Viel lieber würdest du es sehen, wenn du deine Lebensweise schön weiter ausleben könntest, hm? Alle Vorzüge, aber keine Nachteile. Es sollte klar sein, dass es so eben nicht laufen kann. Den wirtschaftlichen Status hat sich Deutschland durch harte Arbeit erkämpft. Die Sozialsysteme funktionieren nur so lange, wie es genug Leute gibt, die sie füttern und sich nicht alle in die Hängematte legen. Das Rechtssystem funktioniert nur so lange, wie es uneingeschränkte Gültigkeit hat und ihm auch von allen Gruppen der notwendige Respekt entgegen gebracht wird.
Wenn ich mir diesen Spruch nicht mehr anhören möchte, soll ich mich klar von meiner Heimat/Kultur/Mentalität trennen, einen Strich ziehen und mich als "Deutschen mit Migrationshintergrund" fühlen. Also ein Deutschtürke sein, ein Deutscher mit türk. Wurzeln, einer mit Migrationshintergrund.
Statt dessen willst du in Deutschland ein Türke sein, oder wie soll ich das verstehen? So funktioniert das aber nicht. Du kannst ein Türke in der Türkei sein. In Deutschland bist du bitte Deutscher. Staatsbürgerschaft und das ganze Drum und Dran.
Solange, wie du ein Türke in Deutschland sein willst, bist du hier nur Gast, und als Gast solltest du dich eben auch ein ganzes Stück weit gegenüber deinen Gastgebern zurück nehmen.
Und ja, ich sage eben genau das: Willst du in Deutschland leben, dann sei Deutscher. Über dem Reichstag steht schließlich auch nicht "DEM TÜRKISCHEN VOLKE". Dich stört etwas an Deutschland? Tja, dann hast du tatsächlich 2 Optionen: a) Du wanderst in das Land, dessen Nationalität du hast, aus. Dort kannst du dich dann mit den Problemen dieses Landes beschäftigen. Oder aber, du wählst Option b) Du wirst Deutscher. Das bringt dir aktives und passives Wahlrecht ein. Alles, was dich so sehr an diesem Land stört, kannst du dann vollkommen demokratisch ändern.
Aber sitz nicht hier und schmolle, weil dich niemand ernst nimmt, bloß weil du keine Wahl treffen kannst.
Ich bin hier nicht als Gast anwesend. Nicht ihr bezahlt meine Rente oder ihr füttert mich durch. Auch habt ihr nicht euer Eigenheim für mich bereit gestellt und mich erzogen. Ich bin ein Einwohner dieses Landes und gehe den Dingen nach, denen alle anderen auch nachgehen. Minus ohne ein Wahlrecht zu haben, also kein Bestimmungsrecht über meine Zukunft, was ich in Kauf nehme, da ich nicht Deutscher sein möchte. Aber alles andere ist gleich, zumindest auf Papier ist das.
Das Wahlrecht gehört aber eben dazu. Auch dieser Aspekt macht einen Deutschen eben zum Deutschen.
Und schließlich führt eben das eine zum anderen. Wir schotten uns ab und bilden unsere parallele Welt, was ich so gar nicht wirklich schlimm finde.
Auch nicht, wenn diese Parallelwelt oder eher -kultur am Ende den Rechtsstaat und seine Organe mit Füßen tritt? Genau das ist eben in vielen Städten bereits der Fall. Die entsprechenden Berichte wurden hier bereits ausführlich verlinkt.
Ich muss noch mal erwähnen, dass ich es sehr sehr sehr schade finde, dass die meisten aus meiner Generation, die sich als "Deutsch" fühlen, leider einer importierten Kultur angehören.
Und zu dieser importieren Kultur gehört auch das allseits beliebte Türkdeutsch. Dazu gehört der Dönermann um die Ecke. Zu dieser Kultur gehört der nette Vietnamese, dessen Gemüsestand mit einer Frische überzeugt, die Netto & Co tagtäglich die Schamesröte ins Gesicht treibt. Dazu gehört der Italiener nebenan, der dich für das letzte Länderspiel verflucht, dich aber trotzdem auf einen Cappuccino einlädt.... und dazu gehört Olga, die zwar n wirklich üblen Akzent hat, aber Gott verdammt, ist ihr Borschtsch gut.
Natürlich ist unsere Kultur importiert, aber gerade bei dem Kram, der von den Amis importiert wird, stecken doch oftmals urdeutsche Wurzeln drin. Neuschwanstein ist das Disney-Schloss, Grimms Märchen bilden den Stoff für allerhand Filme, Bier braut niemand so gut wie Tschechen und Deutsche, der erste SciFi-Film war ein deutsches Produkt,... und einer der bombastischsten Regisseure Hollywoods? Na, der ist gleich mal Deutscher, nur kriegt er da drüben eben die Mittel.
Ich liebe deutsche Musik, wirklich. Nein, ich rede nicht von der Volksmusik, sonder was wahrhaftig Deutsch ist (Schubert bis Haydn, Schwarzkopf bis Fischer-Dieskau). Und mit wie vielen Deutschen hatte ich schon den Genuss über echtes deutsches Kulturgut zu sprechen? Na, ratet mal...
Das ist auch wirklich starker Tobak. Was hast du erwartet? Du könntest eher noch jemanden finden, mit dem du eine Vorliebe für den Schimmelreiter teilen kannst, oder gar Effie Briest.
Aber wenn du was vom deutschen Kulturgut wissen willst, dann schau dir doch mal Krabat an. Oder ist das jetzt schon wieder nur importiert, weil Krabat ja kein "Deutscher", sondern ein Wende, ist? Oder frag mal nach dem Sagenschatz aus dem Harz. Sprich mal über Grimms Märchen, damit kann jeder etwas anfangen. Bring doch mal Bücher wie die Unendliche Geschichte aufs Tablett.
Und so sehr ich Caspar David Friedrich auch schätze, bei den Neuen Meistern sagen mir Gerhard Richter und Otto Dix doch weitaus mehr zu.
Übrigens, Haydn war Ösi. Deutsche haben sich abgewöhnt, Ösis als Deutsch zu vermarkten. Das ging beim letzten Mal derb nach hinten los.
Ich weiß nicht, was schlimmer ist. Diese Ungebildetheit, wo einer tatsächlich mit 0815 Namen kommt (vor allem die selbst Nachahmungen sind) im Vergleich zu echten Deutschen großen Namen oder dass ein Türke einem Deutschen erklären muss, was Deutsch ist und was wirklich gut ist.
Oh ja, erklär uns, was "wirklich gut" ist. Ist also nur gut, was mindestens 250 Jahre alt ist? Nein, eine Kultur kann sich durchaus auch entwickeln.
Und manchmal ist es auch einfach so, dass etwas zwar alt, aber keineswegs gut ist. Viele der alten Meister halte ich persönlich schlichtweg für zu schwülstig und süß.
Wie stehst du eigentlich zu Wagner-Opern?
Und die Sichtweite geht halt höchstens bis zu den 50ern, aber meistens immer die Jahresbreite, zu der man auch gehört.
Naheliegend, denn gerade so intensive & impulsive Künste wie Musik hängen einfach extrem stark an ihrer jeweiligen Zeitspanne. Ein Händel passt eben besser an einen absolutistischen Hof als ins gemütliche Wohnzimmer. Das ist aber kein Effekt, der Deutschland explizit befällt.
Das heißt aber nicht, dass diese Wurzeln vergessen sind. Plötzlich taucht das alte "O Fortuna" in einer Variation als "O Verona" in einer amerikanischen Verfilmung von Romeo und Julia auf. Mitten in einem Tenacious D - Album taucht plötzlich Bach auf. Musiker wie Yngwie Malmsteen verwenden klassische Spielarten, vor allem die schnellen & verspielten italienischen Aspekte, aber reproduzieren sie mit einer E-Gitarre.
Und davon rede ich. Wie assimiliert die meisten schon sind, dass sie die eigene Kultur vergessen haben. Das schlimme dabei ist, dass diese Kultur einzigartig und bewundernswert war, also nichts, was man vergessen haben sollte.
Es wird nicht vergessen, es wird nur transformiert. Bei Musik ist dieser Prozess schneller, bei langlebigeren Medien wie Schrift, Farbe und Stein hingegen verzögert sich der Effekt.