmal produktiver und betrachtet man zudem noch, wie viele Firmen zum Kernel beisteuern (da ist sogar vereinzelt Microsoft dabei) so ist das doch alles eine gute Nachricht.
Intel und Redhat sind die Top-FIrmenkontributoren zum Linux Kernel, und die machen das nicht aus Nächstenliebe, sondern weil es ihrem Geschäft genauso nützt.
Also Top Aussichten!
 
Das Ubuntu den ein oder anderen Sonderweg jetzt endlich mal zu Grabe getragen hat finde ich persönlich erst mal positiv. Auch wenn man natürlich der Meinung sein kann das es Projekte gibt die erst richtig an Fahrt gewonnen haben als Canonical einen "Konkurrenten" vorgestellt hat.

Letztendlich hat sich dann doch alles zum guten gewendet und wir haben mit systemd und wayland genau das bekommen was alle wollten. :-)

Das Canonical an die Börse geht halte ich mal vorsichtig gesagt für eine "Absichtserklärung" und mehr nicht. Die Zeiten des .com-Hype sind lange vorbei und viele haben daraus gelernt. Da wird man schon sehr genau hinschauen ob sich ein "Börsengang" lohnt und ob der "Markt" ein solches Unternehmen annimmt.
 
Mr_Tee schrieb:
Die Frage ist, verdient Canonical überhaupt Geld? Für mich sieht das nach Kasse machen aus oder warum will man an die Börse? Um zu wachsen! .

Im Artikel steht recht genau womit Canonical Geld verdient ;)

Ggf will Shuttleworth die Firma einfach verkaufen weil sie Geld macht und er nicht mehr die Verluste von Canonical mit den Einnahmen seiner anderen Aktivitäten verrechnen kann.

Schau mal wo der Mann seinen Wohnort gemeldet hat ;)
 
Weder für OpenStack noch für Kubernetes würde ich Canonical nennenswerte Lorbeeren zuschreiben und beide benötigen kein Ubuntu als Unterbau. Im Unternehmensbereich stoße ich zumindest in Deutschland fast ausschließlich auf RHEL und SLES und wenn man nicht auf den Support angewiesen ist und ohnehin seine Infrastruktur automatisiert verwaltet (leider ist D hier gefühlt Entwicklungsland), kann man relativ leicht den Unterbau austauschen. Gesegnet sind natürlich die, die alles schon in Containern haben und somit z.B. auf CoreOS ausweichen können.

Canonical bleibt ein Möchtegern-Red-Hat, nur dass sie nicht annähernd so nützlich für die Welt sind. Ubuntu wird für mich immer bloat on top of Debian bleiben.
 
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