Geschönt sind die Zahlen nicht, aber man muss sie einzuordnen wissen.
Ich bin einer derjenigen, die Microsofts Niedergang sehen. Nicht heute, nicht morgen, aber in diesem Jahrzehnt. Niedergang bedeutet dabei nicht, dass Steve Ballmer dann mit dem Hut an der Straße steht, sondern vielmehr den Verlust an Bedeutung. Denken wir zehn Jahre zurück. Damals war Microsoft der alles bestimmende und gefürchtete Big Player, mit dem man sich besser nicht anlegt.
Microsoft war damals unangreifbar. Linux scheiterte Jahr um Jahr auf dem Desktop, Firmen wie Samsung, Apple oder Google wurden damals allenfalls belächelt. Genau das hat sich gewandelt. Microsoft hat über Jahre immer wieder Trends verschlafen, die ihre Zukunft nach Windows und Office hätten sichern können.
Erst versäumte man den Boom des Internets, bekam keinen Tür in die Onlinewerbung, später bei Portalen, Diensten und Webservices, man unterschätzte den Boom der Multimedia um die iPods, dann den Siegeszug der Smartphones und Tablets und nun steht man wieder nur da und hat das, was man schon immer hatte: Windows + Office. Die xBox lasse ich mal bewusst außen vor, weil sie die einzige Sparte ist, die kaum einzuschätzen ist. Tendentiell ist sie aber ein Hoffnungsträger.
Der radikale Schwenk auf Windows 8 und all seine Derivate birgt ein enormes Risiko, welches in diesen Quartalszahlen nur ansatzweise abzulesen ist.
Fakt 1: Trotz neuem OS kein Wachstum (die Zuwächse wurden durch Bilanzierungskniffe erzielt)
Fakt 2: Keine Zahlen zu Windows 8 und Co
Fakt 3: Geld bringen die alten Produkte, nicht die neuen
Die Businesslandschaft wird Microsoft noch auf Jahre hinaus treu bleiben. Es gibt schließlich kein Konkurrenzprodukt, welches auf Server wie Desktop auch nur ansatzweise Windows ersetzen könnte. Office ist ebenso unantastbar. Hier wird Microsoft noch lange gutes Geld verdienen können.
Die Privatkunden kehren Microsoft schon jetzt den Rücken. Zwar hat man auf dem Desktop neben OS X keine ernsthafte Alternative, aber die Verbraucher kaufen dann eben keine Desktops mehr. Die Einbrüche bei Intel und AMD zeigen, dass der Markt ab jetzt nur noch kleiner werden kann. Es sind schlicht zu viele Spieler auf dem Markt, mit denen man sich die Ausgaben der Kunden teilen muss. Apple, die ebenfalls so ihre Probleme haben, verkauft das iPad immer noch wie geschnitten Brot und Google verkündet Quartal für Quartal neue Rekorde bei Androidaktivierungen. Daneben ist ein neuer Gigant namens Samsung aufgetaucht, der Milliarden schöpft, vorwiegend aus dem Privatkundensegment und genau dieses Geld fehlt dann beim Kauf von Notebook und Co.
In den Zahlen von Microsoft ist so etwas wie die Spitze der Kurve erkennbar. Ich behaupte, ab jetzt geht es bergab. Ganz ähnlich geht es auch Apple, die sich mindestens ein Jahr zu lang auf dem Erfolg ausgeruht haben. Anders als bei Microsoft aber ist der grundsätzliche Kurs bei Apple eingeschlagen. Sie haben mit iPhone und iPad immer noch die stärksten Marken im Mobilbereich und benötigen jetzt so etwas wie einen Befreiungsschlag.
Dieser Befreiungsschlag war bei Microsoft Windows 8. Wie man so schön sagt, sie haben die Hosen schon herunter gelassen. Doch es passiert nichts. Die Kunden sind skeptisch, die Presse ebenso. Die Geschäftskundenwelt wird auf Jahre hinaus Windows 7 die Treue halten, weil sie die Wahl haben (Anekdote am Rande: mein Bruder betreibt ein kleines Systemhaus; Anfragen zu Windows 8 seit Release von Geschäftskunden: 0).
Diese Wahl haben die Privatkunden nicht. Die sehen in den Geschäften und Onlinestores nur noch Windows 8 und das gefällt ihnen nicht. Geräte werden im Schnitt teurer, weil sie Touchscreens haben, viele verstehen schlicht die Oberfläche nicht und vielleicht tut es das alte Gerät ja noch eine Weile. Da schaut man sich im Elektromarkt doch mal die Tablets an. Android und iOS kennt man schließlich, weil man es seit Jahren schon auf dem Smartphone einsetzt und für Surfen, Mailen, Facebook und Spielen ist das doch ideal.
Hier und jetzt ist die Umbruchzeit, in der Kunden Tablets in Erwägung ziehen und auch kaufen. Doch hier und jetzt kann Microsoft kein Produkt anbieten, das die Kunden haben wollen. Sie haben schlicht nichts in der Hinterhand. Windows 8 Notebooks für 499€ bleiben im Regal liegen, wenn das sexy iPad dasselbe kostet und die Androiden sogar noch einen Hunderter weniger. Die bisherigen Windows 8 Tablets werden vom Negativimage des großen Bruders sogar hinter gezogen obwohl sie eigentlich sehr solide Geräte sind.
Hier zeigt sich, dass Microsoft die Sache strategisch falsch angegangen ist. Mit der Keule hat man versucht, Windows 8 in den Markt zu hauen anstatt sich Gedanken darüber zu machen, warum das iPad einen solchen Erfolg hat.
Was das Ganze nun mit dem Quartalsbericht zu tun hat? Nun, ich sehe die Zahlen durchaus positiv, aber Microsofts Ausblick auf die Zukunft nicht. Man ist längst vom Jäger zum Gejagten geworden. Apples Quartalszahlen werden auf den ersten Blick wahrscheinlich schlechter ausfallen (ich rechne mit einem Umsatzeinbruch um 10%), aber ihr Ausblick ist besser.