@ DerHechtanlger:
Wenn man einerseits nichts über das Aussterben der Dinos weiß, die sich aufgrund einer zu drastischen Klimaänderung eben nicht mehr anpassen konnten (gut erforscht) und andererseits sein Faktenwissen lieber auf die 0,03% "Gegenstudien" stützt als den 99,7% Konsens der Wissenschaftler*innen weltweit, dann muss man aber auch nicht mehr als Argumentationspartner ernst genommen werden. Argumentieren bedeutet übrigens etwas anhand von sachlichen und logischen Gründen darlegen und unterscheidet sich genau dadurch vom Meinung bekanntgeben.
Warum sich immer mehr Menschen dem rationalen Diskurs verschließen verstehe ich ehrlich gesagt nicht, aber es ist jedenfalls für unsere Gesellschaftsordnung (Demokratie, liberale Werte, Mündigkeitsprinzip) eine große Gefahr. Mögliche Gründe aus meiner Sicht:
- falsch verstandenes Popper-Prinzip (ja, die Wissenschaft kann sich irren, aber es ist erst vernünftig etwas anderes zu glauben, als die vorherrschende Lehrmeinung, wenn es dafür gut gesicherte Beweise gibt und etablierte Theorien werden auch sehr selten falsifiziert - manchmal erweisen sie sich für Sonderfälle als unzulänglich, aber selten als komplett falsch)
- Meinungsverständnis (das kann man so oder so sehen) wird fälschlicherweise auf Naturwissenschaften angewandt
- Fehlende Kritikkultur (fängt schon in der Schule an), es wird verabsäumt falsche Dinge richtigzustellen, weil man ja niemanden beleidigen möchte. Dabei wäre es sehr wichtig, dass man frühzeitig auch lernt Kritik dann anzunehmen, wenn die Argumente besser sind und die Beweislage erdrückend (siehe anthropogener Klimawandel). Im schlimmsten Fall gipfelt das in den Flacherdlern, aber es gibt wohl auch da einige Europäer (leider) die sich das ansehen und ins Grübeln kommen, ob die Erde nicht doch eine Scheibe sei.
- kein Verständnis von Wahrscheinlichkeitswissen (die meisten Leute glauben ja auch, dass "psychologische Werbetricks" nur bei anderen wirken, aber nicht bei ihnen selbst). Hier fehlt vor allem die Erkenntnis, dass Wahrscheinlichkeiten Faktenwissen darstellen, sie sind nicht "beliebig" und es lässt sich mit ihnen auch die Natur abbilden (inklusive Vorhersagen). Alle Prozessoren in modernen PCs und Smartphones arbeiten damit.
- natürlicher Hang des Menschen nach mythischen Erklärungen, weil die irgendwie spannender sind
- Underdog-Mentalität
- Ablehnung von Wissen, wegen eines schlechten Gewissens
Die Wissenschaft, der ihr hier nicht glauben wollt ist diejenige die euch alles ermöglicht, vom GPS-Satelliten, Handy, über das Internet, die Waschmaschine, die Heizung, die Bauphysik wo du lebst etc. Alles nach denselben Prinzipien der Physik theoretisch beschrieben, erforscht, etc. Das Modell beschreibt die Natur und bildet sie so gut ab, dass alle diese Dinge funktionieren. Genau dieselbe Wissenschaft beschreibt den Treibhauseffekt (der immer mal gerne in Zweifel gezogen wird) und sagt voraus, dass bei Verbrennung von fossilen Brennstoffen, die Erde sich entsprechend erwärmt. Und wir verbrennen nunmal weltweit einen ganzen Haufen fossile Brennstoffe, die ganze Zeit.
Darüber hinaus weiß eigentlich jeder der ca. 30 ist nicht nur von den Wissenschaftler*innen, dass es (schnell) wärmer wird, sondern kann es aus eigener Erfahrung bestätigen. In meiner Wohngegend sind die Abende an denen man im Sommer kurzärmlig im Freien sitzen kann von max. 1-2 pro Sommer (waren immer ganz spezielle Ausnahmen) auf locker 20+ gestiegen. Klar gibt es auch da eine bestimmte Varianz von Jahr zu Jahr, aber um die Summe nicht zu merken muss man schon aktiv die Augen vor der Wahrheit verschließen.
Darüber hinaus ist eigentlich auch relativ klar, dass unser Gesellschaftssystem seit dem letzten großen Knall (2. Weltkrieg) ein paar Dinge grundlegend falsch gemacht hat:
- auf Nachhaltigkeit wurde (und wird) nicht gesetzt
- der Sozialstaat erodiert langsam (egal welche Partei, es ist höchstens unterschiedlich schnell)
- das Pensionssystem war (ist) schlecht konzipiert, viel zu lange wurde es auf Basis eines unendlichen Wachstums (an BIP und Bevölkerung - beides idiotische Annahmen) gestaltet
Und weil das jetzt alles weit Off-Topic scheint:
PoW-Mining und den Spekulationskryptohype als für die Menschheit sinnvoll zu argumentieren ist einfach schwierig. Wenn man sich hier im Thread die Argumente anschaut, dann geht das in erster Linie von:
- Gier ist gut (Dogma)
- Krypto ist die Zukunft (Dogma)
- Du kennst dich ja gar nicht aus, lies dich mal ein (ad hominem, meist ohne selbst irgend ein Argument zu bringen)
Aber es gibt auch differenzierte Argumente und der Zugang zu einem sicheren Währungssystem in fragwürdigen Regimes wie Venezuela erscheint mir natürlich auch als nachvollziehbarer Grund, wieso man so etwas braucht. Aber diese Regimes (i.e. Machthaberkreise) werden auch die ersten sein, die Kryptos verbieten sobald sie selbst nicht mehr die Profiteure davon sind. In westlichen Demokratien mit stabilen Währungen hingegen gibt es einfach keine Notwendigkeit sie zu verwenden.
Jeder Deutsche oder US-Amerikaner der Kryptos kauft verwendet das doch ausschließlich als Hochrisiko-Spekulation (Aktienvergleich) oder Hochrisiko-Anlage (Goldvergleich). Das gute alte Kapitalertragssystem.