#116
"migranten tun dies und jenes, egal woher sie kommen und wohin sie gehen " es ist also eher eine beschreibung der Rolle "migrant" in einem beliebigem Land".da hätte ich garkein Problem mit, egal wie hart die fakten liegen.
Nein. Das schreibt auch wiederum Herr Sarrazin nicht. (jetzt muss ich schon wieder tiefer in die Materie, aber nun gut) Herr Sarrazin beschreibt und spricht Menschen an, und das macht er sogar in einigen Sätzen deutlich, die nach Deutschland immigrieren aber nicht integrieren. Nicht eine Assimilation, die ja sämtliche kulturellen und religiösen sowie gesellschaftlichen Vorerfahrungen zu nichte machen. Sondern einfach in ein Land ziehen und sich dort nach den dortigen Gesetzen regelkonform verhalten. Die sich dem Gastland sprachlich sowie kulturell nähern und sich anpassen. Und das in jedem Land dieser Erde. Ich ziehe nach Australien? Dann muss ich die dortigen Gesetze kennen und anwenden sowie Englisch sprechen. Ich ziehe in die Türkei? Dann muss ich mich den dortigen Gesetzen unterordnen und türkisch lernen. Ich ziehe nach Deutschland? Dann muss ich mich an die Gesetze halten und deutsch lernen. In jedem Land dieser Welt ist das eine Grundvoraussetzung. Fordert man so etwas in Deutschland ,ist man Rassist. Es werden hierbei jedoch von Herrn Sarrazin nicht "die Migranten" sondern die "unwilligen Migranten" als Problem angesehen. Und zwar zum einen Grund, weil sie sich nicht anpassen
wollen, was die Eigenleistung betrifft. Aber weil sie sich auch nicht anpassen
müssen und das wiederum schlägt eine Kerbe in die Kompetenz der Politik und des Staates. Es gibt in Deutschland, und das nicht nur in Berlin, Viertel und Gebiete, in denen nur ausländisch (völlig egal welche Sprache) gesprochen wird, in denen es passende Schulen gibt, in denen es passende Geschäfte gibt, in denen die Mitarbeiter auf Ämtern Fremdsprachen beherrschen, in denen die Personen einen in sich geschlossenen Kreis bilden. Das ist keine Integration, das ist eine Parallelgesellschaft, und die wäre in keinem anderen Land der Welt gewollt oder anzustreben. Warum auch?
und das ist für mich ganz eindeutiger Rassismus, der lediglich die Xenophobie als "sachlichkeit" tarnt.
So wie du es beschrieben hast, wäre es Rassismus. Denn dann wäre ja "der Migrant" automatisch ein anarchischer Mensch mit keinem Hang zum leben in Deutschland, sondern in einer der Parallelgesellschaften ohne sich in irgend einer Weise anzupassen. Das macht er in den Büchern jedoch nicht. Sarrazin schreibt sogar, dass es genug erfolgreiche immigrierte Menschen gibt. Dass es Familien gibt die sich anpassen. Dass es Menschen gibt, die sich bemühen, um hier zu leben, zum einen nicht ihre Wurzeln vergessen, sich aber an die hiesigen Gesetze halten. Um alle diese Menschen dreht sich aber das Buch nicht. Und das wurde auch klar geschrieben.
#117
Mir. Es hilft mir ungemein, vor allen Dingen bei den Büchern, die ich jetzt wiederum lese zum Thema Gesellschaft und Beeinflussung, denn was mich antreibt sind Ungerechtigkeiten jeglicher Art. Wenn es nur 10 Leute hier auf CB interessiert, dann reicht mir das schon. 2 Personen würden mir schon reichen, dann wäre das hier aber ein Dialog, was eher nicht so sein sollte. Jeder Post bringt aber ein kleines Stück vom Puzzle mit. Mal ein Randstück, mal nen Stück Himmel, und mit etwas Glück eine kleine Ecke.
#118
Die von Sarrazin gewählten Grundlegungen und Interpretationen schieben ihn aus sicht der Migratipnsforschung ganz klar in eine (alltags-)rassistische Ecke - hätte er die Migrationsdebatte verfolgt, und sich nicht nur gewundert, dass die Integrationsdebatte nicht mehr geführt wird, hätte er das erkennen können.
Tun sie nicht, er ist nicht rassistisch. Na also hat er was geschafft, dass die Diskussion geführt wird. Wieso wird das Thema denn nicht mehr besprochen? Ist denn alles ausführlich erwogen worden und wurde das Problem denn gelöst? Hat man eines seiner Themen denn dazu benutzt, die Faktenlage zu prüfen und Ideen eingebracht dem entgegenzuwirken? Was ist seitdem passiert, außer dass Sarrazin und das Thema "Rassismus" wieder dick und fett zu lesen war?
"Ach Mist ... jetzt geht die Assimilationsdebatte wieder los - WIR SIND DIE DEUTSCHEN, SIE WERDEN INTEGRIERT, WIDERSTAND IST ZWECKLOS!!!!".
Und für mich ist die Frage da: Wenn ich in ein anderes Land ziehe, es ist völlig belangslos welches, habe ich das Recht, dort mein Leben so zu leben, wie ich es will, oder muss ich mich zum einen an die Gesetze halten, zum anderen, um am sozialen Leben teilzuhaben, die Sprache erlernen?
Leider kümmert sich der Staat viel eher um die, die irgendwie nicht so funktionieren, wie das hier erwartet wird, als um die, die mit ein wenig Hilfe voll integrierbar wären.
Also kümmert sich der Staat ja nicht um
alle. Um
alle brauch er sich ja auch nicht kümmern. Weil die, die sich integrieren und integrieren lassen kein Problem sind. Das was Sarrazin schreibt. Die
wollen aktiv in Deutschland leben und bemühen sich daher auch.
Und deswegen lehne ich das Buch ab - Sarrazin ist mir dabei ziemlich wurst, das ist für mich nicht viel mehr, als eben ein Publizist, der sein Heil in der Massentauglichkeit sucht.
Das akzeptiere ich auch, wenn du diese Meinung vertrittst. Wie geschrieben, er hat Fakten genannt und sie nach seinen Ansichten ausgewertet. Dass das niemals so fundiert wird, wie von einem Prof. Dr. der sich mit diesem Thema noch tiefer auseinandergesetzt hat ist klar. Jedoch muss den Prof. Dr. erst einmal jemand verstehen. Ich gebe gerne zu, dass ich einige Bücher rein aus der Erzählweise der knochentrockenen Fakten weglegen muss. Weil mir darin zu viele Fachbegriffe auftauchen, die ich dann erst suchen muss, und mich dann erkennen lassen: Warum schreibt der Heini das nicht so, damit es jeder versteht? Das ist subjektiv, und es ärgert mich, es ist bei mir Emotionsbelastet, weil ich öfter denke: Diese Themen sollte jeder einmal durchkauen, dann versteht man sein Gegenüber viel besser. Aber wie soll der "normale Bürger" das Kauderwelsch verstehen? Sarrazin hat das Thema wieder ins Rollen gebracht, es hätte auch ein Prof. Dr. machen können. Aber ein Prof. Dr. wäre eben nicht in die Medien gekommen.
Die Aussage "er macht nichts schlimmer[...]" klingt für mich nach sehr viel Wohlwollen für Sarrazin.
Nehmen wir an, er hieße Schröder. Es würde nichts an den Fakten ändern. Und es würde nichts daran ändern, dass diese Diskussionen wieder aufkeimen und zwar bei einem größeren Teil, bei Menschenmassen als bei kleinen Diskussionsrunden an Fachtischen. Ein Thema totzuschweigen und dann ganz langsam versiegen zu lassen löst nunmal die vorhandenen Probleme nicht. Nehmen wir einfach ein anderes Beispiel: Die Staatsschulden. Nur weil die nicht jeden Tag in den Medien auftauchen, sind die nicht weniger ein Problem für Deutschland und jedes andere Land auch. Die Diskussion darüber wäre sicherlich auch für viele Menschen interessant, auch wie diese Mechanismen gegeneinander drücken und so Steuersenkungen ein Todeskriterium für Schuldenabbau sind.
Jemand kann eine andere Meinung zu Sarrazin haben. Meine Meinung dazu, jemanden deswegen sozial in die Ecke zu stellen und zu entsozialisieren, oder entmenschlichen, ich finde, perönlich, dass dies niemandem wiederfahren soll. Man kann anderer Meinung sein, man kann andere Fakten bringen und andere Schlüsse ziehen. Persönlich die Menschenrechte der Person angreifen ist für mich nicht in Ordnung.
Außerdem, jemand der auch nur "Fakten" sammelt, hat da ein "hübsches" Video zusammen geschnitten. Aus unterschiedlich alten TV-Beiträgen, verschieden TV-Sender. Das widerlegt eigentliche deine These:
Wir können die Schuld
nicht nur bei den Menschen sehen, wir können die Schuld
nicht nur bei der Politik sehen. Es ist alles immer miteinander verbunden und nicht so einfach zu trennen. Die dort im Video enthaltenen "Fakten" beruhen auf was? Ebenso werden im Video subtile Fragen gestellt, die eben
nicht hilfreich sind, weil sie keine Lösungen anbieten, die es den Menschen ermöglicht hier zu leben, sondern einzig versucht der Masse polarisiert beizubringen, diese Menschen aus Deutschland zu werfen.
Um hier noch einmal die Kurve zu kriegen zum Thema:
Wenn dieses Problem der Integration, der Assimilation, der Beschreibung der Probleme durch Fakten, und der anschließenden Wertung/Meinung von Herrn Sarrazin in seinem Buch nicht stattgefunden hätte, so hätte es dieses Thema überhaupt nicht in die Medien geschafft. Ein Prof. Dr. oder ein wirklich mit dem Thema fundierter Wissenschaftler hätte keine Plattform bekommen für eine solche Diskussion, mag sie 10 oder 20 Jahre weiter sein als es Herrn Sarrazins Meinung ist.
Allein Themen dadurch totzuschweigen, vor den Massen zu hemmen, ist empörend, denn die Probleme gibt es ja, nicht nur bei Immigration (in
allen Ländern dieser Erde), sondern auch bei Staatsverschuldung, EU-Gesetzen, Sozialversicherung, Stompreiserhöhungen und und und. Dabei werden dem Bürger ein paar Brocken hingeworfen, sodass er sich keine Meinung bildet, sondern die Meinung annimmt. Hat er sie angenommen, muss man sie mit Emotionen dermaßen beladen, dass diese Meinung automatisch bei Erwähnung die passende Emotion auslöst. Nach dem klassischen pavlovschen Reflex heraus wird der Mensch dann bei erwähnung des Themas automatisch die Meinung präsentieren, ohne überhaupt einen Gedanken daran verschwendet zu haben, löst es ja eine Emotion aus.
Ich sehe es, immer noch, als hochgradig gefährlich für den Großteil der Menschen an, sie dermaßen zu manipulieren. Und auch für gefährlich, dass sie sich manipulieren lassen.