Binalog schrieb:
Nein, es ist faktisch falsch, weil Erblasser und Erbe unterschiedliche Steuersubjekte darstellen.
Steuerrechtlich sicherlich ja. Sozial gesehen aber nicht.
Da muss der Staat schon wissen, in welche Richtung er seine Bürger erzieht. Gemeinwesen und Generationenverantwortung gehört offenbar nicht mehr dazu.
Binalog schrieb:
Wenn ich mir von meinem versteuertem Einkommen etwas kaufe, dann muss der Verkäufer im Falle eines Gewinns trotzdem Steuern bezahlen. Doppelbesteuerung? Blödsinn.
Aber genau so läuft unser System. Kaufst Du Dir ein Produkt, dann sind darin prozentual für die Erstellung anteilig bereits x- Mal Steuer, Gebühren und Abgaben errichtet worden. Lohnsteuer, Energieabgaben, Einkommenssteuer usw. usf.
Das meine ich mit Mehrfachbesteuerung. Ein Extrembeispiel ist Sprit.
Nimmt man den Spritpreis so liegt der effektive Steuersatz um die 220%.
Sprit kauft sich der normale Autofahrer aber mit bereits versteuertem Einkommen womit die Gesamtsteuerquote und die Mehrfachabschöpfung in der gesamten Konsumkette utopische Höhen erreichen kann.
Spitze des Eisberges ist die europäische Mehrwertsteuersystemrichtlinie, die eine Erhebung von Mehrwertsteuer auf bereits aufgeschlagene Steuern ermöglicht.
Der Staat kassiert also auf seine eigens festgelegten Steuern (oder für Steuern, die er als Abgaben oder Gebühr umdeutet) dafür nochmals einen Aufschlag.
Binalog schrieb:
Der Erbe leistet im Zweifelsfall nicht mehr als eine Unterschrift bei der Annahme des Erbes.
Der Erbe ist im Zweifelsfall der Verantwortungsträger für geschaffenes Vermögen innerhalb des sozialen Konstrukts Familie. Hier wird so getan, als ob der Erbe grundsätzlich alles verkauft und dann an der Bar versäuft.
Dieses Konstrukt ist seit Entstehung der Menschheit das Schutzschild, welche das Überleben sichert auch wenn alle übergeordneten Instanzen scheitern. Wie bereits oben geschrieben.
Dass der Staat versucht seine Einflusssphäre immer weiter in diesen Bereich auszudehnen, gegenseitige Verantwortung und Absicherung vom Verbund Familie trennen will, ist kein Geheimnis aber letztendlich nur eine weitere fragwürdige Entwicklung innerhalb unseres Gesellschaftssystems, da dadurch immer weiter (meines Erachtens gefährliche) Abhängigkeiten geschaffen werden.
Binalog schrieb:
Wenn der Erblasser zu Lebzeiten mehr von seinem Brutto behalten, dann kann er dieses Geld sehr fürsorglich in die Ausbildung seiner Kinder stecken. Diese Bildung wird den Kindern helfen zu verstehen, weshalb man immer versuchen sollte selbst etwas zu leisten und nicht auf "Ich erbe mal die Hütte meiner Eltern!" zu setzen. Über 80% der Hütte dürften sie sich ohne Eigenlesitung trotzdem freuen.
Du wägst zwei gleichberechtigt wichtige Vorsorgemaßnahmen hier gegeneinander ab.
Binalog schrieb:
Nur von Leuten die "Doppelbesteuerung" rufen und nicht auf die Diskrepanz zwischen 2 % Erbschaftssteueraufkommen und den bis zu zweistelligen Einkommenssteuersätzen eingehen wollen.
Du betreibst hier das linke Tasche/rechte Tasche spiel. Die Definitionsumdeutung ändert am Ergebnis nichts.
Und wenn Du oben schreibst, dass alles "Aufkommensneutral" laufen soll, braucht es Deine Maßnahmen nicht, da sie keinen Effekt zeigen.
Binalog schrieb:
Die "armen Erben" sind doch ein schlechter Witz.
Ebenso wie der "arme Staat" oder in der heutigen Gesellschaft die "arme, abgehängte" Unterschicht.
Fürht doch der Verantwortungsentzug bzw. Übertrag an den Staat, dessen Bevormundung und fortlaufende Abstraktion von einem selbstbestimmten Leben hin zu einer Vollkasko- Hängematte für möglichst autark abgeschottete Individuen eben zielgerichtet in genau diese Verhältnisse.
Binalog schrieb:
Zunächst mal hat jeder Erbe das Recht das Erbe auszuschlagen, was bei Schulden auch Sinn macht (obwohl hier damit das Prinzip Chance-Risiko aufgeweicht wird).
Sehe ich auch so.
Binalog schrieb:
Sollte der Nachlass einen merklichen Betrag darstellen, dann wird der Erbe sein Erbe antreten, auch bei 20 % Steuerlast. Er erbt ein Haus im Wert von 500.000 € und muss nun 100.000 € Erbschaftssteuer entrichten. Er wird mit dieser Sicherheit bei jeder Bank sofort einen Kredit über 100.000 € bekommen.
...womit sich viele, die sich moralisch dem Erhalt des Erbes gegenüber verpflichtet sehen, bereits in eine Schuldenfalle begeben. Verlässlichkeit und Kolkulationsrisiko sind in diesem Falle das Stichwort.
Ich schufte mein Leben lang, um ein Eigenheim zu schaffen, welches man an seine Kinder vererben kann.
Jetzt explodieren die Immobilienpreise aber die Lohentwicklung bei den Kindern nicht adäquat.
Das Kind kann sich unter Umständen diese Immobilie, obwohl sich der praktische Gebrauchswert nicht geändert hat, durch die dem Verkehrswert prozentual entsprechende Erbschaftssteuer nicht mehr leisten.
Es muss verkaufen. damit Kredite für die Erbschaft tilgen und für die Einnahmen aus dem Verkauf erneut erheblich Steuern abdrücken.
Andererseits müsste ein Kredit aufgenommen werden.
Die Zinsen tilgen wiederum erneut einen Teil des Erbschaftsbetrags und um einen höheren Mehrwert zur Tilgung der ganzen Sache zu erarbeiten, wird es dann wieder notwendig durch die Progression mehr Steuern abzuführen.
Wie man es dreht und wendet. Es bleibt beim Zugriff des Staates auf bereits versteuertes Vermögen, weil sich dieser anmaßt besser zu wissen, wie man mit Geld und Eigentum umzugehen hat, als diejenigen, die es erwirtschaften.
Binalog schrieb:
Eigenleistung muss angreitzt und belohnt werden, nicht Müßiggang und Erbschaft.
Genau durch diesen Satz zeigt sich bereits dein innerer Bias, mit dem diese Diskussion letztendlich grundsätzlich zum Scheitern verurteilt ist und wie einzig monetär fokussiert Du dieses Thema betrachtest.
Wenn Du ein Grundstück erbst, kannst Du davon nicht abbeissen.
Willst Du es z.B. dann für die nächste Generation erhalten, zieht es dauerhaft weitere Kosten nach sich, die Du unter Anderem wieder als Steuer an den Staat abführen musst, womit Du dem Grundsatz "Eigentum verpflichtet" so oder so schon nachkommst. Die tatsächliche Einkommenssituation verschlechtert sich dadurch wieder.
Und das genau in den Jungen Jahren, wo man einkommenstechnisch oft jeder Belastung erstmal aus dem Weg gehen will.
Aber nicht falsch verstehen- Generell bin ich dafür, dass die Vermögenden dem Staat von mir aus auch deutlich mehr zurückgeben, als es der "normalo" tut.
Nur ist die Frage an welcher der vielen Stellschrauben man dreht, um dies
gerecht und ohne Schlupfloch auch für höchste Einkommensschichten effektiv einfordern zu können.
Vielleicht kann man aber auch in Sachen Erbe für gewisse Dinge (Haus, Grund) eine Art Haltefrist einführen, so dass die Erbschaftssteuer nur fällig wird, wenn man das Erbe innerhalb von 20 Jahren zu Geld macht oder verprasst.
Oder oder oder.... Ich weiss ja auch nicht. Wie oft hat man sich schon kluge Dinge ausgedacht, auch in der Politik, aber dabei teils unkontrollierbare Folgeeffekte dabei nicht bedacht...
Deswegen stellt obiges Post auch eher meine Gedankengänge dazu dar. Quasi ein innerer Monolog zur Abwägung möglicher Folgen. Ohne Gewähr auf Richtigkeit, ja stellenweise noch nicht mal 100%iger Überzeugung, die dann eher von Erfahrungswerten aus dem Umfeld gespeist wird...
Mag sein, dass in Summe Dein Ansatz vielleicht sogar mehr "bewirkt". Ich weiss es nicht. Ich bin nur ein grundsätzlicher Befürworter von grundsätzlich weniger Eingriffen durch den Staat.