Naja... ich muss echt sagen - die Diskussion wurde erst jetzt für mich interessant. Aber jetzt ist mir die Lust daran vergangen. Ich bin dir trotzdem dankbar, dass du die Nerven behalten hast. Ich habe nämlich soviele negative Erfahrungen in solchen Diskussionen gemacht, dass mir schnell der Kragen platzt. Und das nervt mich selbst auch total, weil ich kein Interesse an einem Geplänkel habe. Aber wie gesagt - danke für dein ehrliches Feedback.
So, nun zum Rest vom Thema. Vielleicht komme ich einmal darauf zurück aber jetzt hab ich keine Lust es zu diskutieren. Vielleicht nur soviel dazu. Ich bin ein Mensch, der mit Menschen sympathisiert, die meinen, der erste Fehler des Menschen war das Feuer zu entdecken. Ich sympathisiere mit dem Archaischen (das Mythische, Dionysische, Chaotische) mehr als mit dem Modernen. Ich glaube, dass in der natürlichen Dummheit mehr Überlebensinstinkt vorhanden ist als in der künstlichen Intelligenz. Letztere mag sicherlich ihre punktuellen Erfolge haben, aber die Kosten dafür können wir uns nicht einmal vorstellen. Klimawandel, Atombomben, Massentierhaltung, usw.
Summa summarum ist der Mensch für mich nicht an der Spitze. Seine Theorien sind alle unlebendig - sie sind tote Modelle die je nach Mode aufblühen oder vergehen.
Ich bin auch zwiegespalten zwischen Modernde und Postmodernismus, neige aber eher letzterem zu. Was mich wirklich kränkt ist der Zeitgeist. Diese ständigen Wertediskussionen und alles wird daran verknüpft. Man tut so als seien Werte etwas was jeder Mensch für sich selbst bestimmen kann, aber in Wirklichkeit lässt einem die Gesellschaft immer weniger Wahl offen. Und das verändert die Menschen und leider nicht zum besseren.
Und in Wirklichkeit hasse ich Wertediskussionen! Wie gesagt, ich bin hier echt liberal und habs nicht nötig anderen Vorträge zu halten. Diese (meine) Lebenseinstellung verbreitet sich auf ganz anderen zwischenmenschlichen Kanälen - und nicht nur als Proposition, Imperativ, Theorie. Und ich kann es nicht ausstehen wenn social justice warriors anderen online irgendwelche allgemeinen Vorträge halten, wie man zu sein habe. Eine Kränkung ist - wie sind solche Menschen möglich? So aggressiv, so einseitig, ignorant, herrschsüchtig, vernichtend, fundamentalistisch.
Ich wollte nie mainstream werden und plötzlich ist aber alles mainstream. Alles ist gleich, austauschbar, wertvoll und wertlos zugleich. Und angeblich soll dadurch alles besser werden. Aber für ein gutes Leben ist jeder letzten Endes selbst verantwortlich und nicht der Staat, der sich hier viel zu viel einmischt.
Zum Abschluss noch ein Zitat von Jean Baudrillard: "Wäre die Linke eine Gattung, und würde sie den Gesetzen der natürlichen Auslese folgen, so wäre sie schon längst ausgestorben."