Seppuku schrieb:
Warum du die Gültigkeit einer anderen Interpretation grundsätzlich ausschließt (obwohl sie wie oben belegt auch vom Fachpersonal verwendet wird), erschließt sich mir nicht wirklich...
a) weil ich selber zum Fachpersonal gehöre ich
b) weiß, dass es ZU ALLEM unterschiedliche Interpretationen gibt,
c) man sich jedoch für eine zielführende Diskussion auf eine Wortdeutung einigen muss. Sonst redet man
d) aneinander vorbei.
Und die Duden-Definition ist für mich maßgeblich, die eben sprachlich logisch keine andere Definition als die von mir dargelegte möglich macht.
Seppuku schrieb:
Verstehe ich das dann richtig, dass du dann von keiner Assimilation mehr sprichst, wenn die zweite Gruppe sich auch nur in einem Punkt der anderen angleicht
Ja, der Duden definiert es so.
Seppuku schrieb:
oder assimilieren sich dann beide Seiten
Hehe, nö. Hier zeigt sich, dass Assimilation nur einseitig sein kann. Denn wenn zwei Seiten sich gegenseitig assimilieren könnten, wäre am Ende gar nichts mehr da.
Seppuku schrieb:
es wäre aber trotzdem sinnvoll, wenigstens hier den Begriff einheitlich zu verwenden, damit man nicht aneinander vorbei redet.
Absolut richtig!
Assimilation = "Angleichung eines Einzelnen oder einer Gruppe an die Eigenart einer anderen Gruppe, eines anderen Volkes"
Integration = "Verbindung einer Vielheit von einzelnen Personen oder Gruppen zu einer gesellschaftlichen und kulturellen Einheit" oder auch "Einbeziehung, Eingliederung in ein größeres Ganzes"
Quelle: Duden
Bei einer
Assimilation wird von einem Ausländer erwartet, dass er seine eigene Identität zu Gunsten der Deutschen aufgibt. Spricht man von
Integration, so einigt man sich zwar auf gemeinsame Grundlagen des Zusammenlebens, bezieht aber die kulturellen Eigenarten des Ausländers mit ein. So kann es nur bei einer Integration kulturelle Vielfalt in einem Land geben. Die PEGIDA will also eher eine Assimilation und keine Integration, weil Deutschland eben "deutsch" bleiben soll.
Seppuku schrieb:
Die in deinen Augen "falsche" Verwendung in fachlichspezifischen Publikationen
Wissenschaftliche Publikationen sind oftmals durch eine eigene Analytik geprägt. So ist es fachlich völlig korrekt, Assimilation als Wort in einem anderen Bedeutungszusammenhang zu verwenden, WENN man zu Beginn der Facharbeit auf die Definition des Wortes eingeht. Da es unzählige Fachpublikationen gibt und sicher auch etliche das Thema Assimilation anders auffassen, hilft uns das zum gegenseitigen Verständnis nicht weiter.
Deshalb gibt es sowas wie den Duden.
Seppuku schrieb:
ersetzen wir dann einfach gedanklich mit dem (hoffentlich) eindeutigen "Angleichen".
Wir können gerne Assimilation und Integration verwenden. Es muss nur klar sein, was damit gemeint ist. Assimilation ist dabei einseitig, weil der gemeine, vor Überfremdung schlotternde PEGIDA-Anhänger vom Ausländer erwartet, dass er sich gefälligst anpasst. Ein aufeinander Zugehen ist eher die Sache der Integration.
Seppuku schrieb:
Und nein, die Wirtschaft wird nicht zusammenbrechen, aber das individuelle Geschäft hat einen Nachteil gegenüber der religiös einheitlich einstellenden Konkurrenz.
Das stimmt, hier müssten wir auch erstmal negative Auswirkungen ertragen. Für mich ist ein solches Konstrukt jedoch alternativlos, denn wir sind verpflichtet, die positiven Rechte der Religionsfreiheit zu gewähren. Sowohl durch nationales als auch internationales Recht kodifiziert.
Seppuku schrieb:
Man müsste also dann den Samstag und den Sonntag gesetzlich schützen, damit jüdische Geschäfte nicht aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen werden doch an diesem zu öffnen?
Nein, ich sehe das als "Kann", nicht als "Muss". Schließlich ist die religiöse Ausübung eine freiwillige und private Sache. Einzig bei den Arbeitnehmerrechten ist ein "Muss" nötig, denn wenn man die Rechte des Menschen auf freie Religionsausübung nicht kodifiziert, wird mit Sicherheit entsprechender Druck auf die jeweiligen Arbeitnehmer ausgeübt.
Schrammler schrieb:
Was sagt dir das über diese Pegida-Forderung?
Es ist eine witzige Polemik, die vor Gruppen ausgesprochen zu einem "Genau!" führt. Alles andere wäre zu kompliziert.
Onkelhitman schrieb:
Stopp. Bedeutet das gleichzeitig, dass die Gesetze nicht schlechter werden können oder nur, dass sich Gesetze ins Schlechte senken können, wenn nur genug Menschen da sind, die das unterstützen?
Schlecht und Gut sind keine Kategorien der Gesetzgebung. Gesetze sollen u.a. ausgleichend wirken und vor allem Grund- und Menschenrechte berücksichtigen. Manche Ehemänner fanden es sicher schlecht, dass sie mit Vergewaltigung in der Ehe nicht mehr durchkommen. Die Würde der Frau ist jedoch ein höheres Rechtsgut, das nicht mit dem patriarchischen Gedanken des Mannes ad absurdum geführt werden darf und kann.
Onkelhitman schrieb:
Das bedeutet, wenn sich die christlichen Menschen wieder besinnen auf "ihre Religion", kann es durchaus sein, dass den Schwulen und Lesben wieder Gesetze zur Gleichstellung vor dem Gesetz entzogen werden?
Die gesetzliche Gleichstellung der Schwulen und Lesben sehe ich als deduktive Folge von sowohl internationaler Rechtssprechung, als auch von Verfassungsteilen mit Ewigkeitscharakter. Sollten die Mehrheiten im Bundestag entsprechend sein, dass wir zu mittelalterlicher Vorstellung zurückkehren, dann müsste als allererstes der Bundespräsident das Gesetz wegen fehlender Verfassungsmäßigkeit kassieren. Danach der EUGH für Menschenrechte usw.