Fire'fly schrieb:
Let's Player brauchen eine rechtliche Grundlage aber Internetmedien brauchen Flags um zu kennzeichnen ob es sich um Inhalt, Werbung oder schlicht Show handelt.
Mit der Problemidentifizierung stimme ich dir zu. Als es nur klassische Medien gab, war die Welt noch einfach. Professionelle Journalisten wurden bezahlt um objektiv zu berichten.
Seit im Internet jeder Material publizieren kann, findet jeder Depp Anhänger, Subscriber und Follower, die alles glauben was er veröffentlicht, ob das nun stimmt oder nicht.
Du schlägst vor, Internetinhalte, bzw. Inhalte von Amateuren daher anders zu behandeln als die professionel erstellten Inhalte. Doch wer soll die Klassifizierung vornehmen? Zweites Problem: die beiden Inhalte lassen sich immer weniger so einfach schwarz-weiß trennen!
Während die klassischen Medien durch den wachsenden Online-Konkkurrenzdruck teilweise kläglich scheitern und weniger qualitative Inhalte produzieren, ersteigen aus der großen Masse des Internet-Mülls immer mehr Perlen, deren Autoren zwar nicht immer genaus so ausgebildet wurden, aber auf andere Weise sehr professionel arbeiten und die zudem funktionierende Finanzierungsmodelle gefunden haben. Vergleichbar mit den klassischen Medien das in Amerika beliebte Sponsoring, wo z.B. ein Teil der Podcastzeit explizit als Werbung gekennzeichnet der Sponsor vorgestellt wird, Einnahmen durch Youtube - vergleichbar auch mit der Onlinewerbung auf Webseiten von Zeitungen, oder spendenfinanziert, via flattr oder Patreon.
Dass es auch Schleichwerbung gibt, wo ungekennzeichnet Werbemittel fließen mag sein und der Anteil ist vielleicht sogar höher als bei professionellen Erzeugnissen, ist aber auch dort mit Sicherheit nicht 0 und warum soll man deshalb jetzt alles aus dem Internet als Show oder Werbung bezeichnen, und das andere als objektive Berichterstattung?
Ich selbst finde mich dank des Internets und mit Hilfe von Bloggern, Youtubern und Podcastern deutlich vielfältiger und INSGESAMT objektiver informiert und besser unterhalten, als wenn ich nur Zugriff auf die ÖR und privaten Funkmedien und deutsche Zeitungen hätte. Einen weiteren Beitrag leisten natürlich noch ausländische Medien, aber um die geht es hier nicht - und da könnte man zudem noch über Geoblocking reden
Um zum konkreten Fall zurück zu kommen: man nehme z.B. Dragon Age 2. Angry Joe hat (zurecht) viel gelästert, vergab aber imo(!) faire 7/10 Punkten. PC Games vergab eine Wertung von 88%, während die Leser nur 63% werten. Schaut man mal in Metacritic, findet man natürlich auch viele Wertungen von Amateuren, aber auch die von den "objektiven" Profis gehen weit auseinander. Wired z.B. vergab für die XBox-Version gerade mal 50%, viele andere Wertungen gehen über die 90%.
Wo ist da die von dir genannte Objektivität? Da finde ich die Angry Joe-Wertung deutlich objektiver, obwohl es im Spielebereich sowas gar nicht geben kann, Tests sind immer subjektiv und nur durch MEHRERE Tests lässt sich ein halbwegs objektives Bild erstellen. Sicher findest du auch viele Gegenbeispiele wo Angry Joe ins Klo gegriffen hat (Risen 3... IMHO) aber diese Einstellung, dass nur Profis objektiv arbeiten finde ich... altmodisch.
Was wir brauchen ist mehr Medienkompetenz, dass möglichst jeder auch das Internet zur Meinungsbildung effektiver nutzen kann, und Onlineinhalte in einem produktiven Kampf mit den klassischen Medien stehen, anstatt dass irgendeine ach so "objektive" Instanz für uns das Internet in gut und schlecht einteilt oder gar noch zensiert.
Und wir brauchen natürlich kein LSR, dafür Recht auf remix und generell ein gescheites, modernes, EU-weites Urheberrecht! (man darf ja noch hoffen
)